Ein Beruf, den einst Pfarrer Kneipp „erfand“
Jubiläum Die Kneippbademeister in Bad Wörishofen haben Grund zum Feiern – und Kinder erhalten Geschenke
Bad Wörishofen Als Pfarrer Sebastian Kneipp so viele Patienten zu behandeln hatte, dass er die Güsse und Anwendungen alleine nicht mehr bewältigen konnte, musste er sich Hilfe an seine Seite holen. Er tat dies, indem er sogenannte Gießerinnen oder Gießer anstellte. Damit war ein Beruf geboren, den es bis dahin noch gar nicht gab. Es waren die Vorläufer der heutigen Bademeister oder wie die Bezeichnung jetzt heißt: Kneipp’sche Therapeuten. „Recht gießen ist eine Kunst, vielleicht kommt es noch soweit, dass unsere Gießer Künstler werden“, ist als Zitat des Priesterarztes verbürgt.
Nach dem Zweiten Weltkrieg, vor nunmehr 70 Jahren, organisierten sich die damals viel begehrten Kneippbademeister in einem Verband, der nun zu seinem Jubiläum kein großes Fest veranstaltete, statt dessen Kneippstädter Kindergärten und den Hort von Christine Wind mit 160 original Kneipp’schen Waschhandschuhen beschenkte. Mit den Handschuhen, so die Erzieherinnen, gelinge der Einstieg in die ersten Kneippanwendungen bestens. Immerhin gibt es inzwischen in ganz Deutschland 435 vom Kneippbund zertifizierte Kneippkindergärten.
Heute hat der Verband immerhin noch 150 Mitglieder. An der Spitze steht Franz Zoller, seine Stellvertreterin ist Monika Metzger, die Kasse führt Wolfgang Huber, während Anna Cebulj als Schriftführerin fungiert. Den Gründungsvorstand bildeten damals Gottlieb Wissmiller, Martin Weikmann, Ferdinand Salzgeber und Maria Peter.
Erstmals nach langer Zeit fand im vergangenen Jahr an der SebastianKneipp-Schule Bad Wörishofen wieder eine eigene Ausbildung zum Kneippbademeister mit 10 Teilnehmern statt. Diese wird auch im Jahre 2020 dort wieder angeboten. Ansonsten ist eine Grundausbildung dazu im Studium zum Masseur oder Physiotherapeuten integriert. Zertifizierte Häuser müssen nachweisen, so Franz Zoller, dass ein Therapeut Kneippfortbildungen besucht hat. Der in der Kneippstadt ansässige Verband vertritt alle angestellten und selbstständigen Bademeister. Jedes Jahr finden Fortbildungen statt und einmal im Monat treffen sich die Mitglieder zu einem Stammtisch. Die Fortbildungen fanden früher auch in verschiedenen anderen Kneippkurorten statt, etwa in Kötzting. Heute ist meist Bad Wörishofen der Ausrichtungsort. Die nächste, die 70. Fachfortbildung, ist vom 27. November bis zum 1. Dezember in der Kuroase.
Weitere Aktivitäten sind Arbeitssitzungen, Besuche in Kindergärten, Kontakt zu Grundschulklassen oder die Teilnahme an Gedenktagen für Pfarrer Kneipp, um nur einige zu nennen. Auch der jährliche Kneipp-Erlebnistag wird vom Verband der Bademeister mitgetragen. Als Fußballstar Mario Götze, der ja aus dem Allgäu stammt, lange Zeit mit einer ziemlich rätselhaften Stoffwechselstörung zu kämpfen hatte, bot ihm Franz Zoller in einem Schreiben die Kneipp’sche Therapie als Hilfe an.