Schulfach Klima?
Bildung Italien ändert die Stundenpläne für alle Klassen. Bayern macht’s anders
München/Berlin Italiens Schüler sollen Klimaschutz in der Schule lernen. Das Land will das neue Fach „Klimawandel und nachhaltige Entwicklung“ab September 2020 für alle Schüler von der ersten bis zur letzten Klasse einführen. Rund einmal die Woche soll die Zukunft des Planeten Erde auf dem Stundenplan stehen. Bildungsminister Lorenzo Fioramonti von der Fünf-SterneBewegung erklärt seinen Entschluss so: Umwelt und Gesellschaft müssten „Mittelpunkt all dessen sein, was wir in der Schule lernen“. Grundschüler erfahren ihm zufolge etwa, wie verschiedene Kulturen ihre Umwelt behandeln. In höheren Klassen könne die UN-Agenda für eine nachhaltige Entwicklung bis 2030 Thema sein. Fioramonti hatte Italiens Schüler im September auch motiviert, an den „Fridays for Future“-Protesten teilzunehmen, statt in die Schule zu gehen.
Die deutsche Bildungsministerin Anja Karliczek (CDU) sieht das ganz anders. „Klimaschutz berührt mehrere Fächer wie Geografie, Biologie, wozu auch Ökologie gehört, oder Gemeinschaftskunde.“Die Schulen bemühten sich bereits, den Unterricht so zu gestalten, dass sich in ihm die Themen der Zeit widerspiegeln. „Das ist auch der richtige Weg.“Es würden immer wieder Wünsche laut, neue Fächer einzuführen. „Generell sehe dies skeptisch. Schule muss eine gute Grundbildung zum Ziel haben. Und dabei sollten die Bezüge zu den Herausforderungen der Zeit hergestellt werden.“
Aber natürlich entscheidet in Deutschland jedes Bundesland selbst über seine Lehrpläne. Doch auch Bayerns Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) will den Italienern nicht nacheifern: „Klimaschutz als eigenes Fach einzuführen, ist in Bayern absolut nicht notwendig. Das Thema ist im Lehrplan schon fest verankert.“Man müsse auch „nicht immer alles vorgeben“, findet Piazolo. Er glaube, dass projektorientiertes Arbeiten, orientiert an den Gegebenheiten vor Ort, den Schülern „am deutlichsten vermittelt, was Klimaschutz bedeutet“.
Auch Simone Fleischmann, Präsidentin des Lehrer- und Lehrerinnenverbands, stimmt Piazolo ausnahmsweise zu: „Ein eigenes Schulfach ist der falsche Weg“, erklärte sie unserer Redaktion. „In verschiedenen Fächern dafür Anknüpfungspunkte zu finden, das ist der richtige Ansatz.“In einem Punkt kritisiert sie die Bildungspolitik dennoch: „Man sollte sich schon einmal die Frage stellen, warum immer wieder über neue Schulfächer diskutiert wird. Statt über neue Fächer sollte man darüber diskutieren, wie man bestehende Lehrpläne entrümpeln kann, damit wir für solche Themen mehr Zeit haben.“