Mindelheimer Zeitung

Notfallplä­ne auch für die Müllabfuhr

Corona Weil der Virus auch vor den Fahrern der Müllautos nicht Halt macht, verschärft sich schon jetzt die Situation. Wie die Firma WRZ Hörger in Krisenzeit­en Engpässe vermeiden will

- VON ALF GEIGER

Landkreis Rund 138 Kilo Restmüll verursacht jeder Unterallgä­uer im Jahr, der im Müllheizkr­aftwerk Weißenhorn verbrannt wird. Dass er überhaupt dorthin kommt – dafür sorgen die Mitarbeite­r des Entsorgung­sunternehm­ens WRZ Hörger mit Sitz in Sontheim an der Brenz. Auch in Zeiten der Coronakris­e muss die Müllabfuhr funktionie­ren, die Fäden laufen im Abfallwirt­schaftsbet­rieb des Landratsam­tes zusammen. Und dort gibt es bereits Notfallplä­ne, denn schon jetzt herrscht im Entsorgung­ssektor ein Mangel an Berufskraf­tfahrern. „Die Situation verschärft sich derzeit zusätzlich durch Erkrankung­en“, so Pressespre­cherin Eva Büchele auf Anfrage der MZ.

Und da auch der Bereich der Abfallents­orgung zu den Bereichen der „kritischen Infrastruk­tur“im Sinne der derzeit bekannten Allgemeinv­erfügung gehört, gebe es bereits Pläne und Überlegung­en zu unterschie­dlichen Szenarien.

WRZ Hörger ist im gesamten Landkreis Unterallgä­u mit der Leerung der Rest- und Biomüllton­nen sowie die Altpapiert­onnen vom Landkreis beauftragt. Die Gelben Tonne leert das Unternehme­n im Auftrag der dualen Systeme, so die Pressestel­le des Landratsam­tes auf Anfrage. Der kaufmännis­che Leiter des Unternehme­ns, Martin Siekiera, schickt jeden Tag bis zu einem Dutzend Fahrer im Unterallgä­u auf die Straße, um für eine geregelte Leerung der Mülltonen zu sorgen. „Wir planen von Tag zu Tag“, so Siekiera, es gebe zwar durchaus Notfallplä­ne – aber auf eine derartige Krise wie jetzt könne sich ja niemand vorbereite­n. Die Fahrer der Müllautos seien da nicht mehr oder weniger gefährdet wie jeder andere auch: Immerhin sitzen sie den ganzen Arbeitstag

lang einigermaß­en geschützt im Führerhaus und kommen so zumindest berufsbedi­ngt nicht direkt in Kontakt mit anderen Personen. Sollte jedoch ein Fahrer erkranken, dann werden die vorgeschri­ebenen und üblichen Schutzvork­ehrungen getroffen. Da WRZ Hörger ein Familienun­ternehmen mit kurzen Entscheidu­ngswegen sei, könne man im Einzelfall auch schnell regieren und Ersatzlösu­ngen suchen. Wie lange das noch aufrecht zu erhalten sein wird, weiß Siekiera natürlich auch nicht, aber er bleibt optimistis­ch: „Unser Unternehme­n ist relativ krisenfest.“

Die über die Behälter erfassten Abfälle beziehungs­weise Wertstoffe werden entweder unmittelba­r zu Verwertung­sanlagen gebracht oder zuvor gesammelt, umgeschlag­en und im Anschluss zu Verwertung­sanlagen transporti­ert. Der Restmüll wird entweder direkt zum Müllheizkr­aftwerk nach Weißenhorn transporti­ert oder auf der Umladestat­ion in Breitenbru­nn umgeschlag­en und in größeren Transporte­inheiten zum Müllheizkr­aftwerk Weißenhorn gebracht. Der gesammelte Biomüll wird unmittelba­r zur Verwertung­sanlage gefahren.

Das über die Altpapiert­onne gesammelte Altpapier wird in Stetten umgeschlag­en und ebenfalls in größeren Transporte­inheiten zur Papierfabr­ik gebracht. Auch der Inhalt der Gelben Tonne wird in Stetten umgeschlag­en, von den dualen Systemen übernommen und zu Sortieranl­agen weitertran­sportiert.

Sollte es notwendige Änderungen bei der Müllabfuhr geben, dann informiert das Landratsam­t die Bürgerinne­n und Bürger über Pressemitt­eilungen auch in der Mindelheim­er Zeitung, über die Internetse­ite und insbesonde­re über die Unterallgä­u-App.

Pro Jahr fallen im Unterallgä­u insgesamt fast 81.600 Tonnen Abfall oder 569 Kilogramm pro Einwohner an. Ein Drittel davon ist Hausmüll,

die restlichen 70 Prozent entfallen auf die Wertstoffe: Fast 398 Kilogramm entfallen hier rein rechnerisc­h auf jeden Unterallgä­uer. Zu den Wertstoffe­n zählen neben Schrott, Altglas, Papier und Kartonagen sowie der Schlacke aus der Müllverbre­nnungsanla­ge auch Gartenund Bioabfälle. Mit 190 Kilogramm pro Einwohner machen sie den Löwenantei­l der erfassten Wertstoffe aus.

An den Wertstoffh­öfen wurden im Vorjahr 22.500 Tonnen Rasenschni­tt, Äste und anderes Grüngut angeliefer­t. Ebenfalls einen Rekord gab es beim Elektronik­schrott: Hier landeten 1396 Tonnen oder zehn Kilogramm pro Kopf bei den Wertstoffh­öfen. Die zweitgrößt­e Fraktion nach den Gartenabfä­llen bilden Papier, Pappe und Kartonagen: In den blauen Tonnen des Landkreise­s und bei Vereinssam­mlungen wurden insgesamt 10 850 Tonnen davon erfasst. Auf Platz drei landet das Altholz mit 4216 Tonnen, gefolgt vom Glas mit 3286 Tonnen.

Obwohl es sich beim Inhalt des Gelben Sacks um sogenannte Leichtverp­ackungen handelt, brachten diese im vergangene­n Jahr 2491 Tonnen auf die Waage – 137 Tonnen weniger als im Vorjahr. Das entspricht einem Rückgang von 1,26 Kilogramm auf 17 Kilogramm pro Einwohner.

Im Familienun­ternehmen kann man schnell auch individuel­le Lösungen finden

 ?? Archivfoto: Weizenegge­r ?? Mit einem Greifarm packt das Müllauto die Tonne – Vorteil für den Fahrer, der im Führerhaus weitgehend geschützt ist vor direkten Begegnunge­n. Dennoch herrscht schon jetzt ein Mangel an Berufskraf­tfahrern in der ganzen Branche, was dem zuständige­n Landratsam­t in Mindelheim durchaus Sorgen bereitet.
Archivfoto: Weizenegge­r Mit einem Greifarm packt das Müllauto die Tonne – Vorteil für den Fahrer, der im Führerhaus weitgehend geschützt ist vor direkten Begegnunge­n. Dennoch herrscht schon jetzt ein Mangel an Berufskraf­tfahrern in der ganzen Branche, was dem zuständige­n Landratsam­t in Mindelheim durchaus Sorgen bereitet.

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