Ist das ethisch vertretbar?
Zu „Bayern will Pfleger aus Rente holen“(Bayern) vom 21. März:
Gerade in Ausnahmesituationen, wie wir sie jetzt erleben, erfahren die Grundwerte einen Stresstest an Eigenverantwortung, an Achtsamkeit und Rücksichtnahme in der Lebensführung, in der gesellschaftlichen Mitverantwortung, kurzum an gefestigtem, reifem Charakter. Dazu gehört zweifelsohne ein Verständnis an Solidarität, das möglichst alle Belastungen berücksichtigt, generationsübergreifend handelt und vor allem die sog. Risikogruppen im Blick hat. Genau dies scheint mir aber nicht der Fall zu sein, wenn Pflegekräfte und Ärzte aus der Rente in den aktiven Dienst zurückgerufen werden sollen. „Wir werden jede helfende Hand brauchen“, formuliert Wissenschaftsminister Sibler. Da hat er recht, aber ist es ethisch vertretbar, Personen aus der Risikoebene wieder einzugliedern? Braucht diese Personengruppe nicht auch die Chance, möglichst nicht infiziert zu werden? Der Ansatz mit einem Engagement von Medizinstudenten scheint mir eher in die richtige und ethisch vertretbare Richtung zu weisen.
László Kasztner, Kaufbeuren mitbekommen, sind aber auch weder willens noch in der Lage, aus der Vergangenheit zu lernen. Diesen ewig Gestrigen sollte man einmal das Erlebnis gönnen, in der Waschküche eines Zweifamilienhauses, gelegen 300 Meter entfernt von Augsburgs MAN, eine unvorstellbare Bombennacht zu überleben. Mit großen völkisch-nationalistischen Sprüchen wäre es wohl ganz schnell vorbei, übrig bliebe gerade noch der Ruf nach einer Rolle Toilettenpapier. Hoffentlich kommen die getroffenen Gegenmaßnahmen nicht zu spät.
Rudi Ripperger, Augsburg