Corona-Patient null spricht über sein Leben nach der Erkrankung
Interview Ein 33-Jähriger aus dem Kreis Landsberg hatte sich als erster Deutscher mit dem Coronavirus infiziert. Wie es ihm seither erging und was er sich von der Forschung erhofft
Ende Januar waren Sie der erste Patient in Deutschland, der sich mit dem Coronavirus infiziert hatte. Haben Sie damals damit gerechnet, dass die Corona-Pandemie das Land derart hart erwischt?
Patient: Nein, ich habe nicht gedacht, dass es so viele Infizierte geben wird.
Sie sind wieder gesund. Gerade wird die Frage diskutiert, ob sich ein genesener Patient ein zweites Mal mit dem Virus infizieren kann – oder ob man dann immun ist. Wurde bei Ihnen untersucht, ob Ihr Körper Antikörper gegen das Coronavirus gebildet hat? Patient: Ja, zwei Mal. Das hat die Firma veranlasst, in der ich arbeite. Es wurden Mitte März in der Praxis des Betriebsarztes und Anfang April am Firmenstandort Proben genommen. Nicht nur von mir, sondern auch von anderen Mitarbeitern, die später erkrankt waren.
Wie war das Ergebnis?
Patient: Alle haben Antikörper gebildet. Der Unterschied bei meinen Proben war, dass die Zahl der Antikörper zwischen Mitte März und Anfang April abgenommen hat.
Wie ist das zu erklären?
Patient: Der Arzt hat mir das so erklärt, dass der Körper während der Erkrankung viele Antikörper bildet. Klingt die Erkrankung ab, werden weniger Antikörper gebildet. Aber die „Bauanleitung“für die Antikörper wird gespeichert. Eine Grundimmunität gegen Coronaviren sollte jetzt also da sein. Im Ergebnis der Laboruntersuchung steht, dass davon auszugehen ist, dass ich für einige Zeit immun bin.
Auch die Frage nach der Dauer der Immunität ist umstritten. Wissen Sie Genaueres?
Patient: In dem Ergebnis steht „Monate/Jahre“.
Mittlerweile sind die Infektionsketten kaum noch nachvollziehbar. Bei den ersten Fällen – auch bei Ihnen – war das anders. Wie haben Sie sich infiziert?
Patient: Ich habe mich bei einer chinesischen Arbeitskollegin angesteckt, mit der ich und zwei weitere Kollegen ein Meeting hatten.
Welche Symptome hatten Sie? Patient: Der Hals hat etwas gekratzt und ich hatte leichtes Fieber. Es war nicht dramatisch. Ich habe mich so fit gefühlt, dass ich auch wieder arbeiten gegangen wäre.
Als bekannt wurde, dass Ihre Kollegin das Virus in sich trägt, mussten Sie ins Krankenhaus nach Schwabing, weil ein Test bei Ihnen positiv war. Bis heute ist die Klinik führend in der Behandlung von Covid-19-Patienten. Wie haben Sie die Zeit dort erlebt? Patient: Ich war dort 18 Tage in Quarantäne. Ich habe deswegen den Geburtstag meiner Tochter verpasst. Was mich und die anderen Betroffenen im Nachhinein so ärgert, ist, dass wir dort festsaßen, auch als wir wieder gesund waren.
Was würden Sie sich im Umgang mit der Krankheit in Deutschland wünschen?
Patient: Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann, dass jetzt vermehrt untersucht wird, wer bereits Antikörper gebildet hat.
Das Robert-Koch-Institut plant schon ab der kommenden Woche Bluttests um herauszufinden, wie viele Menschen in Deutschland sich schon mit dem Virus infiziert haben und immun sind. Ihr Wunsch geht also in Erfüllung. Wie fühlen Sie sich selbst als genesener Patient, arbeiten Sie mittlerweile wieder? Patient: Ja, ich musste aber lange warten. Das lag an Auflagen des Gesundheitsamtes. In der Nase, dem Rachen und der Lunge war das Virus nicht mehr nachweisbar, aber geringste Mengen im Stuhlgang.
Sie haben eine kleine Tochter und Ihre Frau ist schwanger. Wie ist Ihr Leben zu Hause in Zeiten der Ausgangsbeschränkungen?
Patient: Das Wichtigste: Wir sind alle gesund. Meine Tochter und meine Frau wurden ja negativ getestet. Zu Hause läuft derzeit alles auf Sparflamme. Wir halten uns natürlich an die Ausgangsbeschränkung, treffen keine Freunde.