Die Käserei Mang darf wachsen
Wirtschaft Der Kammlacher Gemeinderat stimmt einer Bauvoranfrage des Unternehmens für ein Logistikzentrum zu, stellt aber mehrere Bedingungen
Kammlach Die Käserei Mang in Kammlach, die zur ChampignonHofmeister-Gruppe gehört, will wachsen – und hat dafür nun das Okay der Gemeinde bekommen. Diese hatte vor rund zwei Jahren bereits grünes Licht für eine mögliche Erweiterung der Produktion gegeben und den Flächennutzungs- sowie den Bebauungsplan für die dafür benötigten Grundstücke entsprechend geändert. In seiner jüngsten Sitzung stimmte der Gemeinderat nun mehrheitlich einer Bauvoranfrage zum Bau eines Logistikzentrums zu. Allerdings ist die Zusage an mehrere Bedingungen geknüpft.
Sie hängen nicht zuletzt mit der Verkehrsbelastung zusammen, die in Kammlach schon seit Jahren ein Dauerthema ist – und die mit ein Grund dafür sein dürfte, dass rund 30 Besucher die Sitzung in der Mehrzweckhalle der Schule verfolgten: Viele befürchten, dass nach dem Bau des Logistikzentrums und der Erweiterung der Produktion noch mehr Lastwagen als bisher auf der Hauptstraße der beiden Orte unterwegs sind und auf der ehemaligen B18 (jetzt Staatsstraße 2037), die durch Oberkammlach führt.
In der Sitzung betonte MangWerksleiter Jürgen Corpus, dass das Unternehmen um diese Belastung weiß – und deshalb großes Interesse an einer Zufahrt östlich des Betriebsgeländes habe. Diese habe die Gemeinde bereits seit rund zwei Jahren beschäftigt, sagte Bürgermeister Josef Steidele. Er hat mit dem Staatlichen Bauamt in Kempten und der Regierung von Schwaben über eine Lösung gesprochen – und auch mit 24 Grundstückseigentümern, die für den Ausbau eines Feldweges zur Straße Grund an die Gemeinde verkaufen müssten. Geplant ist demnach, den Feldweg von der Auerbachstraße bis zur Kreuzung der alten B18 mit der Staatsstraße 2518, die ins Interkommunale Gewerbegebiet führt, auszubauen. An der Kreuzung könnte ein Kreisverkehr entstehen. Die Kosten dafür würden sich die Gemeinde und das Staatliche Bauamt in Kempten teilen. Am Aus
des Feldwegs würde sich die Käserei Mang finanziell beteiligen. In welcher Höhe ist laut Bürgermeister Josef Steidele noch offen und wäre Teil eines städtebaulichen Vertrages.
Wie er weiter erklärte, möchte die Gemeinde die Straße so auslegen, dass sie später auch zur Staatsstraße ausgebaut werden könnte und damit zu einer bereits seit Langem geforderten Umgehung für Kammlach. Diese bereits jetzt anzugehen, ist dem Bürgermeister zufolge aber keine Option: „Die Umgehung müsste in einem Guss bis Unterkammlach geplant und gebaut werden, um eine Förderung zu bekommen.“Bislang sei aber noch nicht geklärt, wie die Straße im Osten von Unterkammlach weitergeführt werden könnte. Das Ganze dauere deshalb viel zu lange, falls die Firma Mang schon bald bauen möchte. „Da ist der Spatz in der Hand besser als die Taube auf dem Dach“, so Steidele im Gespräch mit der MZ.
Die Gemeinde schlägt mit der geplanten Zufahrt einen Weg ein, für den sich im Vorfeld die Gemeinderäte Raphael Schwab und Erhard Singer mit einem Antrag eingesetzt hatten. Darin hatten sie gefordert, vor einer Entscheidung über die geplante Erweiterung über die künftige Verkehrsführung zu beraten. Thilo Mang sprach sich als Vertreter der neu gewählten Gemeinderäte ebenfalls für ein ganzheitliches Verkehrskonzept aus, das auch einen etwaigen Kiesabbau östlich von Unterkammlach berücksichtigt.
Um Streitigkeiten im Dorf zu vermeiden und dem neuen Gemeinderat keinen Flickenteppich aus nicht geplanten Verkehrswegen zu hinterlassen, schlug er vor, die Bauvoranfrage unter den folgenden Vorbehalt zu stellen: „Das Logistikzentrum darf erst dann gebaut werden, wenn alle rechtlichen und finanziellen Sachverhalte für den östlichen Zubringer des Logistikzentrums Hofmeister geklärt worden sind.“Der Zubringer müsse so konzipiert sein, dass er später ohne weitere Ausbaumaßnahmen und Grundstücksverhandlungen als Umbau gehungsstraße genutzt und weitergeführt werden könne. „Zudem muss eine spätere Anbindung des Zubringers oder dessen Weiterführung an die Konzentrationsfläche Kiesabbau möglich sein.“
Ganz so weit gingen die Gemeinderäte in ihrem Beschluss dann zwar nicht, stellten diesen aber unter mehrere Bedingungen. Dazu gehört an erster Stelle, dass die Zuwegung für den Logistik- und Versandbereich von Osten her zu erfolgen hat. Für die Herstellung der Zufahrt muss ein städtebaulicher Vertrag zwischen der Gemeinde und den Mang-Werken geschlossen werden, der die Kostenverteilung regelt. Außerdem müssen die Mang-Werke Lkw-Unternehmen verpflichten, die Autobahn zu nutzen. Die Wasserversorgung müssen sie über die eigenen Tiefbrunnen sicherstellen und das Abwasser über die vorhandene Kanalisation des Hauptbetriebs einleiten. Die Gebäudehöhen sind an den jetzigen Baukörper anzupassen. Zu guter Letzt empfiehlt der Gemeinderat auf den
Dächern der Lagerhallen Fotovoltaikanlagen zu installieren.
Im Vorfeld der Abstimmung hatte auch noch Zuhörer Roman Unglert versucht, das Wort zu ergreifen, was ihm jedoch verwehrt wurde. „Das ist eine Gemeinderatssitzung und keine öffentliche Diskussionsveranstaltung“, stellte Gemeinderat Roland Wiedemann klar. Das Projekt sei in jeder Hinsicht zu begrüßen. Anders sah das offenbar nur Raphael Schwab, der seine Zustimmung verweigerte. Gemeinderat Ulrich Bögle hatte nicht mit abgestimmt, weil ihm eines der beiden Grundstücke gehört, auf denen das Logistikzentrum entstehen könnte. Bürgermeister Steidele als sein Schwager nahm ebenfalls nicht teil.
Er und seine Stellvertreterin Birgit Steudter-Adl Amini hatte zuvor erläutert, warum die Entscheidung noch in der vorletzten Sitzung des Gemeinderates fallen musste und nicht in die neue Legislaturperiode verschoben werden konnte: Da über eine Bauvoranfrage innerhalb von 90 Tagen entschieden werden muss und diese bereits im Januar eingegangen ist, drängte nun die Zeit. Der Gemeinderat habe die Bauvoranfrage zwar in nichtöffentlicher Sitzung bereits behandelt, dann aber seien coronabedingt Sitzungen untersagt und erst jetzt wieder erlaubt worden.
Kaum eine Rolle spielte in der Sitzung die Größe des geplanten Logistikzentrums. Es könnte wie die bestehenden Gebäude 20 Meter hoch werden sowie rund 250 Meter lang und 20 Meter breit. Werksleiter Corpus betonte allerdings mehrfach: „Wir reden hier über eine Vision.“Bei einer Erweiterung der Produktion rechnet er nicht mit wesentlich mehr Verkehr: Statt der bisher zehn liefern dann voraussichtlich rund 15 Milchtankwagen mit Anhänger die Milch an. Durch das Logistikzentrum kämen bis zu acht Fahrzeuge pro Stunde dazu – „vom Postboten bis zum Müllauto“, so Corpus, der versicherte, dass diese Zahlen nicht schöngerechnet worden seien. Die Zahl der Mitarbeiter würde dann von bisher rund 100 auf 380 steigen, darunter Spezialisten, aber auch etliche Hilfskräfte.