Klingt wie neu
Audio In alten Autos stecken meist alte Radios. Die sehen zwar schön aus, verbreiten häufig aber einen grässlichen Sound. Das muss nicht sein: Es gibt neue Radios in alter Optik oder Möglichkeiten der Modernisierung
außen klingt der Oldtimer satt. Tiefes Blubbern, leichtes Schlürfen. Doch innen ertönen beim Dreh am Radio nur krächzende Geräusche. Alte Radios in Oldtimern können die Fahrt verderben. Deshalb haben sich Hersteller wie Retrosound auf neue Radios in alter Optik spezialisiert und tüftelnde Spezialisten hauchen alten klassischen Radios wieder harten Rock ein. Christoph de Leuw von der Computerbild sieht in vielen auf alt getrimmten Autoradios keine Alternative. „Die Radios entpuppen sich oft als billig und sind das Geld nicht wert“, sagt er. Kunden sollten auf eine zum Auto passende Optik achten. „Im Extremfall ist mit einem modernen Radio kein H-Kennzeichen möglich, weil es nicht dem originalen Eindruck entspricht.“Abmessungen und Anschlüsse sind selten ein Problem, vor dem Kauf empfiehlt sich dennoch ein Blick auf die Elektrik im eigenen Auto.
„Manche US-Oldtimer haben andere Schächte, ganz alte Fahrzeuge haben eine 6-Volt-Anlage, bei britischen Fahrzeugen läuft Plus über die Karosserie“, erklärt de Leuw. Blaupunkt bietet mit dem Bremen SQR46 DAB+ ein Autoradio mit moderner Technik in der Optik der 80er Jahre. So besitzt es DAB+-Tuner, Bluetooth sowie Anschlüsse für USB, Klinke und SD-Karte. „Das Radio funktioniert und klingt gut, ist mit rund 450 Euro aber kein Schnäppchen“, sagt de Leuw.
In Mercedes-Modellen steckte früher oft ein Becker-Radio. Dazu
es eine Vielzahl von Einbausätzen für verschiedenste Hersteller wie Aston Martin, Jaguar, Porsche oder VW. Vor einigen Jahren übernahm Königs-Klassik-Radios die Lagerbestände und kann nun Becker-Radios von 1940 bis Mitte der 1990er Jahre mit neuen Originalteilen überholen oder restaurieren. Neues Innenleben in alten Radios wird nicht angeboten, dafür ein Aux-in-Eingang, über den sich oft Zusatzmodule stecken lassen.
Interessant ist für Oldtimer-Besitzer eine Kombination von Radio und Navi im Standard-Radio-DINSchacht. „Fest eingebaute und sichtbare Anlagen in alten Fahrzeugen sind aber nicht schön und werden bei einer H-Abnahme oft nicht akzeptiert“, sagt Jan Hennen vom Deuvet, dem Bundesverband OldtiVon mer-Youngtimer. Versteckte Installationen seien manchmal die bessere Lösung – oder die Navigation über eine App auf dem Smartphone.
Ob sich ein guter Klang in ein historisches Fahrzeug integrieren lässt, hängt nicht unbedingt vom Radio ab, sondern auch vom Fahrzeug. „Manche Autos sind so laut, dass gar kein guter Klang möglich ist“, sagt de Leuw. „Oder es fehlt der Platz für gute Lautsprecher.“Dagegen lassen sich in anderen Autos Lautsprecher austauschen.
Eine Alternative können Bluetooth-Lautsprecher sein. „Sie sind unkompliziert und vergleichsweise günstig – für unter 200 Euro gibt es kleine Bluetooth-Lautsprecher mit ordentlichem Klang“, so de Leuw. „Aber sie müssen sicher befestigt werden.“Dazu komme eine Haltegab rung fürs Smartphone, was den optischen Eindruck störe. Außerdem lenke die Bedienung während der Fahrt übers Smartphone schnell ab.
Von dem Kauf alter Radios auf Versteigerungsplattformen rät de Leuw ab. „In der Regel sind die Radios genauso alt wie das eigene, das Interessenten ersetzen wollen.“Etwas anderes sei es, wenn das originale Radio professionell aufbereitet wurde.
Peter Wallich von Youngtimerradio in Ellerdorf hat sich genau darauf spezialisiert. Seit 15 Jahren repariert, wartet und modernisiert er Radios aus dem Zeitraum von 1930 bis in die späten 1990er Jahre. Vor allem Besitzer von Youngtimern, also Autos bis 30 Jahre, nutzen seine Dienste. „Ganz gleich, ob bei BMW, Audi, Opel, Mercedes oder
Porsche. Nicht nur das Blech wird alt, sondern auch das Radio“, sagt Wallich.
So trocknen die oft in Radios verbauten Elektrolytkondensatoren aus und speichern keinen Strom mehr, Kontakte korrodieren und Tasten fallen ab. „Dann hilft nur der Austausch der defekten Teile und eine Überholung der Elektronik in Verbindung mit einer Klangoptimierung“, sagt Wallich.
Neben der Reparatur modernisiert er die Musikquellen mit Bluetooth oder Klinkenanschluss. So können Autofahrer das Radio mit ihrem Smartphone oder MP3-Player verbinden. Mit einer kleinen zusätzlichen Fernbedienung lassen sich die Lieder vor- und zurückspulen oder auswählen.