Die Gotteshäuser öffnen „Schritt für Schritt“
Pandemie Gläubige in der Region feiern am kommenden Wochenende wieder gemeinsam erste Gottesdienste. Aber die Auflagen sind streng
Mindelheim Mit Einschränkungen in der Corona-Krise haben auch die Kirchen und andere Religionsgemeinschaften in Mindelheim und in der Region zu kämpfen – alle Gottesdienste und Treffen waren abgesagt. Doch nun zeigt sich wieder Licht am Ende des Tunnels. Gottesdienste sind trotz Corona wieder erlaubt, allerdings unter strengen Auflagen. Vieles, was Gläubige mit einem Kirchgang verbinden, ist vorerst nicht mehr möglich.
In Abstimmung mit der Staatsregierung haben die Diözesen im Freistaat ein Schutzkonzept festgelegt. Vor diesem Hintergrund haben sich auch die katholischen Geistlichen im Dekanat Mindelheim mit Dekan Andreas Straub beraten, wie Messen in ihren Pfarreiengemeinschaften gefeiert werden könnten. Mit dem ernannten Bischof Bertram Meier sind sich die Pfarrer einig, nicht gleich das „volle Programm“zu fahren, sondern mit dem kirchlichen Leben Schritt für Schritt wieder zu beginnen.
Wie von der Diözese Augsburg festgelegt, dürfen seit gestern wieder öffentliche Gottesdienste in den beiden größten Kirchen einer Pfarreiengemeinschaft gefeiert werden. Für Mindelheim wurden die Pfarrkirche St. Stephan und das Gotteshaus in Unterkammlach ausgewählt. Auf die Seelsorger kommt mit den Vorbereitungen für die Gottesdienste viel Arbeit zu. Ihre Aufgabe ist es, die maximale Zahl der Kirchenbesucher festzulegen, für die hygienischen Regelungen Sorge zu tragen und darauf zu achten, dass von den Gläubigen ein Abstand von zwei
Metern in alle Richtungen eingehalten wird. Die Kirchgänger müssen Mundschutz tragen und ihr eigenes Gesangbuch mitbringen. Wie Dekan Straub informierte, sind die Laufwege in der Kirche als „Einbahnstraße“markiert, um ein Zusammentreffen zu verhindern. Zudem sind die Sitzplätze festgelegt und die Eingangs- und Ausgangsportale besonders gekennzeichnet. Auf Empfehlung des Bischofs soll auf eine Kommunionspendung vorerst verzichtet werden. Bei allen Gottesdiensten achten Ordner auf die Einhaltung der Vorschriften.
Die Priorität liegt derzeit bei den sonntäglichen Messfeiern, die in allen Pfarreiengemeinschaften des Dekanats Mindelheim ab dem 9. Mai wieder erlaubt sind. Anders die Regelung in der Mindelheimer Pfarrei St. Stephan. Dort feiert Andreas Straub nach wochenlanger Pause bereits am Donnerstag, 7. Mai, um 8.30 Uhr wieder eine heilige Messe und sein 20-jähriges Priesterjubiläum.
Während auf Bittprozessionen, Flurumgänge und Fußwallfahrten in Gruppen vorerst noch verzichtet werden muss, sind Gottesdienste an Werktagen und auch Maiandachten bei Einhaltung hygienischer Spielregeln und Sitzplatzbegrenzung bald gestattet.
Hochzeiten und Taufen sind erst nach dem 1. Juni wieder möglich. Verlegt wurden auch Erstkommunion und Firmung. Weiterhin sind
Beerdigungen nur im kleinen Kreis der engsten Verwandten erlaubt.
Trotz aller Einschränkungen und Auflagen freut sich Dekan Straub über die Rückkehr „zu einem kleinen Stück Normalität, das aber noch sehr gewöhnungsbedürftig ist“.
Die Sehnsucht nach kirchlichem Leben ist auch in der evangelischen Johannes-Gemeinde in Mindelheim groß. So haben sich die Pfarrer Erik Herrmanns und Claudius Wolf in den letzten Wochen einiges einfallen lassen, um den Kontakt mit ihren Gemeindemitgliedern nicht abreißen zu lassen.
Telefonisch und digital haben sie Kontakte geknüpft und wo nötig Beistand geleistet. Die beiden Pfarrer freuen sich darauf, dass sie ab Sonntag, 10. Mai, wieder Gottesdienste mit der Gemeinde feiern dürfen. Auch in der Johanneskirche sind die Sitzplätze markiert und Sicherheitsabstände geboten. Zutritt haben etwa 40 bis 50 Personen mit Mundschutz. Masken liegen am Eingang der Kirche aus. Verzichtet werden muss auf gemeinsames Singen. „Dafür werden die Gläubigen in den kommenden Gottesdiensten mit ausgesuchter Kirchenmusik entschädigt“, verspricht Pfarrer Herrmanns und empfiehlt: „Wer sich krank fühlt oder einer Risikogruppe angehört, sollte zu Hause bleiben und Gottesdienstformate über Rundfunk, Fernsehen oder Internet nutzen. Auch künftig werden kirchliche Feiern aus der Johanneskirche aufgezeichnet und im Youtube-Kanal „Mindelheim Evangelisch“veröffentlicht. Appetit auf dieses Angebot soll ein kurzer Gottesdienst machen, der am 3. Mai aufgezeichnet wurde.
Über die Entscheidung der Staatsregierung, Gottesdienste unter Auflagen wieder zuzulassen, freut sich auch die türkisch-islamische Gemeinde Mindelheim. Der DITIB-Moscheenverband hat bereits ein Hygiene-Konzept entwickelt, dass fortwährend angepasst wird. „Dies soll zur Anwendung kommen, wenn das Ansteckungsrisiko minimal ist“, erklärt Mustafa Kocabes. So will die türkisch-islamische Gemeinde ihre Moschee „bis auf Weiteres“noch nicht für Gottesdienste öffnen. „Die Kontrolle der Auflagen würde unsere ehrenamtlichen Gemeindevorstände momentan überlasten“, wird argumentiert.
Mustafa Kocabes äußert Verständnis für die Sehnsucht der Gläubigen, wieder in der Moschee zu beten, appelliert aber auch an ihre Geduld „die wir gerade im Ramadan mit dem Fasten üben. Im Interesse der Volksgesundheit werden wir erst wieder Gottesdienste feiern, wenn das Risiko minimal ist“, betont er.
Hochzeiten und Taufen werden erst im Juni wieder möglich sein