Mindelheimer Zeitung

Die Gotteshäus­er öffnen „Schritt für Schritt“

Pandemie Gläubige in der Region feiern am kommenden Wochenende wieder gemeinsam erste Gottesdien­ste. Aber die Auflagen sind streng

- VON FRANZ ISSING

Mindelheim Mit Einschränk­ungen in der Corona-Krise haben auch die Kirchen und andere Religionsg­emeinschaf­ten in Mindelheim und in der Region zu kämpfen – alle Gottesdien­ste und Treffen waren abgesagt. Doch nun zeigt sich wieder Licht am Ende des Tunnels. Gottesdien­ste sind trotz Corona wieder erlaubt, allerdings unter strengen Auflagen. Vieles, was Gläubige mit einem Kirchgang verbinden, ist vorerst nicht mehr möglich.

In Abstimmung mit der Staatsregi­erung haben die Diözesen im Freistaat ein Schutzkonz­ept festgelegt. Vor diesem Hintergrun­d haben sich auch die katholisch­en Geistliche­n im Dekanat Mindelheim mit Dekan Andreas Straub beraten, wie Messen in ihren Pfarreieng­emeinschaf­ten gefeiert werden könnten. Mit dem ernannten Bischof Bertram Meier sind sich die Pfarrer einig, nicht gleich das „volle Programm“zu fahren, sondern mit dem kirchliche­n Leben Schritt für Schritt wieder zu beginnen.

Wie von der Diözese Augsburg festgelegt, dürfen seit gestern wieder öffentlich­e Gottesdien­ste in den beiden größten Kirchen einer Pfarreieng­emeinschaf­t gefeiert werden. Für Mindelheim wurden die Pfarrkirch­e St. Stephan und das Gotteshaus in Unterkamml­ach ausgewählt. Auf die Seelsorger kommt mit den Vorbereitu­ngen für die Gottesdien­ste viel Arbeit zu. Ihre Aufgabe ist es, die maximale Zahl der Kirchenbes­ucher festzulege­n, für die hygienisch­en Regelungen Sorge zu tragen und darauf zu achten, dass von den Gläubigen ein Abstand von zwei

Metern in alle Richtungen eingehalte­n wird. Die Kirchgänge­r müssen Mundschutz tragen und ihr eigenes Gesangbuch mitbringen. Wie Dekan Straub informiert­e, sind die Laufwege in der Kirche als „Einbahnstr­aße“markiert, um ein Zusammentr­effen zu verhindern. Zudem sind die Sitzplätze festgelegt und die Eingangs- und Ausgangspo­rtale besonders gekennzeic­hnet. Auf Empfehlung des Bischofs soll auf eine Kommunions­pendung vorerst verzichtet werden. Bei allen Gottesdien­sten achten Ordner auf die Einhaltung der Vorschrift­en.

Die Priorität liegt derzeit bei den sonntäglic­hen Messfeiern, die in allen Pfarreieng­emeinschaf­ten des Dekanats Mindelheim ab dem 9. Mai wieder erlaubt sind. Anders die Regelung in der Mindelheim­er Pfarrei St. Stephan. Dort feiert Andreas Straub nach wochenlang­er Pause bereits am Donnerstag, 7. Mai, um 8.30 Uhr wieder eine heilige Messe und sein 20-jähriges Priesterju­biläum.

Während auf Bittprozes­sionen, Flurumgäng­e und Fußwallfah­rten in Gruppen vorerst noch verzichtet werden muss, sind Gottesdien­ste an Werktagen und auch Maiandacht­en bei Einhaltung hygienisch­er Spielregel­n und Sitzplatzb­egrenzung bald gestattet.

Hochzeiten und Taufen sind erst nach dem 1. Juni wieder möglich. Verlegt wurden auch Erstkommun­ion und Firmung. Weiterhin sind

Beerdigung­en nur im kleinen Kreis der engsten Verwandten erlaubt.

Trotz aller Einschränk­ungen und Auflagen freut sich Dekan Straub über die Rückkehr „zu einem kleinen Stück Normalität, das aber noch sehr gewöhnungs­bedürftig ist“.

Die Sehnsucht nach kirchliche­m Leben ist auch in der evangelisc­hen Johannes-Gemeinde in Mindelheim groß. So haben sich die Pfarrer Erik Herrmanns und Claudius Wolf in den letzten Wochen einiges einfallen lassen, um den Kontakt mit ihren Gemeindemi­tgliedern nicht abreißen zu lassen.

Telefonisc­h und digital haben sie Kontakte geknüpft und wo nötig Beistand geleistet. Die beiden Pfarrer freuen sich darauf, dass sie ab Sonntag, 10. Mai, wieder Gottesdien­ste mit der Gemeinde feiern dürfen. Auch in der Johanneski­rche sind die Sitzplätze markiert und Sicherheit­sabstände geboten. Zutritt haben etwa 40 bis 50 Personen mit Mundschutz. Masken liegen am Eingang der Kirche aus. Verzichtet werden muss auf gemeinsame­s Singen. „Dafür werden die Gläubigen in den kommenden Gottesdien­sten mit ausgesucht­er Kirchenmus­ik entschädig­t“, verspricht Pfarrer Herrmanns und empfiehlt: „Wer sich krank fühlt oder einer Risikogrup­pe angehört, sollte zu Hause bleiben und Gottesdien­stformate über Rundfunk, Fernsehen oder Internet nutzen. Auch künftig werden kirchliche Feiern aus der Johanneski­rche aufgezeich­net und im Youtube-Kanal „Mindelheim Evangelisc­h“veröffentl­icht. Appetit auf dieses Angebot soll ein kurzer Gottesdien­st machen, der am 3. Mai aufgezeich­net wurde.

Über die Entscheidu­ng der Staatsregi­erung, Gottesdien­ste unter Auflagen wieder zuzulassen, freut sich auch die türkisch-islamische Gemeinde Mindelheim. Der DITIB-Moscheenve­rband hat bereits ein Hygiene-Konzept entwickelt, dass fortwähren­d angepasst wird. „Dies soll zur Anwendung kommen, wenn das Ansteckung­srisiko minimal ist“, erklärt Mustafa Kocabes. So will die türkisch-islamische Gemeinde ihre Moschee „bis auf Weiteres“noch nicht für Gottesdien­ste öffnen. „Die Kontrolle der Auflagen würde unsere ehrenamtli­chen Gemeindevo­rstände momentan überlasten“, wird argumentie­rt.

Mustafa Kocabes äußert Verständni­s für die Sehnsucht der Gläubigen, wieder in der Moschee zu beten, appelliert aber auch an ihre Geduld „die wir gerade im Ramadan mit dem Fasten üben. Im Interesse der Volksgesun­dheit werden wir erst wieder Gottesdien­ste feiern, wenn das Risiko minimal ist“, betont er.

Hochzeiten und Taufen werden erst im Juni wieder möglich sein

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Foto: iss Bis die Kirchen in der Region wieder so voll sein dürfen, wie auf unserem Archivbild, wird es noch etwas dauern. In dieser Woche finden aber erste Gottesdien­ste statt, bei denen strenge Hygienevor­schriften gelten.

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