Naturschützer kämpfen für den Stadtgraben
Bauprojekt Die Stadt will Zufahrt zu Tiefgarage durch den Holzbaur-Garten – für den BN ein „bevorstehender Frevel“
Mindelheim Die geplante Zufahrt zu einer neuen Tiefgarage unter dem Klostergarten des Klosters Maria Ward durch den Stadtgraben wird von der Ortsgruppe Mindelheim des Bund Naturschutz klar abgelehnt. Wie berichtet, will die Stadt mit Bürgermeister Stephan Winter ein Nebengebäude des früheren Ehrenbürgers Erwin Holzbaur abreißen lassen und dort die Zufahrt über die Frundsbergstraße ermöglichen.
Alternativ wäre eine Zufahrt über die Fuggerstraße möglich. Das lehnt Bürgermeister Winter aber mit Hinweis auf die Bürgerbeteiligung vor rund 15 Jahren ab. Damals hatten sich eine Mehrheit dafür ausgesprochen, den Verkehr in der Altstadt zu verringern.
Bürgermeister Winter hatte gegenüber der MZ erklärt: Die Errichtung einer zweiten Tiefgarage neben dem Ochsenareal mit einer „substanziellen Erweiterung des öffentlichen Parkraums ist für die Belebung der Altstadt und ihres Einzelhandels ein wichtiger städtebaulicher Impuls“. Um eine weitere Tiefgarage mit Altstadtzugang zu realisieren und gleichzeitig selbige vom Zu- und Abfahrtsverkehr zu bewahren, sei „zwingenderweise eine verkehrliche Anbindung mit einer Tiefgaragenzufahrt an den Altstadtring erforderlich“.
Der Bund Naturschutz fürchtet nun, dass der Holzbaur-Garten im historischen Stadtgraben asphaltiert werde. Das bedeute: „Wunderbare alte Buchen und Eiben“müssten gefällt werden. Dieser bevorstehende Frevel bewege viele Menschen in der Stadt, seit die MZ darüber am 4. April berichtet hatte.
Der Bund Naturschutz kritisiert auch, dass die Stadt ein Plakat und ein Banner hat abnehmen lassen, auf denen sich Naturschützer für den Erhalt der Bäume ausgesprochen hatten. „Sollen hier Fakten geschaffen werden, ohne dass es die Öffentlichkeit mitbekommt?“, fragt Frederik Schüttler, Vorsitzender der BN-Ortsgruppe. Im Kommunalwahlkampf habe der BN erfahren, dass sich der Großteil der Stadträte für eine Zufahrt über die Frundsbergstraße aussprach. „Ob sich alle über den Kollateralschaden, den sie damit bewilligen würden, bewusst sind?“, fragt Schüttler weiter.
Es gehe nicht nur um einen Garten und zwei Bäume. Es gehe darum, „wie die Stadt mit ihrem kulturellen Erbe umgeht“. Es gehe darum, ob die Stadt den gesamtgesellschaftlich notwendigen Mobilitätswandel ins Rollen bringen wird und nicht zuletzt gehe es darum, wie Mindelheim sein Stadtklima bewahren will, wenn alles Grün dem Grauen weichen müsse.
Der Bund Naturschutz fordert eine Baumschutzverordnung für Mindelheim. Die Stadt könnte auch die Stellplatzverordnung ändern, sodass beim Nachverdichten keine zusätzlichen Parkplätze erzwungen würden. Die Mittel wären besser in Fuß- und Radwege sowie den öffentlichen Nahverkehr investiert, so der BN.
Zum Erhalt des Holzbaur-Gartens hat der Bund Naturschutz eine Online-Petition gestartet (zu finden im Internet unter www.openpetition.eu/!pnrdh).
Auch das Landesamt für Denkmalpflege lehnt die Zufahrt zur Tiefgarage über die Frundsbergstraße ab, allerdings nicht aus Gründen des Naturschutzes. „Eine Tiefgarageneinfahrt lässt sich an der geplanten Stelle nicht denkmalverträglich realisieren. Im Übrigen wäre eine solche an dieser Stelle sicherlich auch nicht im Sinne Erwin Holzbaurs“, hieß es in einer Stellungnahme.