Von 100 auf Null
Corona Wie eine Sprachlehrerin die Arbeit im Homeoffice erlebt
Mindelheim Als Solounternehmerin kann Claudia Bänsch keine Unterstützung vom Staat beantragen, obwohl sie als Sprachlehrerin bei der Volkshochschule (VHS) wegen der Corona-Epidemie nicht wie gewohnt ihre Schüler in Italienisch und Deutsch unterrichten darf. Als alleinerziehende Mutter von zwei inzwischen erwachsenen Töchtern hat sie immer finanzielle Rücklagen angelegt. „Etwas anderes wäre in meiner Situation unverantwortlich gewesen“, betont sie. Sie hat sich die Antragsformulare heruntergeladen und diese studiert, aber nur wer nachweislich nichts in der Hinterhand hat, wird unterstützt.
„Ich definiere mich über meine Tätigkeit“, gibt Bänsch zu bedenken und deshalb war es für sie „sehr heftig von 100 auf Null heruntergebremst zu werden“. „Das Leben wird komplett umgedreht“, so empfand sie es und fühlte zunächst nur Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit. „Ich will mein altes Leben wieder“, war der Gedanke, der ihr ständig im Kopf umging. Am meisten vermisste sie die vielen sozialen Kontakte, den Austausch, die Emotionen. „Da ist so vieles, das erst mal wegbricht“, so Bänsch.
Doch dann gelang es ihr, die Situation positiv zu sehen. Der Bayerische Volkshochschulbund hatte sofort reagiert und damit begonnen, Schulungen für die Dozenten zu organisieren. Wie wird ein virtueller Kursraum gestaltet – mit diesem
Thema musste sie sich auseinandersetzen und es machte ihr Spaß, aber es braucht auch Zeit. Bänsch weiß noch nicht, inwieweit damit übergangsweise das Semester überbrückt werden kann, glaubt aber, dass mit dieser Lehrmethode auch ein weiteres, neues Klientel gewonnen werden kann. Ihr Familienleben mit den zwei Töchtern verläuft jetzt anders, viel intensiver, aber auch dieses Zusammensein auf engem Raum hat Vorteile, findet Bänsch.
Renate Deffner, Geschäftsführerin und Leiterin der vhs Unterallgäu lobt dazu den Bayerischen Volkshochschulverband, der in der vhsCloud Unterrichtsräume schafft. Unter vhs-daheim gebe es immer mehr interessante Angebote. Auch hätten einige Dozenten bereits Videos gedreht, die auf YouTube zu sehen sind. Aber Deffner hofft sehr, dass der Unterricht so bald wie möglich wieder in gewohnter Weise, vielleicht dann eben auch mit Sicherheitseinschränken, wie Abstand und Mundschutz, weitergeführt werden kann. Die Stärke der VHS liege eben im persönlichen Austausch. Sicher ist, dass der normale Kursbetrieb bis auf Weiteres eingestellt ist. Am Telefon und per E-Mail sind die Ansprechpartner der VHS erreichbar. Das Team verständigt sich über Videokonferenzen, alles ist anders, aber jeder lernt auch Neues dazu.
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Infos über den neuesten Stand gibt es unter www.vhs-ua.de. Die Videos sind unter VHS.daheim zu sehen.