Die Lust des Generalsekretärs in Phase 2 Porträt
Markus Blume hatte wenig zu lachen, als sein Chef noch Seehofer und dessen Herausforderer Söder hieß. Jetzt ist er mit Schwung unterwegs, auch wegen Corona
Manches klappt schneller, als man meint, anderes geht völlig unerwartet in die Hose. Unmittelbar vor dem letzten Parteitag der CSU, der im November vergangenen Jahres noch unter normalen Bedingungen stattfand, erklärte Generalsekretär Markus Blume, wie die CSU ihren Ruf als Partei der alten Männer loswerden will. Doch der Versuch, die Frauenquote in der Partei auszuweiten, endete mit einer Pleite. Die Delegierten verweigerten sich mehrheitlich dem Vorschlag von Parteichef Markus Söder.
Zugeschrieben wird die Verantwortung für solche Niederlagen in der CSU allerdings traditionell nicht dem Chef, sondern dem Generalsekretär. Er hätte im Vorfeld eine Mehrheit organisieren sollen. Einige Tage lang wurde daraufhin spekuliert, dass Blume über kurz oder lang seinen Job loswird – nicht gleich, aber bald. Das hat sich als Irrtum erwiesen. An diesem Freitag ist wieder Parteitag, dieses Mal virtuell. Und Blume sitzt fest im Sattel.
Weder diese Niederlage noch das Debakel der CSU bei der Landtagswahl im Herbst 2018 haben den Politikwissenschaftler, langjährigen Unternehmensberater und ehemaligen deutschen Juniorenmeister im Eistanz aus der Bahn geworfen. Noch erstaunlicher freilich ist, dass Blume unter zwei Chefs bestehen konnte, die sich einen erbitterten Machtkampf lieferten: Er wurde im März 2018 von Horst Seehofer als Generalsekretär geholt und durfte bleiben, nachdem
Söder im Januar 2019 Parteichef geworden war.
Blume – 45 Jahre, verheiratet, zwei Kinder – teilt seine Amtszeit in zwei Phasen. Die erste Phase war denkbar schwierig. Seehofers Stern begann zu sinken, Söder stand ante portas. Blume stand dazwischen, genoss das Vertrauen zweier Herren, die sich gegenseitig nicht über den Weg trauten. Mit Seehofers Rückzug – erst als Ministerpräsident, dann als Parteichef – begann Phase 2. „Das ist jetzt eine Phase, in der man viel voranbringen kann“, sagt Blume. Das Projekt, die CSU „jünger, moderner und weiblicher“zu machen, besteht fort. Im Moment liegt der Schwerpunkt auf „moderner“. Anders als bei der Frauenquote
darf Blume bei diesem kleinen Parteitag auf einen unerwartet schnellen Erfolg hoffen. Sein erklärtes Ziel, die CSU zur „ersten digitalen Volkspartei“zu machen, wurde durch die Corona-Krise immens beschleunigt. Er hätte, so Blume, nicht im Traum daran gedacht, dass es schon im Mai dieses Jahres einen Parteitag via Internet geben könnte.
Blume ist bei der Modernisierung der CSU aktuell mit einigem Schwung unterwegs. Dazu gehört für ihn auch, die langfristigen inhaltlichen Ziele nicht aus den Augen zu verlieren, etwa die Klimapolitik. „Der Prüfstein, wie ehrlich wir es damit meinen, der kommt jetzt“, sagt er. Daran ändere sich auch durch Corona nichts. „Der Klimawandel machte keine Pause. Deshalb wird es mit uns da auch keinen Rabatt geben.“