Wenn die Zeit abläuft
Tatort: Der letzte Schrey
ARD, Montag, 20.15 Uhr Was haben wir schon Jubel-Arien geschrieben über den „Tatort“aus Weimar. Man muss einfach auf das Paar Kira Dorn (Nora Tschirner) und Lessing (Christian Ulmen) samt Kind „Zwerg“abfahren. Zum Glück geht es mit „Der letzte Schrey“auch wieder aufwärts mit der Reihe, nachdem „Der harte Kern“sich zuletzt als wenig knackig zeigte. Eine Geiselnahme (schon wieder mal), Mord und ein perfider Racheplan – Dorn und Lessing tun sich verdammt schwer in dem neuen Fall.
Worum geht es? Zwei Eindringlinge, „Zecke“(Christopher Vantis) und Freya (Sarah Viktoria Frick) bringen das Ehepaar Schrey, Besitzer einer renommierten Strickwarenfirma, in deren Villa in ihre Gewalt. Wenig später wird die Frau tot auf einem Feld in der Nähe eines Ausflugslokals gefunden. Tatwaffe: ein Fleischhammer.
Zum Glück für die verschachtelte Geschichte kommt Schrey-Sohn Maik ins Spiel, der mit einer Lösegeldforderung von zwei Millionen Euro konfrontiert wird. Dass die Erpresser sich auch mit einer Million zufrieden geben, ist für die Kommissare
ein Hinweis darauf, dass die Verbrecher keine Profis sind. Merkwürdig: Die Schreys hatten eine Entführungspolice abgeschlossen, die in wenigen Tagen abläuft. Hat Gerd Schrey seine eigene Entführung inszeniert, um sein marodes Unternehmen zu retten? Dazu kommt, dass Maik seine Stiefmutter hasste. Haben Vater und Sohn, die angeblich entfremdet sein sollen, einen trickreichen Plan geschmiedet?
Allerdings ist der in die Länge gezogene Showdown nicht so spannend, wie er sein könnte. Und selten trifft man auf einen Erpresser, der so unfähig und dumm ist wie Zecke. Einiges ist nur leidlich witzig wie die Szene, in der Lessing im Ausflugslokal die Gäste fragt: „Sie haben doch sicher auch gesehen, was da hinten passiert ist.“Was die Antwort einbringt: „Das hab ich schon Ihrem Kollegen gesagt: Wir sind die Gruppe vom Blindenverband.“Leider verwässern die verschachtelten Beziehungen und das angeknackte Psycho-Kostüm verschiedener Figuren den Krimi. Rupert Huber