Mindelheimer Zeitung

Vertrauens­stau am Walterwehr

- VON ALF GEIGER redaktion@mindelheim­er-zeitung.de

Die Fronten scheinen unversöhnl­ich verhärtet: Hier die Wertachfre­unde und viele andere Naturund Umweltschü­tzer aus dem Wertachtal – dort die Bayerische Landeskraf­twerke, die mit ihren Plänen, ein Wasserkraf­twerk am Walterwehr zu bauen, zunehmend auf Granit beißt. Momentan sieht es nicht danach aus, als könnten die meilenweit auseinande­r liegenden Positionen auf einen Nenner gebracht werden. Denn jeder Kompromiss – so zumindest die Überzeugun­g der Kraftwerks­gegner – würde nur den Kraftwerks­betreibern und ihren wirtschaft­lichen Interessen nutzen – gleichzeit­ig aber die Wertach und den Naherholun­gswert zunichte machen.

Zumindest einen Vorwurf kann man LaKW-Geschäftsf­ührer Thomas Liepold und dem zuständige­n Wasserwirt­schaftsamt Kempten nicht machen: Sie haben von Beginn an alles daran gesetzt, die Öffentlich­keit umfassend über alle geplanten Maßnahmen zu informiere­n. Nicht zuletzt die Info-Veranstalt­ung im Rosenbräu war ein wichtiger Schritt, um Vertrauen aufzubauen. Liepold war und ist clever genug, um zu wissen, dass das FünfMillio­nen-Projekt gegen den Widerstand der Bevölkerun­g in Türkheim und Umgebung nicht zu verwirklic­hen sein wird. Doch mit jedem Tag, an dem die Wertach bei Niedrigwas­ser vor sich hinplätsch­ert, gewinnen die Argumente der Kraftwerks­gegner an Gewicht.

Wenn Liepold jetzt ankündigt, auf die „Reaktionen im Planungsve­rfahren“gespannt zu sein, lässt er erkennen: Die Kraftwerks­betreiber wollen dieses Projekt auch gegen (juristisch­en?) Widerstand verwirklic­hen. Sein Appell, gemeinsam zu handeln, statt zu klagen, ist ein nächster (letzter?) Versuch, neues Vertrauen vorsichtig wieder aufzubauen. Umgekehrt werden die Kraftwerks­gegner alles tun, um das Kraftwerk zu verhindern.

Gibt es da noch einen Kompromiss? Das können nur weitere Gespräche zeigen. Beide Seiten – Befürworte­r und Gegner – müssen über ihren Schatten springen und sich erneut an einen Tisch setzen. Das hat die Wertach verdient.

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