Vertrauensstau am Walterwehr
Die Fronten scheinen unversöhnlich verhärtet: Hier die Wertachfreunde und viele andere Naturund Umweltschützer aus dem Wertachtal – dort die Bayerische Landeskraftwerke, die mit ihren Plänen, ein Wasserkraftwerk am Walterwehr zu bauen, zunehmend auf Granit beißt. Momentan sieht es nicht danach aus, als könnten die meilenweit auseinander liegenden Positionen auf einen Nenner gebracht werden. Denn jeder Kompromiss – so zumindest die Überzeugung der Kraftwerksgegner – würde nur den Kraftwerksbetreibern und ihren wirtschaftlichen Interessen nutzen – gleichzeitig aber die Wertach und den Naherholungswert zunichte machen.
Zumindest einen Vorwurf kann man LaKW-Geschäftsführer Thomas Liepold und dem zuständigen Wasserwirtschaftsamt Kempten nicht machen: Sie haben von Beginn an alles daran gesetzt, die Öffentlichkeit umfassend über alle geplanten Maßnahmen zu informieren. Nicht zuletzt die Info-Veranstaltung im Rosenbräu war ein wichtiger Schritt, um Vertrauen aufzubauen. Liepold war und ist clever genug, um zu wissen, dass das FünfMillionen-Projekt gegen den Widerstand der Bevölkerung in Türkheim und Umgebung nicht zu verwirklichen sein wird. Doch mit jedem Tag, an dem die Wertach bei Niedrigwasser vor sich hinplätschert, gewinnen die Argumente der Kraftwerksgegner an Gewicht.
Wenn Liepold jetzt ankündigt, auf die „Reaktionen im Planungsverfahren“gespannt zu sein, lässt er erkennen: Die Kraftwerksbetreiber wollen dieses Projekt auch gegen (juristischen?) Widerstand verwirklichen. Sein Appell, gemeinsam zu handeln, statt zu klagen, ist ein nächster (letzter?) Versuch, neues Vertrauen vorsichtig wieder aufzubauen. Umgekehrt werden die Kraftwerksgegner alles tun, um das Kraftwerk zu verhindern.
Gibt es da noch einen Kompromiss? Das können nur weitere Gespräche zeigen. Beide Seiten – Befürworter und Gegner – müssen über ihren Schatten springen und sich erneut an einen Tisch setzen. Das hat die Wertach verdient.