Mindelheimer Zeitung

Einrichtun­gen brauchen dringend eine Perspektiv­e

Corona Behinderte wollen in Memmingen wieder an ihren Arbeitspla­tz. Staatssekr­etär sagt Unterstütz­ung zu

- (wm)

Memmingen Susanne Unfried (36) lebt seit zwei Jahren in einer Wohngemein­schaft in der Buxheimer Straße, die vom Verein „Körperbehi­nderte Allgäu“betreut wird. Bis zur Corona-Krise konnte sie mit ihren sieben Mitbewohne­rn regelmäßig in den Unterallgä­uer Werkstätte­n arbeiten, damit berufliche Zufriedenh­eit erhalten und soziale Kontakte knüpfen.

Ende Mai hat sie einen Brief an Bau-Staatssekr­etär Klaus Holetschek geschriebe­n, der auch im Memminger Stadtrat sitzt. Grund ist die gültige Allgemeinv­erfügung der Bayerische­n Staatsregi­erung mit einem Beschäftig­ungs- und Betreuungs­verbot für die Werkstätte­n und Förderstät­ten, die aktuell bis zum 12.Juni gilt. „Leider habe ich immer mehr den Eindruck, wir behinderte Menschen wurden weggesperr­t und sind gar nicht mehr vorhanden“schrieb Susanne Unfried. Klaus Holetschek zögerte nicht lange und besuchte die Briefeschr­eiberin jetzt in ihrer Wohngemein­schaft, um sich ein Bild vor Ort zu machen.

Wochenlang kein Besuch mehr und keine Ausflüge – dies sei eine schwierige Zeit für die Bewohner, sagte Susanne Unfried. Diesbezügl­ich normalisie­re sich das Leben zwar wieder, aber die Arbeit in den Werkstätte­n sei noch immer nicht möglich.

Betreuerin Andrea Anger weist darauf hin, dass soziale Kontakte und körperlich­e Nähe für ihre Bewohner extrem wichtig seien und Personal wie Bewohner dringend eine Perspektiv­e bräuchten. Der CSU-Landtagsab­geordnete Klaus

Holetschek zeigte großes Verständni­s für weitere Lockerunge­n, wies aber auch auf die Notwendigk­eit des Infektions­schutzes hin.

Seit Mitte Mai dürfen die zuhause oder ambulant betreut wohnenden Menschen mit Behinderun­g wieder in den Werkstätte­n arbeiten. Dies gilt auch für die fünf Appartemen­tBewohner im Haus der „Körperbehi­nderten

Allgäu“in der Buxheimer Straße, die jedoch keinen Kontakt zu den acht stationäre­n Bewohnern haben. Klaus Holetschek versprach, dass er sich dafür einsetzen werde, dass so bald als möglich der Werkstattb­esuch auch für Wohngruppe­nangehörig­e wieder möglich sein wird. Diesbezügl­ich habe er sich auch bereits mit der zuständige­n Ministerin Carolina Trautner vom Sozialmini­sterium in Verbindung gesetzt.

Wolfgang Beuchel, Geschäftsf­ührer der Unterallgä­uer Werkstätte­n, kann Mitarbeite­rn wie Susanne Unfried Hoffnung auf eine baldige Rückkehr machen. Durch organisato­rische Maßnahmen sei es gelungen, zwei große zusätzlich­e Arbeitsräu­me einzuricht­en. In einem Schichtbet­rieb sei es möglich, die Angehörige­n der gleichen Wohngruppe in einem der beiden Räume zu beschäftig­en. Allerdings entfalle zunächst die Spezialisi­erung auf bestimmte Arbeitsber­eiche, wie sie bisher praktizier­t wurde.

Das Stammperso­nal der Einrichtun­g trage Schutzmask­en und für die Mitarbeite­r seien besondere Hygienevor­kehrungen getroffen worden. Auch Beuchel kann nicht sagen, wann ein modifizier­ter Normalbetr­ieb wieder möglich sein wird. Jedenfalls hat Susanne Unfried mit ihrem Brief einiges in Bewegung gebracht.

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Foto: Werner Mutzel Susanne Unfried (Mitte) und die stellvertr­etende Hausleiter­in Andrea Anger zeigen Staatssekr­etär Klaus Holetschek die Wohngruppe.

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