Feucht-fröhlicher Abschied aus der Bayernliga
Fußball Vor zehn Jahren stieg der FC Memmingen in die Regionalliga auf. Es ist nicht der einzige große Erfolg des Vereins
Memmingen „Nie mehr Bayernliga“. So schallte es vor genau zehn Jahren durch die Memminger Arena und über den Marktplatz in der Stadtmitte. Der FC Memmingen hatte sich souverän die Meisterschaft in der Fußball-Bayernliga geholt und war in die Regionalliga Süd aufgestiegen. Dort hielt sich der Allgäuer Traditionsklub zwei Jahre und betont noch heute, dass er als einziger bayerischer Amateurverein die damalige vierte Spielklasse sowohl sportlich als auch finanziell überlebt hat. Sämtliche vergleichbare Vorgänger waren nämlich aus dem einen oder anderen Grund auf der Strecke geblieben. Die Regionalliga Süd ging schließlich in einer Liga-Reform in der Regionalliga Bayern auf, der Memmingen als Gründungsmitglied angehört.
2010 wagte der FCM den Sprung in die fast durchweg professionelle vierte Liga. Der Vorstand um den Präsidenten Armin Buchmann hatte zuvor mehrfach das aufwendige Lizenzierungsverfahren gescheut – weil unter anderem die wirtschaftlichen Voraussetzungen nicht gegeben schienen. Bis der „Memminger Weg“gefunden wurde. Die Amateurstrukturen wurden auch nach dem Aufstieg beibehalten, fast alle Spieler gingen neben dem Hobby Fußball weiterhin einem Vollzeitjob oder Studium nach.
Bevor die Stationen Kassel, Mannheim und Stuttgart hießen, absolvierte Memmingen die erfolgreichste Bayernliga-Saison. Am Ende waren 74 Punkte auf dem Konto. Das letzte Heimspiel gegen den FC Ingolstadt II war emotionsgeladen. Genauso hatte sich das Buchmann gewünscht. Nach dem Abpfiff wurde gebührend gefeiert.
26 Spieler holten sich mit dem Trainer- und Betreuerstab die Meister-Medaillen ab. Die „Memminger Stadtmauer“mit Alexander Späth, Stefan Pfohmann und Johannes Rehm nahm den Meisterwimpel des Verbands in Empfang. Es folgte die obligatorische Weißbierdusche für Meistertrainer Esad Kahric, Buchmann und den damaligen Oberbürgermeister Dr. Ivo Holzinger.
Eine Woche später fand auf dem Memminger Marktplatz die offizielle Meisterfeier statt – mit Eintrag ins Goldene Buch der Stadt und Ehrung auf dem Rathaus-Balkon. Unten feierten 3000 Fans, oben standen die Spieler in Lederhosen und rot-weißkarierten Hemden. Buchmann zog sich damals ein schmerzhaftes Andenken zu, stürzte beim zu ausgelassenen Feiern in einen Bühnenspalt, ließ sich im Klinikum verarzten und kehrte trotz Schmerzen zur Feier zurück. Anschließend lag er mit Schulterbruch im Krankenhaus. Während seine Verletzung keine bleibenden Folgen hinterlassen hat, lassen sich die sportlichen Spuren des FC Memmingen nicht erst seit 2010 nachhaltig verfolgen. Vor exakt 50 Jahren gelang nämlich der erstmalige Sprung in die Bayernliga, die über lange Jahre sogar die dritthöchste Spielklasse im bundesdeutschen Fußball bildete. Über diese außergewöhnliche Spanne gehört der Verein nachhaltig zur Spitze des bayerischen Fußballs.
1970 war es ein genauso großes Wagnis, in höhere Sphären vorzudringen wie 40 Jahre später. Nach der souveränen Landesliga-Meisterschaft mit zehn Punkten Vorsprung ließ FCM-Boss Florian Huber seinerzeit auf einer eigens einberufenen Versammlung die Mitglieder über den Aufstieg entscheiden.
Das Votum war klar: Die damaligen Protagonisten Meistertrainer Kurt Helbig (†), Reinhold Gögelein, Spielführer Kurt Kramer (†), Manfred Sudeck, Gero Weiß (†) und Co. durften das Abenteuer Bayernliga schließlich angehen und den Grundstein einer bis heute andauernden Ära in der insgesamt 113-jährigen Vereinsgeschichte legen.
Beide Aufstiegsjubiläen wollten die Memminger heuer eigentlich ausgiebig bei einem Ehrenabend feiern. Auch eine Einladung an die Mannschaft, die 1989 mit einem Sieg im Entscheidungsspiel gegen die SpVgg Fürth den Wiederaufstieg in die Bayernliga schaffte, war vorgesehen. Doch die anhaltenden Beschränkungen durch die CoronaPandemie machen allen Feierplanungen einen Strich durch die Rechnung.