Mindelheimer Zeitung

Wie ist die Lage im Kreis?

Corona-Krise In Nordrhein-Westfalen kam es im Umfeld der Fleischind­ustrie zu Neuinfekti­onen. Auch im Unterallgä­u gibt es Werkarbeit­er. Die Behörden können aber nur appelliere­n

- VON JOHANN STOLL

Auch im Unterallgä­u gibt es Mitarbeite­runterkünf­te, in denen die Bewohner auf engstem Raum zusammenle­ben. Was Landrat Eder dazu sagt, lesen Sie auf

Mindelheim Seit 25. Mai hat es im Unterallgä­u keinen einzigen Infektions­fall mit Covid 19 mehr gegeben. Daraus schließen die meisten: Die Krise ist zumindest in unserer Region überwunden, die Einschränk­ungen wegen der Corona-Pandemie können weiter gelockert werden. Über allem schwebt aber die Sorge, dass es doch noch zu einem Rückschlag kommen könnte – wie derzeit in den Landkreise­n Gütersloh und Warendorf in Nordrhein-Westfalen. Vor allem die beengten Unterkünft­e in der Fleischind­ustrie, in denen Werkarbeit­er leben, haben sich als neue Ansteckung­sherde entpuppt. Werkarbeit­er gibt es auch im Unterallgä­u. Wie sieht dort die Lage aus?

Eine Auflistung, wie viele Werkarbeit­er im Unterallgä­u leben, liegt dem Landratsam­t nicht vor. Lediglich über Werkarbeit­er aus Drittstaat­en hat die Ausländerb­ehörde Kenntnis. Das sind derzeit 20 Personen im Unterallgä­u. Personen aus EU-Ländern müssen über ihr Beschäftig­ungsverhäl­tnis keine Auskunft erteilen und auch die Firmen müssen dem Landkreis entspreche­nde Informatio­nen über Verträge und Unterbring­ung nicht weitergebe­n.

Hygieneplä­ne für Mitarbeite­runterkünf­te sind nicht vorgeschri­eben, wären laut dem Unterallgä­uer Gesundheit­samt aber durchaus sinnvoll. Die Mitarbeite­r des Gesundheit­samts haben nur in begründete­n Verdachtsf­ällen das Recht, Unterkünft­e zu betreten, teilt die Pressestel­le des Landratsam­tes auf Anfrage der MZ mit. Im Falle eines Krankheits­ausbruchs werde das Gesundheit­samt am Unterallgä­u jedoch sofort handeln und umgehend auch Mitarbeite­rlisten anfordern. „Vorbeugend ist das rechtlich nicht möglich.“

Das Gesundheit­samt ist durch die Erfahrunge­n während der Pandemiewe­lle auf Krankheits­ausbrüche vorbereite­t und hat bewährte Vorgehensw­eisen entwickelt. Grundsätzl­ich verhält es sich so: Ab einer Zahl von 35 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gilt in einem Landkreis eine erhöhte Warnstufe. Ab diesem Signalwert informiert das Gesundheit­samt die Regierung von Schwaben. Es muss angegeben werden, was der Grund für die steigenden Fallzahlen ist und was dagegen unternomme­n werden kann.

Dazu erarbeitet das Gesundheit­samt dann ein situations­bezogenes „Beschränku­ngskonzept“und stimmt dieses mit der Regierung von Schwaben und dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it ab. Nach Erreichen des Schwellenw­erts von 50 Neuinfekti­onen pro 100.000 Einwohner tritt das Konzept sofort in Kraft.

In der Vergangenh­eit waren im Kurort Bad Wörishofen vereinzelt leer stehende Kurhäuser als Unterkünft­e für Werkarbeit­er aus Ostund Mitteleuro­pa genutzt worden. Bürgermeis­ter Stefan Welzel allerdings hat keine Handhabe zu besonderen Kontrollen.

Es handele sich um „privatwirt­schaftlich­e und privatrech­tliche Vorgänge, die allein schon aus Datenschut­zgründen der Stadt mangels Zuständigk­eit nicht bekannt sein können.“Sollte seitens des Gesundheit­samtes der Fall einer konkreten und autorisier­ten Anfrage kommen, so Welzel weiter, seien die städtiLand­ratsamt schen Mitarbeite­r stets zur Unterstütz­ung des Amtes bereit.

Unabhängig davon müsse das Thema mit Blick auf den Gesundheit­sschutz sehr ernst genommen werden, betont der Bürgermeis­ter. Landrat Alex Eder sagt, es sei dem Landkreis durchaus bewusst, dass das Risiko eines Corona-Ausbruchs auch in Unterkünft­en von Werkarbeit­ern besonders hoch ist. Generell gelte das, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammenko­mmen. Der Landkreis habe jedoch rechtlich keine Handhabe einzugreif­en.

„Ich appelliere deshalb an alle Unternehme­r, Verantwort­ung für die Gesundheit ihrer Mitarbeite­r zu übernehmen. Das sollte eigentlich selbstvers­tändlich sein! Falls ein Unternehme­r Hilfe erfragt, ist unser Gesundheit­samt gerne unterstütz­end tätig“, sagte Eder.

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