Wie ist die Lage im Kreis?
Corona-Krise In Nordrhein-Westfalen kam es im Umfeld der Fleischindustrie zu Neuinfektionen. Auch im Unterallgäu gibt es Werkarbeiter. Die Behörden können aber nur appellieren
Auch im Unterallgäu gibt es Mitarbeiterunterkünfte, in denen die Bewohner auf engstem Raum zusammenleben. Was Landrat Eder dazu sagt, lesen Sie auf
Mindelheim Seit 25. Mai hat es im Unterallgäu keinen einzigen Infektionsfall mit Covid 19 mehr gegeben. Daraus schließen die meisten: Die Krise ist zumindest in unserer Region überwunden, die Einschränkungen wegen der Corona-Pandemie können weiter gelockert werden. Über allem schwebt aber die Sorge, dass es doch noch zu einem Rückschlag kommen könnte – wie derzeit in den Landkreisen Gütersloh und Warendorf in Nordrhein-Westfalen. Vor allem die beengten Unterkünfte in der Fleischindustrie, in denen Werkarbeiter leben, haben sich als neue Ansteckungsherde entpuppt. Werkarbeiter gibt es auch im Unterallgäu. Wie sieht dort die Lage aus?
Eine Auflistung, wie viele Werkarbeiter im Unterallgäu leben, liegt dem Landratsamt nicht vor. Lediglich über Werkarbeiter aus Drittstaaten hat die Ausländerbehörde Kenntnis. Das sind derzeit 20 Personen im Unterallgäu. Personen aus EU-Ländern müssen über ihr Beschäftigungsverhältnis keine Auskunft erteilen und auch die Firmen müssen dem Landkreis entsprechende Informationen über Verträge und Unterbringung nicht weitergeben.
Hygienepläne für Mitarbeiterunterkünfte sind nicht vorgeschrieben, wären laut dem Unterallgäuer Gesundheitsamt aber durchaus sinnvoll. Die Mitarbeiter des Gesundheitsamts haben nur in begründeten Verdachtsfällen das Recht, Unterkünfte zu betreten, teilt die Pressestelle des Landratsamtes auf Anfrage der MZ mit. Im Falle eines Krankheitsausbruchs werde das Gesundheitsamt am Unterallgäu jedoch sofort handeln und umgehend auch Mitarbeiterlisten anfordern. „Vorbeugend ist das rechtlich nicht möglich.“
Das Gesundheitsamt ist durch die Erfahrungen während der Pandemiewelle auf Krankheitsausbrüche vorbereitet und hat bewährte Vorgehensweisen entwickelt. Grundsätzlich verhält es sich so: Ab einer Zahl von 35 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen gilt in einem Landkreis eine erhöhte Warnstufe. Ab diesem Signalwert informiert das Gesundheitsamt die Regierung von Schwaben. Es muss angegeben werden, was der Grund für die steigenden Fallzahlen ist und was dagegen unternommen werden kann.
Dazu erarbeitet das Gesundheitsamt dann ein situationsbezogenes „Beschränkungskonzept“und stimmt dieses mit der Regierung von Schwaben und dem Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit ab. Nach Erreichen des Schwellenwerts von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner tritt das Konzept sofort in Kraft.
In der Vergangenheit waren im Kurort Bad Wörishofen vereinzelt leer stehende Kurhäuser als Unterkünfte für Werkarbeiter aus Ostund Mitteleuropa genutzt worden. Bürgermeister Stefan Welzel allerdings hat keine Handhabe zu besonderen Kontrollen.
Es handele sich um „privatwirtschaftliche und privatrechtliche Vorgänge, die allein schon aus Datenschutzgründen der Stadt mangels Zuständigkeit nicht bekannt sein können.“Sollte seitens des Gesundheitsamtes der Fall einer konkreten und autorisierten Anfrage kommen, so Welzel weiter, seien die städtiLandratsamt schen Mitarbeiter stets zur Unterstützung des Amtes bereit.
Unabhängig davon müsse das Thema mit Blick auf den Gesundheitsschutz sehr ernst genommen werden, betont der Bürgermeister. Landrat Alex Eder sagt, es sei dem Landkreis durchaus bewusst, dass das Risiko eines Corona-Ausbruchs auch in Unterkünften von Werkarbeitern besonders hoch ist. Generell gelte das, wenn viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen. Der Landkreis habe jedoch rechtlich keine Handhabe einzugreifen.
„Ich appelliere deshalb an alle Unternehmer, Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter zu übernehmen. Das sollte eigentlich selbstverständlich sein! Falls ein Unternehmer Hilfe erfragt, ist unser Gesundheitsamt gerne unterstützend tätig“, sagte Eder.