Boscha-Kreuzung: „Was soll noch passieren?“
Verkehr Der jüngste Unfall weckt Erinnerungen an einen Schicksalsschlag
Bad Wörishofen Der jüngste Unfall mit einem Verletzten auf der Boscha-Kreuzung gab den Ausschlag: „Wird Zeit, dass da was geschieht oder was soll noch passieren?“, kommentierte Claudia Warschun aus Stockheim den Vorfall. Und weiter: „Denke, es reicht, dass mein Vater an der Kreuzung mit nur 38 Jahren sein Leben lassen musste und eine Familie mit drei Kindern zurückgelassen hat.“Der Schicksalsschlag zeigt, wie lange die Sicherheit an der Wertachtal-Kreuzung zwischen Bad Wörishofen und Stockheim schon ein Thema ist.
Für Elisabeth Warschun aus Bad Wörishofen-Gartenstadt war es der wohl schlimmste Tag in ihrem und dem Leben ihrer drei Kinder Birgit, Armin und Claudia, damals 20, 18 und 15 Jahre alt. Am Karsamstag, 10. April 1982, geschah das Unfassbare. Klaus Warschun hatte gemeinsam mit Hund „Blacky“seine Schwester und deren Familie in Stockheim besucht. Er wollte ein frohes Osterfest wünschen. Auf dem Weg zurück nach Hause in die Alpenstraße nahm ihm ein 18-jähriger Fahranfänger die Vorfahrt an der so genannten BoschaKreuzung. Laut Elisabeth Warschun sei der junge Mann damals mit 140 Stundenkilometern, von Frankenhofen (Wertachtalstraße) kommend, über die Kreuzung hinweg gerast und habe Warschun die Vorfahrt genommen. Er hatte keine Chance, mit seinem Fahrrad auszuweichen. Wenig später starb Klaus Warschun an seinen Verletzungen.
An der Unfallstelle stellte Elisabeth Warschun ein Marterl zur Erinnerung auf. Sie berichtet, dreimal sei es seither umgefahren worden. Sie habe es immer wieder aufgestellt. Nach dem dritten Mal habe sie es aber aufgegeben. Wie beliebt der Posthauptschaffner Warschun in Bad Wörishofen und Umgebung war, zeigte sich damals bei der Beerdigung, wo viele Menschen Abschied nehmen wollten. Warschun hatte die Post in die Dörfer der Umgebung ausgefahren und kam unter anderem auch zu den entlegensten Bauernhöfen nach Hartenthal, Schöneschach, Gammenried, Osterlauchdorf
und war auch in der Gartenstadt unterwegs. Er war nicht nur Postbote, er brachte den Bauern auf Wunsch auch mal eine Zeitung, Tabak oder andere Kleinigkeiten mit. Belohnt wurde er manchmal mit einer Brotzeit, einem erfrischenden Getränk oder einem kurzen Schwatz. In den vergangenen Jahren gab es immer wieder Verkehrsunfälle an dieser Kreuzung. Seit Jahrzehnten steht dort das „Boschen-Kreuz“, jetzt unter einer mächtigen Linde, damals gab es dort nur einen Busch, auf gut schwäbisch: Boscha. Daher lautet der korrekte Name im Volksmund eigentlich „Boschenkreuz-Kreuzung“. Offiziell ist von der WertachtalKreuzung die Rede, sagt Stephan Miller aus Stockheim. Der ehemalige Mesner der Pfarrkirche St. Michael kennt sich in der Chronik des Dorfes bestens aus. Er sagt, dass er selbst es immer wieder erlebe, wie die Fahrzeuge über die Kreuzung hinweg fahren, ohne anzuhalten. Josef Trübenbacher und andere Beobachter sagen: „Man muss doch einfach nur am Stoppschild halten.“
Viel ist vor allem in den vergangenen fünf Jahren über die Sicherheit der Kreuzung geredet worden. Den Ausschlag gab damals ein schwerer Unfall, bei dem ein Auto in einen Schulbus prallte. Vorschläge zur Entschärfung der Kreuzung gab es etliche: Stoppschilder, Tempobeschränkungen, Fräsrillen in den Fahrbahnen, Fahrbahnteiler von der Südseite auf der Wertachtalstraße aus Richtung Frankenhofen kommend und auf der Straße nach Norden, nach Irsingen. Viel wurde im damaligen Stadtrat diskutiert, um endlich eine Lösung zu finden. In Kürze: Die Wörishofer wollen einen Kreisverkehr, der Landkreis eine Absicherung mit Sichtschutzwänden. Darüber gibt es ein starkes Für und Wider. Hässlich seien sie auf alle Fälle und würden die Landschaft verschandeln und es entstehe ein Tunnelblick, ist aus Wörishofen zu hören. Zweckmäßig und günstig sei die Lösung, argumentierte bislang das Landratsamt.
Die Stockheimer hoffen nun auf neue Gespräche mit dem neuen Bürgermeister Stefan Welzel (CSU) und dem neuen Landrat Alex Eder (FW). Denn die bisher geführten Gespräche mit den Grundbesitzern der benötigten Flächen rund um die Kreuzung seien durchaus positiv verlaufen, war bei einem Besuch vor Ort zu hören.