Dritte Liga – aber ohne Maurer
Fußball Türkgücü München trennt sich trotz großen Erfolgs vom Trainer aus Mindelheim
München/Mindelheim So wie es aussieht, wird Türkgücü München, Tabellenführer der Fußball-Regionalliga Bayern, in die 3. Liga aufsteigen. Der Verein wurde bis zum 31. Mai von Reiner Maurer (60) aus Mindelheim trainiert. Den Weg in Liga drei wird Maurer allerdings nicht mit Türkgücü gehen. Sein Vertrag bei den Münchnern wurde nicht verlängert.
Der Bayerische Fußball-Verband (BFV) hat den Verein an den Deutschen Fußball-Bund (DFB) als Aufsteiger in die 3. Liga gemeldet. Die Münchner werden an der frühestens ab September zu Ende gespielten Saison in der Regionalliga Bayern nicht mehr teilnehmen. Maurer hatte den Aufsteiger zur Saison 2019/20 übernommen und mit ihm den Durchmarsch geschafft. Bis zum Abbruch der Saison wegen der Corona-Krise lag Türkgücü neun Punkte vor dem Verfolger 1. FC Schweinfurt 05.
Trotz des sportlichen Erfolges wurde Maurers Vertrag von den Münchnern um deren scheinbar allmächtigen Präsidenten Hasan Kivran nicht verlängert. Maurer sieht das nüchtern: „Der Vertrag ist ausgelaufen. Über die Gründe wurde nie gesprochen.“Maurer lässt sich nicht in die Karten schauen, ob er über seine Ausbootung enttäuscht ist (zumindest sagt er: „Die 3. Liga ist sehr interessant“). Er sieht die Sache fatalistisch. „Es ist in diesem Geschäft doch eher die Ausnahme, dass eine Vertragslaufzeit erfüllt wird.“Der Unterallgäuer spricht aus reichlich Trainer-Erfahrung. Unter anderem betreute er den FC Memmingen, zweimal den TSV 1860 München (2001 bis 2006 als Trainer, Co- und Amateur-Trainer; 2010 bis 2012 als Trainer) und war mehrfach bei Erstligisten in Griechenland sowie in Thailand in der zweiten Liga tätig.
Maurer gewinnt dem Engagement bei Türkgücü viel Positives ab.
„Ich hatte ein sehr gutes
Verhältnis zu den Spielern. Es hat Spaß gemacht. Es war für mich ein positives Jahr. Ich bin froh, dass ich es gemacht habe, in München zu arbeiten. Die Spieler waren voll motiviert und ich hatte ein gutes Innenleben.“Letztlich sei der Abschied von Türkgücü „zu 100 Prozent korrekt gelaufen.“Er habe stets sein Gehalt bekommen. „Nur über die Aufstiegsprämie müssen wir wohl noch mal reden“, sagt Maurer mit einem Schmunzeln.
Maurer ist Sportsmann genug nicht nachzutreten, obwohl die Alleingänge des Präsidenten selten sonderlich transparent oder gewinnbringend waren. Maurer: „Ich wusste ja, dass er gerne mal Veränderungen vornimmt.“Kivran liebt es, sich einzumischen und Einfluss auf die sportliche Seite zu nehmen. So präsentierte er im Winter mit den ExProfis Sercan Sararer und Emre Güral mutmaßlich hochkarätige Neuzugänge. Die für Maurer wohl bedeutendste „Veränderung“hatte Kivran aber schon zuvor angeleiert, als sich der Präsident von Geschäftsführer und Kaderplaner Robert Hettich getrennt hatte. Dieser war Maurers engster Vertrauter bei Türkgücü, mit dem er vor Jahren schon bei 1860 München zusammen gearbeitet hatte. Mit dieser Maßnahme seines Präsidenten dämmerte es Maurer, dass Ende Mai, wenn sein Vertrag ausläuft, wohl Schluss bei Türkgücü sein würde.
Maurer ist Trainer und auf Erfolg aus. Den hatte er in München. „Ich bin lange im Geschäft. Letztlich kann ich mit jedem Ausgang leben. Erstaunlich war es für mich schon, dass sich die Wege getrennt haben. Wir waren überaus erfolgreich.“Bei 16 Spielern habe sich der Marktwert verbessert, bei sieben sei er gleichgeblieben. Nur bei den Winter-Zugängen habe er sich verschlechtert.
Maurer hat mittlerweile einen Haken hinter das Kapitel Türkgücü gemacht. Ein Kuriosum zum Schluss: Der Nachfolger von Maurer bei Türkgücü dürfte mit großer Wahrscheinlichkeit der Augsburger Alexander Schmidt werden. Der folgte Maurer schon 2012 nach dessen letztem Engagement bei 1860 München.