Der Profifußball braucht mehr Wettbewerbe
Endlich: In der nächsten Saison wird der europäische Fußballverband die Europa League 2 einführen. Offiziell heißt der neue internationale Wettbewerb „Europa Conference League“. Natürlich handelt die Uefa, wie es tief in ihrer Unternehmenskultur verankert ist, höchst uneigennützig. Es geht den Anzugträgern aus Nyon selbstverständlich nicht darum, Millionen aus der Vermarktung zu generieren und sich für die nächste Wahl die Gunst kleinerer Fußballnationen zu sichern. Nein, die neue Liga ist für den Dachverband eine Herzensangelegenheit. Uefa-Präsident Ceferin handelt äußerst sozial, wenn er Rumänen, Österreichern, Schweden oder Ungarn einen Zugang zu den Geldtöpfen ermöglicht.
So konnte es ja nicht weitergehen. Nach der Qualifikation oder Gruppenphase schieden die Klubs aus den Schwellenländern des europäischen Fußball aus, jetzt bekommen sie endlich ihre Plattform. Denn mal ehrlich: Der Profifußball braucht mehr Wettbewerbe mit mehr beteiligten Mannschaften. Welt- und Europameisterschaft, Confederations Cup, Nations League, Klub-WM, Champions League, Europa League, Bundesliga und DFB-Pokal – das genügt nie und nimmer, um das MilliardenGeschäft am Laufen zu halten.
Was soll das Gejammer der Klubverantwortlichen eigentlich? Ein Nationalspieler muss doch in der Lage sein, alle zwei, drei Tage ein Spiel zu bestreiten. Stellt er sich halt etwas länger in die Eistonne. Außerdem: Der FC Bayern hatte nach dem Champions-League-Gewinn zwei Wochen Pause bis zum ersten Pflichtspiel der nächsten Spielzeit. Da darf man doch erwarten, dass die Münchner Profis jetzt in jedem Spiel, egal ob gegen Düren oder Madrid, Topleistungen bringen. Wäre ja auch ein Quatsch, wegen dieses Corona-Dingens irgendetwas am Spielplan oder den Wettbewerben zu überdenken. Fußball-Show must go on.
Entsprechend werden die Profis nach einer Mammutsaison im nächsten Sommer total erholt und ausgeruht eine Europameisterschaft bestreiten. Und wehe, sie sind dann nicht in der Lage, im Halbfinale in der letzten Minute der Verlängerung einen 100-Meter-Sprint hinzulegen.
Dennoch: Da geht noch mehr. Ligaverbände müssen Play-offs und Play-downs einführen, um Meister und Absteiger zu ermitteln. In Pokalwettbewerben müssen Vereine vor den K.-o.-Spielen eine Gruppenphase überstehen. Die Sommerpause wird mit dem interkontinentalen Holiday-Cup gefüllt. Und, versteht sich ja von selbst: Nach Europa League und Europa League 2 kommt demnächst die Europa League 3.