Ein Areal mit Potenzial
Landwirtschaft Nur noch bis Sommer 2022 werden Großvieh und Kälber aus unserer Region in der Schwabenhalle Buchloe vermarktet. Danach fällt das Areal an die Stadt. Es gibt schon Ideen zur Nutzung
Wertachtal Der Spatenstich für das neue Vermarktungszentrum der Allgäuer Herdebuchgesellschaft (AHG) in Unterthingau ist erfolgt – und damit das Aus der Schwabenhalle auch baulich symbolisiert. „Die Schwabenhalle war für uns eine gute Einrichtung und seit 1984 unser Hauptstandort“, erklärt Norbert Meggle, Vorsitzender der AHG. Doch sowohl der Buchloer Standort als auch die Allgäu-Halle in Kempten, welche die AHG ebenfalls aufgeben wird, seien den Erfordernissen der professionellen Vermarktung nicht mehr gewachsen. „Wir bedauern das, aber müssen das so hinnehmen“, sagt Buchloes Bürgermeister Robert Pöschl.
Die AHG hat derzeit etwa 4000 Mitglieder, die ihre Kälber und ihr Großvieh durch die Gesellschaft vermarkten lassen. Die Allgäu-Halle und der Hauptstandort in Buchloe liegen aber für die AHG nicht mehr optimal: Deren Einzugsgebiet reicht zwar von Lindau bis Krumbach und Füssen bis Schwabmünchen, doch die meisten Züchter kommen eher aus dem Süden. Insofern sei Unterthingau zentraler gelegen, meint Meggle. Die Zahl der Rinder rund um Buchloe sei nicht nennenswert zurückgegangen, betont Pöschl. Zwar sei die Zahl der Züchter rückläufig, zudem Getreide und Maisanbau gestiegen, aber nach wie vor tummeln sich zahlreiche Kühe und Kälber auf der Flur der Verwaltungsgemeinschaft Buchloe. Insofern sei es schade, dass die AHG den „landwirtschaftlichen Magnetpunkt über Jahrzehnte“aufgebe, sagt Pöschl. Das neue Vermarktungszentrum soll für 12,6 Millionen Euro auf einem 3,2 Hektar großen Areal in Unterthingau entstehen – mit 180 Plätzen für Großvieh, 800 Stellen für Kälber, knapp 300 Sitzplätze für die Besucher, die auf einem Großbildschirm über das Geschehen auf dem Laufenden gehalten werden und für die es ein Restaurant geben wird. Dazu wird die Zentrale der AHG, ein Fachzentrum Rinderzucht und das Landeskuratorium der Erzeugerringe für tierische Veredelung in Bayern dort angesiedelt.
Immerhin, „bis Sommer 2022 wird es in Buchloe unsere Veranstaltungen geben“, sagt Meggle – ebenso wie in Kempten. In der Schwabenhalle gibt es bis dahin noch den wöchentlichen Kälbermarkt und die vierwöchentliche Verkaufsschau für Schwarzbunte und Rotbunte. Die AHG hatte das Gelände in Buchloe durch einen Erbbauvertrag für 99 Jahre im Besitz und darauf die Halle errichtet. Da sich die Gesellschaft 2022 daraus zurückzieht, „fällt der Grund wieder an die Stadt zurück“, erklärt Meggle. Das bestätigt Bürgermeister Pöschl: „Der Grund war immer Eigentum der Stadt Buchloe. Mit der Auflösung des Vertrags fällt die Fläche wieder an den Eigentümer zurück“. Und mit der AHG habe sich die Stadt bereits auf einen Rückkauf der Halle geeinigt.
Für deren Zukunft hatte Stadtrat Maximilian Hartleitner (FDP) schon eine Idee, die ihm kam, als dort eine Blasmusiknacht stattfand. „Die Schwabenhalle wäre eine coole
Halle für kulturelle Events“, meint er. Das brachte er auch schon im Stadtrat vor, doch es habe nur wenig Resonanz gegeben, erzählt er. „Die Mehrheit war nicht bereit, sich damit ernsthaft auseinanderzusetzen“, sagt Hartleitner. Inzwischen sei eine Kulturhalle wohl unmöglich, da dort Gewerbe unterkommen soll. „Das ist nicht schlecht“, resümiert Hartleitner, „aber da hätte man mehr daraus machen können“.
Zumindest den wirtschaftlichen Aspekt kann der Bürgermeister bestätigen: „Es gibt einen Beschluss des Stadtrates, dass die Fläche perspektivisch einer gewerblichen Nutzung zugeführt werden soll“, erklärt Pöschl. Das gelte auf jeden Fall für den Großteil der Fläche, der bis etwa 2025 an Gewerbetreibende aus der Stadt gehen soll, die in Buchloe erweitern wollen. Ein kleinerer Teil wiederum, den die AHG aus betriebswirtschaftlichen Gründen schon vorher nicht mehr benötige, werde wohl schon davor an ein Buchloer Unternehmen gehen.
„Damit ist das Thema Kulturhalle vom Tisch“, sagt der Bürgermeister. Allerdings nicht grundsätzlich: Die Stadt werde wohl nächstes Jahr eine kulturelle Bestandsaufnahme machen lassen – wenn der vom Bürgermeister gewünschte Eventmanager vom Stadtrat genehmigt wird. Der könne dann mithilfe von Kulturschaffenden und Vereinen ein Konzept erstellen, was in der Stadt benötigt werde, um sie kulturell zu beleben.
„Dann wird sich zeigen, welche Entscheidungen getroffen werden müssen“, meint Pöschl.