„Wertach Carré“für Senioren muss noch einige Hausaufgaben machen
Gemeinderat Die geplante Seniorenwohnanlage an der Augsburger Straße löst eine kontroverse Diskussion aus: Passt das 22-Millionen-Euro-Projekt zu Türkheim? Und zum Grundstück?
Türkheim Von „optimaler Standort“(Josef Vogel/Freie Wähler) bis zu „auf diesem Grundstück nicht vorstellbar“(Peter Ostler/Wählervereinigung) reichte die Bandbreite der Standpunkte, als der Türkheimer Gemeinderat über das geplante Seniorenwohnprojekt „Wertach Carré“diskutierte.
Wie berichtet, will eine Investorengruppe auf dem Grundstück an der Augsburger Straße – direkt gegenüber dem V-Markt – eine Wohnanlage errichten. Dafür wollen die Investoren immerhin 22 Millionen Euro in die Hand nehmen und dort 34 Wohneinheiten für betreutes Wohnen, 93 Pflegeplätze und 37 Wohneinheiten für „Freies Wohnen“errichten. Zunächst ging es im Türkheimer Gemeinderat nur darum, schon mal vorab die Stimmung auszuloten, nachdem das Projekt dem Gemeinderat bereits in nichtöffentlicher Sitzung hinter verschlossenen
„Viele Türkheimer Senioren werden sich das wohl nicht leisten können“
3. Bürgermeisterin Gudrun Kissinger Schneider angesichts der Investitionssumme von 22 Millionen Euro
Türen von den Planern vorgestellt worden war.
Daher verwies Bürgermeister Christian Kähler gleich vorab darauf, dass es sich nach wie vor lediglich „um ein Konzept“handle, mit dem die Investorengruppe – nun auch öffentlich – abklopfen wolle, wie der Gemeinderat generell zu den Planungen stehe. Erst wenn sich hier eine grundsätzliche Zustimmung abzeichne, soll der nächste Schritt unternommen werden.
Bis dahin, da waren sich nahezu alle Gemeinderäte einig, müssen die Planer aber schon noch einige, durchaus knifflige, „Hausaufgaben“abarbeiten. Vor allem die noch weitgehend ungeklärte Frage der Verkehrsplanung sorgte für Bauchschmerzen. FW-Fraktionschef Josef Vogel outete sich zwar grundsätzlich als Fan des Projekts („Eine tolle Sache“) und er hielt auch den Standort für „optimal“– allerdings sehe auch er noch das Problem des Verkehrs an der viel befahrenen Augsburger Straße.
Auch 3. Bürgermeisterin Gudrun Kissinger-Schneider (Grüne) wollte sich nicht gleich von der überwiegend positiven Grundstimmung anstecken lassen: „Unsere Fraktion sieht das nicht ganz so euphorisch“, so Kissinger-Schneider. Sie wünscht sich schon noch detaillierte Angaben, wie das Verkehrsproblem gelöst werde. Und es gelte natürlich auch, alle naturschutzrechtlichen Fragen abzuklären. Immerhin sei das Grundstück bisher ein naturbelassenes Kleinod und nicht zuletzt sorgen dort zwei riesige und uralte Eichen als eingetragene Naturdenkmäler für zusätzliche planerische Einschränkungen.
Und während auf der einen Seite der Verkehr auf der Augsburger Straße fließe, setze auf der Gegenseite der Langweidbach und zusätzlich auch die bestehende Bahnlinie den Planungen enge Grenzen, so Kissinger-Schneider. Denn, sollte tatsächlich einmal die Staudenbahn reaktiviert werden, dann könnte sich dadurch auch eine Lärmbelästigung für die Bewohner der Seniorenanlage ergeben. KissingerSchneider machte auch gar keinen Hehl daraus, dass sie sich schon bei der nicht-öffentlichen Präsentation
„sehr geärgert“habe, als ihr Vorschlag einer Tiefgarage von den Planern kurzerhand „vom Tisch gewischt“worden sei. Dabei könnte damit die Verkehrsproblematik und die Planung der benötigten Parkplätze gelöst werden, ist KissingerSchneider überzeugt.
Die Grünen-Gemeinderätin macht sich auch Gedanken, ob das Projekt angesichts der Investitionssumme von 22 Millionen Euro überhaupt nach Türkheim passe: „Viele Türkheimer Senioren werden sich das dann wohl nicht leisten können“, fürchtet Kissinger-Schneider. Ihr Fazit daher: „Seniorenwohnanlage Ja, aber...“
Auch Marcus Jakwerth von den Freien Wählern war vorsichtig positiv, war aber auch „ehrfürchtig“, nachdem er sich persönlich auf dem Grundstück umgesehen hatte: Es sei schon beeindruckend, wie sich die Natur das Grundstück über die Jahre zurückerobert habe. Jakwerth wünschte sich daher bei den Planungen auch „mehr Einklang mit der Natur“.
Die Gemeinderatskollegen von der SPD (Walter Fritsch: „Eine Bereicherung für den Markt Türkheim“) und der CSU (Anne Huber: Grundsätzlich positiv“) schlossen sich an.
Michaela Vaitl-Scherer von der Wählervereinigung verwies darauf, dass die jetzt geäußerten Bedenken von ihrer Gruppierung bereits in der nicht-öffentlichen Sitzung geäußert worden seien: „Gut, dass unsere Anregungen jetzt doch noch ernst genommen wurden“.
Damals wie jetzt hatte Peter Ostler seine Bedenken deutlich gemacht: Er halte zwar das Konzept einer Seniorenwohnanlage insgesamt für gut, aber eben „nicht an dieser Stelle“. Ostler sieht ebenfalls die Verkehrsplanung als Knackpunkt.
Zumindest eines ist laut Bürgermeister Christian Kähler sicher: „Dieses Projekt wird noch einige Runden im Gemeinderat drehen...“
Der von der Gemeinde genannte Ansprechpartner der Investorengruppe, die „Immodul“Projektentwicklung (Wuppertal), war nicht zu einer Stellungnahme zu erreichen. »