Aus dem Gasnetz soll Wasserstoff kommen
Klimaschutz Deutsche Energielieferanten legen Umbauplan vor. Mit dabei ist Erdgas Schwaben
Augsburg Wasserstoff gilt inzwischen als wichtiger Baustein auf dem Weg zum Klimaschutz in Deutschland. Wird das Gas mithilfe von Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt, könnte man damit in den nächsten Jahren klimaschonend Lkw antreiben, Stahl erzeugen oder Privathäuser heizen. Bleibt die Frage, wie das Gas zu den Verbrauchern kommt? Deutsche ErdgasVersorger haben jetzt einen Plan vorgelegt, wie das Gasnetz bis zum Jahr 2050 fit gemacht werden kann, um 100 Prozent Wasserstoff zu transportieren. Mit dabei ist das Unternehmen Erdgas Schwaben, das in unserer Region zahlreiche Kunden mit Energie versorgt.
Die beteiligten Unternehmen decken nach eigenen Angaben rund die Hälfte des deutschen Gasnetzes ab. Um die deutschen und europäischen Klimaschutzziele bis 2050 erreichen zu können, werde es nötig sein, „die Nutzung von fossilem Erdgas schrittweise auf CO2-neutrale Gase umzustellen“, schreiben die Firmen in ihrem Grundsatzpapier, das sie jetzt vorgestellt haben. Das wäre ein gigantischer Schritt: Weg vom Erdgas aus dem Boden, hin zu neuen, klimaneutral erzeugten Gasen. Die Perspektive sei, dass am Ende sogar 100 Prozent Wasserstoff im Netz transportiert werden kann. Dieser verbrennt ungiftig, es entsteht nur Wasserdampf.
Der Plan sieht einen stufenweisen Umbau des Gasnetzes vor. Zuerst soll bis zum Jahr 2040 als Rückgrat („Backbone“) ein eigenes überregionales Netz entstehen, das reinen Wasserstoff transportieren kann. Parallel dazu kann das Gas in Wasserstoff-Pilotregionen bereits frühzeitig genutzt werden. Schrittweise soll zudem das normale Gasverteilnetz, das bis an die Häuser reicht, für den Transport von Wasserstoff ertüchtigt werden.
Ab 2040 sei dann das überregionale Wasserstoffnetz in Betrieb.
„Damit stehen größere Mengen Wasserstoff zur Verfügung und die Ertüchtigung der Gasverteilnetze schreitet zügig voran, bis das gesamte Gasverteilnetz einzig für den Transport klimaneutraler Gase zur Verfügung steht“, heißt es im Papier. Das soll dann bis 2050 der Fall sein.
Das Netz von Erdgas Schwaben bestehe bereits heute zum allergrößten Teil aus Kunststoffrohren, berichtet Kommunikationschef Christian Blümm. „Diese Rohre sind bereits wasserstoffdicht“, sagt er. Stahlrohre seien nur in den Anfangstagen der Firma verbaut worden und spielten kaum mehr eine Rolle. Trotzdem müsste auch das Erdgas-Schwaben-Netz ertüchtigt werden. Es geht zum Beispiel darum, Anschlussstellen zu modernisieren. Rund zehn Prozent Wasserstoff könne das deutsche Erdgasnetz schon heute aufnehmen.
Interessant ist, was ein höherer Wasserstoffanteil für die Heizungsanlagen im Keller bedeutet. Wer eine neue Brennstoffzellen-Heizung nutzt, die bisher aus Erdgas erst Wasserstoff erzeugt, der hat eine gute Chance, dass das Gerät auch mit einem höheren Wasserstoffanteil zurechtkommt. Bei bestehenden Gasbrennwertgeräten garantiere dagegen bisher keiner der großen deutschen Heizungshersteller einen Betrieb mit 100 Prozent Wasserstoff, ist bei Erdgas Schwaben zu erfahren. Ein Betrieb mit zehn Prozent beigemischtem Wasserstoff sei aber sichergestellt, eine 20- bis 30-prozentige Beimischung erscheint denkbar.
Erdgas Schwaben geht aber davon aus, dass parallel zum Hochlauf von 100 Prozent Wasserstoff im Leitungsnetz bis 2050 auch neue Brennwertgeräte auf den Markt gebracht werden. Genauso denkbar ist es, dass nicht nur Wasserstoff, sondern auch künstlich erzeugtes grünes Erdgas einen großen Anteil am Gasmix behält. Dann stellt sich das Problem des Heizungsaustauschs nicht.