Die „Landshut“landet endgültig in Friedrichshafen
Geschichte Das Flugzeug, in dem sich 1977 ein Geiseldrama abspielte, sollte schon längst im Museum stehen. Der Streit um Standort und Geld zog sich jahrelang hin – doch nun gibt es eine Lösung. Und auch schon wieder neue Kritik
Friedrichshafen Die „Landshut“bekommt endlich ein neues Zuhause. Das hätte schon 2019 geschehen sollen, aber das Vorhaben lief ins Leere. Diesmal sollen die Ausstellungspläne für das Flugzeug, das 1977 von Terroristen auf dem Weg von Mallorca nach Frankfurt gekapert worden war, endgültig umgesetzt werden.
Die Boeing 737 war durch das fünftägige Geiseldrama berühmt geworden, bei dem mehrere RAFTerroristen aus dem Gefängnis freigepresst werden sollten. Nach mehreren Zwischenlandungen und der Ermordung des Piloten stand die Maschine im somalischen Mogadischu, wo Passagiere und Besatzung von deutschen GSG-9-Beamten gerettet und drei der vier Geiselnehmer erschossen wurden. Nach diesen ereignisreichen Tagen folgten sehr gewöhnliche Jahre für das Flugzeug: Die „Landshut“war bis 1985 weiter auf Linienflügen der Lufthansa unterwegs. Anschließend wechselte sie mehrmals den Besitzer, zuletzt flog sie 2008 unter brasi
Flagge. Schließlich wurde sie auf einer Art Flugzeugfriedhof im brasilianischen Fortaleza eingelagert und rottete vor sich hin, bis sie 2017 nach Friedrichshafen überführt wurde. Eigentlich sollte sie im Dornier-Museum ausgestellt werden, aber der Plan ging nicht auf.
In der Stadt am Bodensee, die sich als Wiege der Luftschifffahrt bezeichnet, feierte man die Ankunft der „Landshut“zwar, doch seitdem wurde das Flugzeug nicht restauriert, noch nicht einmal wieder zusammengebaut; es steht noch immer in einem Hangar am Bodensee-Airport. Dabei hätte die Ausstellung im Oktober 2019 eröffnet werden sollen. Warum bis heute nichts passiert ist? Wie so oft geht es ums Geld.
Das Außenministerium hatte das marode Flugzeug für nur 20000 Euro erworben und nach Deutschland gebracht, für Restaurierung und Ausstellung sind aber weitaus größere Summen nötig. Und die wollte oder konnte offenbar niemand zahlen. Monika Grütters, Staatsministerin für Kultur und Medien, sagte zwar fünf Millionen Euro zu, an den Betriebskosten für eine
wollte sie sich jedoch nicht beteiligen. Andere potenzielle Geldgeber wie Stadt und Landkreis hielten sich bedeckt, dann steckte offenbar auch noch das DornierMuseum in finanziellen Schwierigkeiten: Weil der Fortbestand des Museums nicht über das Jahr 2025 hinaus gesichert sei, prüfe die Bundesregierung alternative Standortoptionen, hieß es im Januar. Die CSU wollte den Flieger nach München holen, auch das Militärhistorische
Museum der Bundeswehr in Berlin-Gatow war als Ausstellungsort im Gespräch. Verteidigungsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer (CDU) hatte aber erst kürzlich eine Ausstellung im Bundeswehrmuseum angezweifelt.
Doch nun hat der Haushaltsausschuss des Bundestags Fakten geschaffen: 15 Millionen Euro hat er zur Verfügung gestellt, wie der stellvertretende Vorsitzende Martin Gerster und Oberschwaben-Abgelianischer ordnete (SPD) mitteilte. Die „Landshut“soll in Friedrichshafen bleiben – aber sie kommt nicht ins Dornier-Museum. Stattdessen soll sie ihr eigenes Museum bekommen. Das Geld kommt nun vom Bundesinnenministerium: Die 15 Millionen fließen über die Bundeszentrale für politische Bildung nach Friedrichshafen. Mit dem Geld ist wohl der Auftrag verbunden, mit dem Landshut-Museum einen Erinnerungsort gegen den Terror und dessen Bekämpfung zu schaffen. Die Hälfte der Summe soll für zehn Jahre die Betriebskosten zumindest anteilig sichern, verbunden mit der Auflage, dass ein Ticket maximal fünf Euro kostet. Die andere Hälfte ist für die Restaurierung des Flugzeugs (2,5 Millionen Euro), für den Hangar (vier Millionen Euro) und ein pädagogisches Konzept (eine Million Euro) eingeplant. „Damit schaffen wir eine würdige Heimat für diesen Zeitzeugen deutscher Innenpolitik“, sagt der Abgeordnete Gerster.
Martin Rupps kommentiert die neue Entwicklung mit den Worten: „Da hat die Vernunft gesiegt.“Er ist Mitglied des wissenschaftlichen BeiAusstellung rats, der ein Konzept für die museale Präsentation der „Landshut“entwerfen soll. Rupps sagt, dass eine noch zu gründende Stiftung „18. Oktober“– das Datum der Geiselbefreiung – den Auftrag erhalten soll, das Museum zu bauen und zu betreiben. Diese Initiative geht auf David Dornier zurück, der bis September Direktor des Dornier-Museums und Vorstandsvorsitzender der Dornier-Stiftung war, nun aber beide Ämter abgegeben hat. Nun setzt er sich als Privatmann dafür ein, die geschichtsträchtige Maschine in Friedrichshafen auszustellen. Er erklärte, ein privates Grundstück neben dem Dornier-Museum dafür bereitzustellen.
Jürgen Vietor, damals Co-Pilot der entführten Maschine, ist froh, dass die „Landshut“nun in Friedrichshafen ihre letzte Heimat finden soll. Er hatte sich schon länger dafür eingesetzt. Nur eine freut sich offenbar nicht über die neue Lösung: Von einem Sprecher von Kulturstaatsministerin Grütters hieß es: „Aufgrund unserer langjährigen Erfahrungen mit Friedrichshafen sehen wir diesen Standort skeptisch.“
Sie soll Erinnerungsort gegen den Terror werden