„Wir müssen etwas für die Jugend tun“
Pandemie In einem zehnminütigen Video des Kreisjugendrings Unterallgäu sprechen Kinder und Jugendliche der Region darüber, wie es ihnen in der Corona-Krise geht. Die Unsicherheit macht vielen zu schaffen
Unterallgäu „Der Jugend eine Stimme geben“– so lautet der Name des Videos, das der Kreisjugendring Unterallgäu auf seinen Kanälen in sozialen Netzwerken und auf Youtube hochgeladen hat. Genau wie es der Name sagt, wollten die Initiatoren dafür sorgen, dass die Jugendlichen im Pandemiegeschehen nicht vergessen werden.
Florian Kastenmeier arbeitet beim Kreisjugendring in Mindelheim und ist dort für den Bereich Offene Kinder- und Jugendarbeit zuständig. Er berichtet, dass der Aufschrei unter den Jugendlichen nach den pandemiebedingten Schließungen der Jugendzentren groß gewesen sei. Viele hätten das Gefühl gehabt, nichts mehr unternehmen zu können. So sei dann die Idee zum Video unter einigen Beschäftigen des Kreisjugendrings entstanden. „Wir müssen etwas für die Jugend tun“, sei der Gedanke der Initiatoren gewesen, sagt Kastenmeier.
Gedreht wurde das zehnminütige Video im ganzen Unterallgäu. Der Kreisjugendringbus wurde dafür zu einem mobilen Studio umgebaut und coronakonform hergerichtet.
Insgesamt seien fast vier Stunden Filmmaterial zusammengekommen, heißt es in der Pressemittelung des Kreisjugendrings. Interviewt wurden Kinder und Heranwachsende aus der Region. Sie berichten von ihrer aktuellen Situation, ihren Nöten, Ängsten und Wünschen im Zusammenhang mit der Pandemie und deren Bekämpfung. Auch einige Entscheidungsträger aus der Kommunalpolitik und Vereinen kommen zu Wort.
„Die Krise macht mich einfach nur fertig gerade“, sagt ein Jugendlicher am Anfang des Videos. Auch den meisten anderen macht die Situation
sichtbar zu schaffen. Einige fühlen sich eingeschränkt, ein Schüler berichtet von seiner Angst vor der Abiturprüfung, weil er das Gefühl habe, sich nicht richtig darauf vorbereiten zu können. Mehrere der Befragten betonen, dass sie es vermissen, sich mit ihren Freunden treffen zu können, oder generell „einfach unter Menschen zu kommen“, wie es eine Jugendliche ausdrückt.
Die Umfrage ist nicht repräsentativ, gibt jedoch einen Eindruck, wie belastend die Situation für viele junge Menschen gerade ist. Eine Jugendliche sieht in der jetzigen Situation
„viel Unsicherheit“, weil man nicht wisse, wie es weitergehe. Ein anderer spricht von einem „mulmigen Gefühl“, wenn er in die Zukunft blicke. So bedrückend die Zeit gerade für viele der jungen Leute ist, so äußern doch auch einige von ihnen Hoffnungen und Optimismus für die nahe Zukunft. Dabei sprechen die Interviewten auch über ihre Wünsche, wie ihre Situation verbessert werden könne. Einigen ist es wichtig, dass die Jugendzentren wieder öffnen können. Ein Mädchen wünscht sich, „dass die Menschen wieder menschlicher werden“. Besonders deutlich wird in dem Video des Kreisjugendrings, wie sehr auch die Meinungen zur Corona-Politik auseinandergehen. Ein Jugendlicher fordert: „Hört auf, uns wie Tiere zu behandeln“, da er sich manchmal wie ein Gefangener fühle. Ein anderer hingegen äußert Verständnis und sagt: „Erst Gesundheit und dann Freizeit.“
Die Kommunalpolitiker und Vereinsvertreter, die in dem Video ebenfalls zu Wort kommen, versuchen überwiegend der Jugend beizuspringen. Die befragten Bürgermeister etwa sehen noch Handlungsbedarf darin, die Bedürfnisse von jungen Leuten stärker zu beachten. Renate Deniffel, die Jugendbeauftragte im Bezirk Schwaben ist, beklagt, dass nicht genau genug hingesehen werde, um herauszufinden, was die Jugend in dieser Zeit brauche.
Kai Erfurt vom Filmhaus Huber und Veranstaltungsorganisator in der Region wünscht sich auch über die Krise hinaus eine größere Mitsprachemöglichkeit für die Jugendlichen. Er fordert, „dass man danach einfach wieder viel mehr auf die Jugend hört. Und dann auch solche Sachen, wie zum Beispiel Fridays for Future vielleicht mal wieder nach vorne bringt.“
Die Resonanz auf das Video sei bislang durchweg positiv, berichtet Florian Kastenmeier. Der Kreisjugendring habe sowohl von Jugendlichen, Politikern als auch aus Vereinen viel Zuspruch bekommen. Zu möglichen Forderungen gegenüber der Politik befragt, sagt Kastenmeier, dass es für die Beschäftigten in der Jugendarbeit sehr schwierig sei – die Corona-Maßnahmen seien notwendig und wichtig. Eine konkrete Forderung an die Politik hätte er aber dennoch: ein Mitspracherecht sowohl der Jugend als auch der Fachkräfte, die mit den jungen Leuten arbeiten.