Rodung und Abriss auf dem SchwermerAreal
Bauen Der Stadtrat befasst sich mit Anträgen der neuen Eigentümer des Geländes
Bad Wörishofen Das Gelände am nördlichen Rand der Bad Wörishofer Gartenstadt wird sein Gesicht verändern. In dem dominanten Gebäude produzierte Schwermer viele Jahre lang weithin bekannte Süßwaren. Die neuen Eigentümer werden das Gelände stark verändern. Bürgermeister Stefan Welzel berichtete im Stadtrat von ersten Maßnahmen. Dazu gehört die Rodung von Bäumen auf dem Gelände zur Vorbereitung eines Abrisses. Seit Ende 2020 tut sich auf dem Areal nichts mehr. Die Heidi Chocolat Schwermer GmbH, wie das Unternehmen zuletzt hieß, wurde geschlossen. Mit großen Investitionen in Bad Wörishofen kennen sich die neuen Eigner bestens aus.
Bürgermeister Welzel nahm in der Sitzung des Stadtrates Bezug auf den Eigentümerwechsel, über den die Mindelheimer Zeitung unlängst berichtet hatte. „Da geht es nun auch um Baumschutz“, sagte Welzel. Die Stadtverwaltung steht damit vor der Frage, welche Bäume auf dem großen Gelände gefällt werden dürfen und welche stehen bleiben müssen. In Bad Wörishofen gilt bekanntlich eine der strengsten Baumschutzverordnungen weithin. Dass bereits ein Ortstermin stattgefunden hat, berichtete ebenfalls Welzel.
Manfred Pistel vom Bauamt der Stadt machte deutlich, dass die Bäume von Stadtgärtnermeister Andreas Honner begutachtet würden. „Der Abbruchantrag für das Industriegebäude liegt bereits vor“, berichtete Pistel. Nun gehe es um einen Antrag auf Rodung des Baumbestandes. „Welchen Rodungsmaßnahmen stimmen wir zu?“, fragt
Pistel. Sein Vorschlag lautete: Die neuen Eigentümer dürfen nur jene Bäume fällen, die vom Abbruch des Gebäudes direkt betroffen sind.
Zudem wolle man die Abfahrt des Schutts über den angrenzenden Feldweg organisieren, damit die Lastwagen nicht durch die Wohngebiete der Gartenstadt fahren müssen. Auch dazu, das wurde klar, müssten Bäume gefällt werden, um die Zufahrt auf das Grundstück zu ermöglichen. Bis zum Abbruch des Schwermer-Gebäudes wird aber noch Zeit vergehen. Zuerst müssten noch artenschutzrechtliche Untersuchungen stattfinden, erläuterte Pistel.
Zu Pistels Vorschlag sagte Bürgermeister Welzel, das sei ein „fairer Kompromiss“. Ein Beschluss wurde in der Sitzung nicht gefasst. Es handele sich nur um eine Information für den Stadtrat, so Welzel.
Das Aus für die Heidi Chocolat Schwermer GmbH hat in Bad Wörishofen für Aufsehen gesorgt. Alle Beschäftigten haben ihre Arbeitsplätze verloren. Bereits im September mussten 30 Mitarbeiter gehen. Die verbliebenen 44 Beschäftigten wurden zum 31. Oktober gekündigt. Erhalten bleibt die Marke sowie das Sortiment. Dafür sorgt die United Chocolate Group aus Sachsen-Anhalt, welche die Marke übernommen hat. In der Gartenstadt hat das Unternehmen zwischenzeitlich ein Büro eröffnet. United Chocolate ist aber nicht der Käufer des großen Grundstücks.
Das Areal gehört mittlerweile einer Vermögens KG. Diese werde „von den ehemaligen Tricor-Aktionären gehalten“, sagte Martin Müller unserer Redaktion. Müller ist der Vorstandsvorsitzende der Tricor AG, die ihren Unternehmenssitz in Bad Wörishofen hat. Vor dem Verkauf von Tricor im Jahr 2019 war er der Hauptaktionär des Unternehmens. Der japanische Konzern Rengo hatte damals über seine Tochterfirma Tri-Wall aus Hongkong 100 Prozent der Aktien an der Tricor Packaging & Logistics AG gekauft. Tricor selbst habe mit dem Schwermer-Geschäft aber nichts zu tun, betont Müller. Die Vermögens KG habe den Standort des einstigen Süßwarenherstellers erworben. Zu den Plänen hält sich Müller weiterhin bedeckt. Er könne dazu noch keine Auskunft geben, teilte er nach der Stadtratssitzung mit. Zu spekulativ sei dies zum jetzigen Zeitpunkt. Müller sagte auf Nachfrage, derzeit liege weder eine Abrissgenehmigung vor noch sei ein Bauantrag gestellt.
Nicht betroffen von alledem ist das weithin bekannte Café Schwermer in Bad Wörishofen, das immer noch im Besitz der Familie des Unternehmensgründers Henry Schwermer ist und weiter besteht.
So soll der Schutt abgefahren werden, ohne die Wohngegend zu sehr zu belasten