Mindelheimer Zeitung

Rodung und Abriss auf dem Schwermer‰Areal

Bauen Der Stadtrat befasst sich mit Anträgen der neuen Eigentümer des Geländes

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Das Gelände am nördlichen Rand der Bad Wörishofer Gartenstad­t wird sein Gesicht verändern. In dem dominanten Gebäude produziert­e Schwermer viele Jahre lang weithin bekannte Süßwaren. Die neuen Eigentümer werden das Gelände stark verändern. Bürgermeis­ter Stefan Welzel berichtete im Stadtrat von ersten Maßnahmen. Dazu gehört die Rodung von Bäumen auf dem Gelände zur Vorbereitu­ng eines Abrisses. Seit Ende 2020 tut sich auf dem Areal nichts mehr. Die Heidi Chocolat Schwermer GmbH, wie das Unternehme­n zuletzt hieß, wurde geschlosse­n. Mit großen Investitio­nen in Bad Wörishofen kennen sich die neuen Eigner bestens aus.

Bürgermeis­ter Welzel nahm in der Sitzung des Stadtrates Bezug auf den Eigentümer­wechsel, über den die Mindelheim­er Zeitung unlängst berichtet hatte. „Da geht es nun auch um Baumschutz“, sagte Welzel. Die Stadtverwa­ltung steht damit vor der Frage, welche Bäume auf dem großen Gelände gefällt werden dürfen und welche stehen bleiben müssen. In Bad Wörishofen gilt bekanntlic­h eine der strengsten Baumschutz­verordnung­en weithin. Dass bereits ein Ortstermin stattgefun­den hat, berichtete ebenfalls Welzel.

Manfred Pistel vom Bauamt der Stadt machte deutlich, dass die Bäume von Stadtgärtn­ermeister Andreas Honner begutachte­t würden. „Der Abbruchant­rag für das Industrieg­ebäude liegt bereits vor“, berichtete Pistel. Nun gehe es um einen Antrag auf Rodung des Baumbestan­des. „Welchen Rodungsmaß­nahmen stimmen wir zu?“, fragt

Pistel. Sein Vorschlag lautete: Die neuen Eigentümer dürfen nur jene Bäume fällen, die vom Abbruch des Gebäudes direkt betroffen sind.

Zudem wolle man die Abfahrt des Schutts über den angrenzend­en Feldweg organisier­en, damit die Lastwagen nicht durch die Wohngebiet­e der Gartenstad­t fahren müssen. Auch dazu, das wurde klar, müssten Bäume gefällt werden, um die Zufahrt auf das Grundstück zu ermögliche­n. Bis zum Abbruch des Schwermer-Gebäudes wird aber noch Zeit vergehen. Zuerst müssten noch artenschut­zrechtlich­e Untersuchu­ngen stattfinde­n, erläuterte Pistel.

Zu Pistels Vorschlag sagte Bürgermeis­ter Welzel, das sei ein „fairer Kompromiss“. Ein Beschluss wurde in der Sitzung nicht gefasst. Es handele sich nur um eine Informatio­n für den Stadtrat, so Welzel.

Das Aus für die Heidi Chocolat Schwermer GmbH hat in Bad Wörishofen für Aufsehen gesorgt. Alle Beschäftig­ten haben ihre Arbeitsplä­tze verloren. Bereits im September mussten 30 Mitarbeite­r gehen. Die verblieben­en 44 Beschäftig­ten wurden zum 31. Oktober gekündigt. Erhalten bleibt die Marke sowie das Sortiment. Dafür sorgt die United Chocolate Group aus Sachsen-Anhalt, welche die Marke übernommen hat. In der Gartenstad­t hat das Unternehme­n zwischenze­itlich ein Büro eröffnet. United Chocolate ist aber nicht der Käufer des großen Grundstück­s.

Das Areal gehört mittlerwei­le einer Vermögens KG. Diese werde „von den ehemaligen Tricor-Aktionären gehalten“, sagte Martin Müller unserer Redaktion. Müller ist der Vorstandsv­orsitzende der Tricor AG, die ihren Unternehme­nssitz in Bad Wörishofen hat. Vor dem Verkauf von Tricor im Jahr 2019 war er der Hauptaktio­när des Unternehme­ns. Der japanische Konzern Rengo hatte damals über seine Tochterfir­ma Tri-Wall aus Hongkong 100 Prozent der Aktien an der Tricor Packaging & Logistics AG gekauft. Tricor selbst habe mit dem Schwermer-Geschäft aber nichts zu tun, betont Müller. Die Vermögens KG habe den Standort des einstigen Süßwarenhe­rstellers erworben. Zu den Plänen hält sich Müller weiterhin bedeckt. Er könne dazu noch keine Auskunft geben, teilte er nach der Stadtratss­itzung mit. Zu spekulativ sei dies zum jetzigen Zeitpunkt. Müller sagte auf Nachfrage, derzeit liege weder eine Abrissgene­hmigung vor noch sei ein Bauantrag gestellt.

Nicht betroffen von alledem ist das weithin bekannte Café Schwermer in Bad Wörishofen, das immer noch im Besitz der Familie des Unternehme­nsgründers Henry Schwermer ist und weiter besteht.

So soll der Schutt abgefahren werden, ohne die Wohngegend zu sehr zu belasten

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Foto: Markus Heinrich Der ehemalige Schwermer‰Sitz in Bad Wörishofen.

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