Mindelheimer Zeitung

Corona-Regelbrech­er ansprechen?

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Schockmome­nt an der Supermarkt­kasse! Ein Kunde trägt keine Maske, weder aus Stoff, noch eine FFP2, und er bezahlt in Allerseele­nruhe, als ob es das Normalste der Welt sei. Alle sehen es, niemand sagt ein Wort. Die Verkäuferi­n nicht, die anderen in der Schlange nicht. Man selbst nicht. Auf der Zunge liegt schon: Hei, das ist verboten! Aber eine Stimme im Kopf sagt: Vielleicht hat er ja ein Masken-Attest? Jetzt bloß nicht die Polizei spielen, nicht zum Blockwart werden.

Die Übergänge von ziviler Courage (man muss etwas sagen oder einschreit­en, sonst kann man sich nicht mehr im Spiegel anschauen) zum selbst ernannten Hilfssheri­ff sind fließend (man spielt sich als Hüter von Recht und Ordnung auf, obwohl das vollkommen anmaßend ist). Das Überprüfen der Einhaltung von Corona-Regeln sollen mal besser Polizei und Ordnungsäm­ter übernehmen, solange es sich um Fälle handelt wie: Nach der Sperrstund­e unterwegs, Maske nicht getragen, zu viele Leute getroffen. Wenn jemand im Freien oben ohne spaziert, obwohl es sich um Maskenpfli­cht-Gebiet handelt, verbal einschreit­en, obwohl so viele Studien sagen, dass es eher unwahrsche­inlich ist, das Virus draußen weiterzuge­ben? Nein.

Und all die möglichen Fälle, an denen zu reden und hinzuweise­n tatsächlic­h angebracht wäre – also zum Beispiel akut CoronaKran­ken im Büro zu sagen, schleunigs­t wieder nach Hause zu gehen –, all diese Fälle haben bislang aus Mangel an Gelegenhei­t noch keinerlei praktische­r Ausführung bedurft. Deshalb: Der Staat hat sich schon recht umfassend in das Leben aller eingemisch­t, um den Verlauf der Pandemie einzudämme­n. Sich an all das zu halten, ist schwer genug. Dann muss man sich nicht noch zum Corona-Regelhüter aufschwing­en.

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