Die Royals von der letzten Bank
Krise Nach der harten Kritik von Harry und Meghan muss das britische Königshaus dringend Sympathiepunkte sammeln. Vor allem zwei Familienmitglieder treten nun verstärkt in Erscheinung
London Auf einer sonnigen Blumenwiese, die Decke auf ästhetische Weise zerknautscht, an den kleinen Füßen des Sohnes niedliche Hasenpuschen: So präsentiert Prinzessin Eugenie ihr wenige Wochen altes Baby. „Ich freue mich so sehr, Augusts Mama zu sein und genieße meinen ersten Muttertag“, schrieb die Queen-Enkelin auf Instagram – und sammelte binnen kurzem rund 300 000 Likes ein.
Für den Palast ist die Tochter von Prinz Andrew und Sarah Ferguson, die an diesem Dienstag 30 Jahre alt wird, eine willkommene königliche Influencerin. Denn nach dem „Megxit“und dem aufsehenerregenden Interview von Prinz Harry und Herzogin Meghan inklusive Rassismusvorwürfen muss die Royal Family schnellstmöglich Sympathiepunkte sammeln. Dem Palast wirkt weiterhin nach, dass er Meghans eindrückliche Schilderungen über psychische Probleme, mangelnde Unterstützung und vor allem die Diskussion, welche Hautfarbe wohl ihr Sohn Archie haben würde, in der Öffentlichkeit eher knapp abgehandelt hat.
Eugenie, geborene Prinzessin von York, kann nun helfen, die Royals als ganz normale Familie darzustellen. Die Vorstellung von Baby August – natürlich ebenfalls per Instagram – geriet dabei zum deutlichen Kontrast zur Baby-Ankündigung von Harry und Meghan. Der erste Eindruck: hier eine ganz normale Familie, sichtlich erschöpft von den ersten Stunden zu dritt. Dort das demonstrativ entspannte Glamourpaar, künstlerisch arrangiert in einem kalifornischen Garten.
Doch allzu sehr im Fokus stehen wird Eugenie wegen ihrer jungen Familie wohl erst einmal nicht. Dabei braucht der Palast personelle Unterstützung. Denn zur Ausübung der Pflichten gehört, Präsenz zu zeigen bei sozialen und gesellschaftlichen Organisationen. Zwar hat Königin Elizabeth II., wie von Palastkreisen im Zuge des „Megxit“-Interviews angekündigt, zuletzt ihre öffentliche Sichtbarkeit stark erhöht. Und auch Herzogin Kate, Ehefrau von Prinz William, ist bereits im Dauereinsatz. Doch mit Harry und Meghan fehlen zwei sympathische Gesichter, die den Palast vertreten.
In diese Rolle wächst nun mehr und mehr eine Schwiegertochter der Königin hinein. Sophie, Countess of Wessex – so ihr offizieller Titel – ist Ehefrau des jüngsten Queen-Sohns Edward, das Paar hat zwei Kinder im Alter von 17 und 13 Jahren. Kaum ein Familienmitglied außer Her Majesty selbst war zuletzt öffentlich so häufig zu sehen wie die Gräfin. Sophie mit Edward als Helfer in einer Obdachlosenorganisation und alleine als Freiwillige im Impfzentrum, als Repräsentantin beim Internationalen Frauentag: Die 56-Jährige ist an vielen Fronten im Dienst der Krone unterwegs.
Charmant, bodenständig, verständnisvoll: So gibt sich Sophie bei ihren Auftritten. Mit Herzogin Kate soll die ehemalige PR-Managerin eine gute Beziehung haben, britischen Medien zufolge gilt sie bereits als Mentorin der gut 15 Jahre Jüngeren. Ihr Engagement – gut 200 Termine pro Jahr – sowie ihre fleißige und schnörkellose Art und Weise sollen bei Queen Elizabeth II., die viel Wert auf Pflichterfüllung legt, sehr gut ankommen, wie zu hören ist. „Allmählich und ohne aufdringlich zu werden, wurde sie die engste Begleiterin der Königin“, sagt Royal-Expertin Katie Nicholl dem Sender CBS. „Sie teilen die Liebe zur Militärgeschichte und einen hintergründigen Humor.“
Sophies Ehemann Prinz Edward gilt ohnehin als Lieblingssohn der Queen, und die Monarchin schätze die Ruhe, die die Gräfin ausstrahle, heißt es. Königshaus-Beobachterin Ingrid Seward sagt, Sophie sei „jemand, der einfach weitermacht, unabhängig von der Aufmerksamkeit, die sie erhält“. Mit diesen Eigenschaften biete die Countess „genau, was die Royal Family braucht“.