Ein spektakulärer Spieltag
Früher gab es Geheimcodes in Arbeitszeugnissen, deren Gebrauch Arbeitgebern inzwischen untersagt ist. Ein solcher Code lautete beispielsweise so: Durch seine Geselligkeit trug er zur Verbesserung des Betriebsklimas bei. Klingt auf den ersten Blick nett. Heißt übersetzt aber: Er hatte ein Alkoholproblem. Oder: Erledigte alle Aufgaben mit großem Fleiß und Interesse. Heißt: War eifrig, aber ohne Erfolg. Ein ähnliches Zeugnis hat nun Ralf Rangnick dem FC Schalke 04 ausgestellt. Die Schalker hätten den Fußball-Weisen gerne als Sportvorstand beim TabellenLetzten eingebunden, um dort noch zu retten, was zu retten ist. Rangnick aber hat mit dem Verweis auf „zu viele Unwägbarkeiten“abgelehnt. Heißt wohl so viel wie: Schalke ist auf absehbare Zeit nicht mehr zu retten. Ein Sumpf, in dem selbst ein Krisenmanager wie Ralf Rangnick untergehen würde.
Das ist bedauerlich für den Verein, löst aber vereinzelt Freude aus. Zum Beispiel bei Trainer Dimitrios Grammozis, der die Schalker nun entspannt in die zweite Liga führen darf und auch dort seinen Job behalten kann, was unter Rangnick eher unwahrscheinlich gewesen wäre. Mit dem 0:3 gegen Gladbach haben die Königsblauen ihren erwarteten Beitrag zur Arbeitsplatzsicherung von BorussenTrainer Marco Rose geleistet, der nach sechs Pleiten zum ersten Mal wieder drei Punkte eingefahren hat.
Noch größer dürfte die Freude über Rangnicks Absage an Schalke beim FC Bayern sein. Damit bleibt der 62-Jährige als LöwNachfolger auf dem Markt, konzentriert sich nicht alles auf Bayern-Trainer
Hansi Flick.
Was Flick für die Münchner wert ist, dokumentierte das 4:0 gegen 78 Minuten überzählige Stuttgarter. Das gilt freilich noch viel mehr für Robert Lewandowski, der nach seinen drei Treffern nur noch fünf Tore vom 40-Tore-Saisonrekord Gerd Müllers entfernt ist. Überhaupt sind es die Torjäger, die diesen spektakulären Spieltag geprägt haben.
Neben Lewandowski Frankfurts Silva, Wolfsburgs Weghorst und Dortmunds Haaland. Natürlich soll Union Berlins Zauberfuß Max Kruse nicht unerwähnt bleiben, der zwar kein Torjäger ist, aber beim hinreißenden 5:2-Sieg der Frankfurter zweimal für Berlin getroffen hat. Eigentlich gehörte Kruse ins DFB-Aufgebot, wenn der Bundestrainer nicht Platz schaffen müsste für die Jungen, die seinen Umbruch weitertragen und Kruse nicht schon 33 wäre.
Selbst dem Kölner Unentschieden gegen Dortmund war an diesem 26. Spieltag noch etwas abzugewinnen. Schließlich stand Markus Gisdols Job zur Disposition. Gisdol hat sein Endspiel hochverdient mit 2:2 gewonnen. Dahinter steckt kein Geheimcode.