Bilder einer Stadt
Barbara Schäfer unternimmt eine intensive Reise nach Neapel
Neapel ist ein Bild von einer Stadt, meint Barbara Schäfer. Mit ihrer „Lesereise Neapel“will sie auch andere von der Schönheit der Stadt überzeugen. Und obwohl sie auch die Schattenseiten nicht auslässt, gelingt ihr das ganz wunderbar.
„Wir haben alles im Überfluss, Schönheit und manchmal Hässlichkeit“, zitiert sie etwa Massimo Schischa, Geschäftsführer des berühmten Schokoladenproduzenten GayOdin. Denn auch das stimmt: Neapel ist laut, dreckig, kriminell. Aber es hat auch „immer diese offene Seele, die offene Kultur“, so die linke
Stadträtin Eleonora de Majo. Schließlich leben die Menschen hier buchstäblich unter dem Vulkan, wie ein Besuch in Herculaneum oder auch in Pozzuoli, dem Hauptort der Phlegräischen Felder, zeigt.
Man kann viel lernen auf diesen 130 gut recherchierten und unterhaltsam geschriebenen Seiten: Warum sich hinter dem Satz „prendiamo un caffè“ein „essenzieller Bestandteil“italienischen Lebens verbirgt. Dass der Argentinier Diego Maradona der inoffizielle Stadtheilige ist und seine Trikotnummer 10 beim SSC Napoli nicht mehr vergeben wird. Dass Spacconapoli, die Straße, die die Stadt teilt, mehr ist als der Bauch von Neapel. Oder dass man in Neapel 80 Kilometer unterirdische Gänge abwandern kann.
Selbst der Lockdown 2020 hat es ins Buch geschafft. Dazu auch noch die Geschichte des Stadtheiligen Gennaro. Dass sich sein Blutwunder am 19. September erwartungsgemäß eingestellt hat, das gibt den Neapolitanern Hoffnung für dieses Jahr. Lilo Solcher
» Barbara Schäfer: Lesereise Neapel Picus, 131 Seiten, 16 Euro.