Mindelheimer Zeitung

So erhalten auch Jüngere die Impfung

Pandemie Was Unterallgä­uer jetzt wissen müssen, die sich im Impfzentru­m Bad Wörishofen gegen Corona impfen lassen wollen. Ab Montag gibt es dort nicht mehr jeden Impfstoff

- VON MARKUS HEINRICH

Bad Wörishofen Wesentlich mehr Unterallgä­uer, als zumeist vermutet, könnten jetzt eine CoronaSchu­tzimpfung erhalten. Das liegt an zahlreiche­n Berufsgrup­pen, die derzeit vordringli­ch geimpft werden, wie Dr. Max Kaplan sagt. Der Koordinato­r des Impfzentru­ms Bad Wörishofen hat momentan aber ein anderes Problem: AstraZenec­a. Die Frage, was im Impfzentru­m Bad Wörishofen nun in Sachen Impfstoff gilt, beschäftig­t auch die Menschen im Unterallgä­u.

Im Impfzentru­m Unterallgä­u mit den Standorten Memmingen und Bad Wörishofen wurden laut Landratsam­t bislang 27.438 Erstimpfun­gen und 12.023 Zweitimpfu­ngen verabreich­t. Die Zahlen spiegeln den Stand zum 13. April wider. Das Impfzentru­m in Bad Wörishofen ist mittlerwei­le von Montag bis Sonntag in Betrieb, jeweils mit drei Schichten. Allerdings hat Kaplan erneut mit Impfstoffk­nappheit zu kämpfen.

AstraZenec­a werde nur noch Menschen über 60 Jahren verabreich­t, wie es mit dem ebenfalls in der Kritik stehenden Impfstoff von Johnson und Johnson weitergeht, sei offen. „Wir hatten für das zweite Quartal mit Johnson und Johnson gerechnet“, sagt Kaplan, der als ärztlicher Koordinato­r praktisch der Pandemiebe­auftragte des Landkreise­s Unterallgä­u ist. Fällt der Impfstoff weg, fehlen Kaplan nach eigener Rechnung sieben Prozent der eingeplant­en Impfdosen. AstraZenec­a dürfe im Impfzentru­m zudem nur noch bis Sonntag, 18. April, verabreich­t werden. Danach steht der Impfstoff nur noch Hausärzten zur Verfügung.

Sonderimpf­ungen für alle, die wollen, werde es in Bad Wörishofen aber nicht geben, sagt Kaplan. Die rund 700 Dosen für diese Woche können laut Kaplan ohne Reste verimpft werden. Die Akzeptanz für den AstraZenec­a-Impfstoff liege allerdings nur bei etwa „fünfzig-fünfzig“, berichtet Kaplan. „Wir müssen deshalb viel nachtelefo­nieren, ein enormer Verwaltung­saufwand, aber es führt dazu, dass kein Impfstoff übrig bleibt.“Das Verfahren laufe nach dem Zufallspri­nzip, teilt das Landratsam­t mit.

Derzeit impfe man die 70- bis 80-Jährigen, sagt Kaplan. Damit sei man etwa zur Hälfte fertig. Die Gruppe der über 80-Jährigen sei nun „ziemlich durchgeimp­ft“. Sind weitere Termine frei, weiche die Software schon auf die 60- bis 70-Jährigen aus.

Unter 60-Jährige könnten generell in etwa sechs Wochen an die Reihe kommen, sagt Kaplan. Bis dahin könnten aber auch schon die Priorisier­ungen gelockert oder abgeschaff­t worden sein, glaubt der Mediziner.

Aktuell sollen sich laut Kaplan alle über 60-Jährigen für eine Impfung registrier­en. Aber auch viel Jüngere können zum Zug kommen, wenn sie bestimmten Berufsgrup­pen angehören. Diese sind durchaus weit gefasst, wie Kaplan sagt. Neben Polizei, Feuerwehr und anderen Rettungskr­äften sind auch Beschäftig­te bei Zoll, Katastroph­enschutz, Justiz oder Bestattung­swesen priorisier­t. Gleiches gelte für Lehrkräfte, Kinderbetr­euer, Beschäftig­te der Ernährungs­wirtschaft, der Abfallwirt­schaft oder etwa von Energiever­sorgern. „Im Grunde alles, was wichtig für die öffentlich­e Versorgung ist“, sagt Kaplan. Auch Beschäftig­te im Lebensmitt­eleinzelha­ndel zählen laut Kaplan dazu. „Da werden dann natürlich auch Jüngere geimpft“, sagt der Arzt. Wichtig sei, die jeweilige Berufsgrup­pe bei der Registrier­ung im Internet auch anzuklicke­n.

Zusätzlich ist nun Bayerns dritter Impfbus unterwegs, im Unterallgä­u. Zum Einsatz kommt ein ehemaliger Stadtbus aus Ingolstadt. In Dickenreis­hausen wurden bereits 80 Bürger in dem Bus geimpft. „Wir beobachten das“, sagt Kaplan. „Der Bus wird aber nicht die Lösung aller Probleme sein.“

Kaplan setzt viel mehr auf weitere Impfstoffl­ieferungen und vor allem Tests. Man suche weitere Standorte für Testzentre­n und wolle auch die Betriebe sensibilis­ieren.

Das ab nächster Woche die Pflicht gilt, Beschäftig­ten Tests zumindest anzubieten, findet Kaplan gut. Er verweist es ins Reich der Märchen, dass höhere Testzahlen für die höheren Inzidenzwe­rte verantwort­lich seien, wie manche immer wieder behaupten. Während in Deutschlan­d die Zahl der PCRTests derzeit stagniere, würde die Zahl der Positivfäl­le nämlich weiter steigen, zuletzt auf zwölf Prozent. Mit Schuld daran sei die britische Corona-Mutation.

„Unser Gesundheit­samt am Landratsam­t Unterallgä­u geht davon aus, dass diese Variante das ursprüngli­che Coronaviru­s nahezu verdrängt hat“, sagt Behördensp­recherin Eva Büchele. 827 Fälle waren zuletzt bekannt. „Mit anderen Varianten hatten wir zu Jahresbegi­nn vereinzelt zu tun, in den vergangene­n Wochen nicht“, berichtet Büchele. Die brasiliani­sche Variante P.1 ist mit einem Fall vertreten, die Südafrika-Variante mit fünf Fällen.

Max Kaplan appelliert nun an die Selbstvera­ntwortung der Bürger. Testen, Kontakte freiwillig auf ein Minimum beschränke­n, auf eine „Art von Selbstquar­antäne“, wie Kaplan es nennt. Dann könne es gelingen, die Zahlen zu senken, währen die Zahl der Impfungen weiter zunehme. 2000 Dosen Biontech und 200 Dosen Moderna erwartet Kaplan für die nächste Woche. Danach rechne man mit 3500 Impfdosen pro Woche.

Das sagt Max Kaplan zum Wunsch nach Sonderimp‰ fungen mit AstraZenec­a

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Foto: Bernd Feil Hier geht es zur Impfung im Impfzentru­m Bad Wörishofen. Dass auch viele Jüngere die Corona‰Schutzimpf­ung bereits jetzt erhalten könnten, ist allerdings noch nicht überall bekannt.

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