Mindelheimer Zeitung

Die Kneippstad­t wächst

Stadtentwi­cklung In Bad Wörishofen sind große Wohnbaupro­jekte auf dem Weg . Es geht um mehr als 100 Millionen Euro, die Unternehme­r in der Kneippstad­t investiere­n wollen. Ein Überblick

- VON MARKUS HEINRICH

Mehrere hundert Wohnungen entstehen derzeit in Bad Wörishofen. In verschiede­nen Großprojek­ten werden dafür Millionen von Euro investiert.

Bad Wörishofen Nicht viele Städte im Allgäu sind in den vergangene­n Jahren so stark gewachsen wie Bad Wörishofen. Entspreche­nd aufgeheizt ist der Immobilien­markt, Wohnungen sind begehrt. Zwischenze­itlich sind mehrere Großprojek­te auf dem Weg. Investoren wollen weit mehr als 100 Millionen Euro in Bad Wörishofen­s Wohnungsma­rkt pumpen. Es geht um mehrere hundert neue Wohnungen.

Bad Wörishofen hat es sogar höchst offiziell: Die ausreichen­de Versorgung der Bevölkerun­g mit Mietwohnun­gen zu angemessen­en Bedingunge­n ist „besonders gefährdet“. Unter anderem deshalb gilt in Bad Wörishofen seit 2019 die staatliche Mietpreisb­remse. In Schwaben betrifft dies nur zwölf Orte. Wer in Bad Wörishofen eine preiswerte Bleibe sucht, tut sich schwer, obwohl immer wieder neue Wohnungen gebaut werden. Aktuell entstehen Wohnanlage­n an der Hahnenfeld­straße oder am Eichwald. Vier große Wohnprojek­te sind dort im Bau. Allein die „Eichwaldte­rrassen“der Bauunterne­hmung Glass GmbH umfassen 44 Wohnungen in vier Häusern. Auch das ehemalige Hotel Rosenhag wird zu einem Haus mit Wohnungen, Ladengesch­äften und Praxen. Die „Eichwald-Residenz“wird 15 Wohnungen auf drei Geschossen bieten.

Angelaufen ist auch der Neubau auf dem Gelände des ehemaligen Pfarr- und Jugendheim­s Bad Wörishofen an der Oberen Mühlstraße. Dort entstehen bis Ende 2023 drei Mehrfamili­enhäuser mit 27 Eigentumsw­ohnungen und einer Tiefgarage. Das Grundstück ist 3900 Quadratmet­er groß. Die I+R Wohnbau Lindau legt dort zudem das Wiesbächle wieder frei. „Der Hochwasser­schutz und das durch das Grundstück fließende Wiesbächle erforderte­n eine intensive Planung“, sagt Projektent­wickler Tobias Fuchs. „Gegen Süden hin wird es eine Schutzmaue­r und ein Retentions­becken geben.“

Um Druck aus dem Wörishofer Immobilien­markt zu nehmen, hat der Stadtrat zudem ein besonderes Projekt an der Hahnenfeld­straße genehmigt. Dort soll bezahlbare­r Wohnraum entstehen. Dazu kooperiere­n die Wohnungsge­nossenscha­ft Bad Wörishofen und die Wohnungsge­nossenscha­ft Mindelheim. Sie bebauen das fast 7000 Quadratmet­er große Grundstück an der Ecke Hahnenfeld­straße/Gärtnerweg mit 51 Wohnungen in sechs Mehrfamili­enhäusern. Die Gebäude entstehen derzeit. Das Besondere: Das Modell sieht eine Mietobergr­enze der Nettokaltm­iete von 7,50 Euro pro Quadratmet­er Wohnfläche vor. Dieser Preis liege um mindestens 2,50 Euro unter Bad Wörishofen­s üblicher Miete, hieß es beim Spatenstic­h.

Bei Eigentumsw­ohnungen war die Preisentwi­cklung noch stärker. 5000 bis 6000 Euro für den Quadratmet­er im Neubau hatten Makler aus Bad Wörishofen unlängst unserer Redaktion als aktuelle Preislage genannt.

Noch in der Planungsph­ase sind die größten Projekte Bad Wörishofen­s. Ganz vorn stehen dabei mit 40 Millionen Euro Investitio­nssumme die Löwenbräu-Arkaden von Dieter Glass. Der Komplex auf dem Löwenbräu-Areal am Kurpark soll eine Brauerei, Gastronomi­e, ein Ladengesch­äft, einen Beherbergu­ngsbetrieb und Wohnungen enthalten. Nach der erfolgten Verkleiner­ung der Löwenbräu-Arkaden rechnet

mit 11 Mietwohnun­gen im Löwenbräu-Gebäude. In den beiden Gebäuden auf der Luerswiese sollen 13 Wohnungen entstehen, darunter vier Penthouse-Wohnungen. Es ist das größte Bauprojekt in Bad Wörishofen­s Innenstadt seit Jahrzehnte­n.

Kaum weniger ambitionie­rt ist das Vorhaben für das Kreuzer-Areal direkt an der Fußgängerz­one. Die Binova Immobilien GmbH vom Bodensee will auf dem 4120 Quadratmet­er großen Gelände das größte Gebäude in überwiegen­d Holzbauwei­se im weiten Umkreises errichten.

Willi Schmeh, einer der beiden Bionova-Eigner, sagt, man werde dazu 33 bis 38 Millionen Euro investiere­n. Bereits im Herbst 2021 könnte es losgehen, Baugenehmi­gung vorausgese­tzt. Neben voraussich­tlich rund 70 Wohnungen sollen sogenannte „Coworking Spaces“entstehen. Das sind gemeinsam genutzte Büros mit Kostenteil­ung, dazu Ladengesch­äfte im Erdgeschos­s.

Mit im Boot der großen Investoren ist mittlerwei­le auch Martin Müller. Gemeinsam mit weiteren ehemaligen Aktionären der Tricor AG Bad Wörishofen will er das ehemalige Schwermer-Gelände bebauen. 22 bis 25 Millionen Euro sollen dort auf fast 15.000 Quadratmet­ern in Wohnungen investiert werden. Nichts weniger als ein neues Wohnquarti­er soll dort entstehen. Der Stadtrat hat den Weg dafür freigemach­t. Eine Baugenehmi­gung gibt es aber noch nicht.

Geplant sind acht Doppelhaus­Teile, 24 Reihenhaus-Teile, dazu drei Mehrfamili­enhäuser mit insgesamt 58 Wohnungen, insgesamt also 90 Wohneinhei­ten, nach ersten InGlass formatione­n allesamt Mietwohnun­gen. Die Tricor AG selbst hat mit dem Projekt nichts zu tun. Das Gelände gehört einer Vermögens KG. Tricor-Chef Müller war bis zum Verkauf von Tricor im Jahr 2019 der Hauptaktio­när des Unternehme­ns. Der japanische Konzern Rengo hatte damals über seine Tochterfir­ma Tri-Wall aus Hongkong 100 Prozent der Aktien an der Tricor Packaging & Logistics AG gekauft.

Werden alle bekannten Wohnbaupro­jekte in Bad Wörishofen Wirklichke­it, entstehen binnen relativ kurzer Zeit mehr als 300 neue Wohnungen.

Wohnraum, der dringend gebraucht wird. Bad Wörishofen ist stark gewachsen. Mittlerwei­le sind nach Angaben der Stadt 17.328 Menschen hier gemeldet. 2010 hatte Bad Wörishofen noch 14.643 Einwohner.

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Foto: Markus Heinrich Am nördlichen Stadtrand von Bad Wörishofen entsteht ein großes Wohnprojek­t zwei‰ er Genossensc­haften.
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Foto: Beer Bembé Dellinger Architekte­n So soll das Kreuzer‰Areal in Bad Wörishofen­s Fußgängerz­one einmal aussehen. Rund 70 Wohnungen sollen dort entstehen.
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Foto: Architekt Lidl Die Löwenbräu‰Arkaden kommen in stark veränderte­r Form voran. Eine Baugeneh‰ migung steht aber noch aus.
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Foto: NMJJ Projektent­wicklungs GmbH Wo einst Schwermer Süßigkeite­n herstellte, soll ein neues Wohnquarti­er für Bad Wö‰ rishofen gebaut werden.

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