Zum Schäumen!
Schweiz Das Dorf Champagne darf den Namen nicht für Weine nutzen
Im Kampf zwischen Groß und Klein schlägt das Herz der Menschen meist für den Außenseiter. Also für den, der eigentlich keine Chance hat. David, die Gallier, Holstein Kiel. So unwahrscheinlich ist der Erfolg, dass, wenn die Sache gut ausgeht, von einem Märchen die Rede ist. In einem Dorf in der Schweiz mit einigen unbeugsamen Winzern hat man von solch einem geträumt. Nun aber steht fest: Champagne, ein kleiner Weinort mit 28 Hektar in der Westschweiz, darf künftig nicht mehr „Gemeinde Champagne“auf seine Weine schreiben. So entschied das Verfassungsgericht des Kantons Waadt und beendete damit einen jahrelangen Streit zwischen den Schweizer Winzern und dem mächtigen Wirtschaftsverband der französischen Champagner-Produzenten.
Die Geschichte zum Streit ist grandios, bester Filmstoff.
Ein bilateraler Vertrag zwischen der Schweiz und Frankreich wäre daran beinahe gescheitert. Um den Nationalstolz hochzuhalten, schenkte die Fluglinie Swissair den Wein aus – bis sie dann schwer ins Torkeln kam. Geld wurde für den WeinDavid gesammelt, auch gegen die EU gefochten, im Hin und Her ist aber nun wohl ein Ende erreicht. Das
Schweizer Gericht entschied für Schampus-Goliath: Nur Weine aus der französischen Champagne dürfen den Namen tragen. Unfair. Tja. Was man aber auch sagen muss: Ein Fehler wohl, dass die Winzer als Marketinggag vor einem halben Jahrhundert ihren Wein in Sektflaschen füllten. Der Übermut der Kleinen eben. Das brachte die Franzosen endgültig zum Schäumen! Zur Wahrheit gehört auch: sie liegt im Wein. Der Libre-Champ, wie die Waadtländer ihn nun nennen, ist ein ordentlicher, aber doch unspektakulärer weißer Stillwein. Es fehlt ihm, um es ganz hart zu sagen, an wahrer Größe!