Mindelheimer Zeitung

Bierbrauen ist Leidenscha­ft

Porträt Am Tag des deutschen Bieres gab es regelmäßig ein Fest in Bad Wörishofen­s Löwenbraue­rei. Max Seemüller hat dort das Brauhandwe­rk erlernt. Die Brauerei ist mittlerwei­le Geschichte, doch Seemüller hat eine andere Hoffnung

- VON HELMUT BADER

Bad Wörishofen Gäbe es die Löwenbraue­rei in Bad Wörishofen noch, dann wäre der heutige Freitag ein besonderer Tag in der Stadt. Zu diesem 23. April nämlich fand alljährlic­h das große Brauhoffes­t statt. Nicht zufällig, denn es ist der Tag des deutschen Bieres. Gern erinnert sich Max Seemüller aus Bad Wörishofen an diese Feste. Er hat nämlich in der Löwenbraue­rei noch unter Braumeiste­r Thomas Schmidt seine Lehre zum Brauer absolviert.

Mit dem Rüstzeug aus Bad Wörishofen war Seemüller ein gefragter Mitarbeite­r bei größeren Brauhäuser­n. Später übte er diesen Beruf bei der Augustiner-Brauerei in München aus und besuchte zwei Jahre in Gräfelfing in Vollzeit auch die Meistersch­ule, ehe ihn der Beruf nach Marktoberd­orf und Ingolstadt führte. Auch wenn er sich aus familiären Gründen inzwischen anders orientiert hat, fühlt er sich dem Braugewerb­e nach wie vor verbunden. Schließlic­h gilt das Bier in Bayern, mäßig genossen, ja fast zu den Grundnahru­ngsmitteln. Die Bayern standen 2020 zum siebten Mal in Folge an der Spitze beim Bierabsatz in Deutschlan­d.

Seit 1994 wird vom Deutschen Brauerbund der Bier-Erlass der bayerische­n Landesordn­ung gezielt gefeiert. Dieser bezieht sich auf das bekannte Jahr 1516, der Einführung des Reinheitsg­ebotes für das bayerische Bierwesen. 2003 schlossen sich dann mittelstän­dische Familienbr­auereien zur „Gütegemein­schaft Traditions­bier“zusammen und führten den „Tag des Bieres“jeweils am 23. April ein. Zu diesem Tag wird immer ein Spezialbie­r „Jahrgangsb­ier 23.4.“gebraut und 120 Tage später in den Handel gebracht. Beschränkt ist die Menge auf 6000 Liter pro Brauerei und die Flaschen erhalten eine besondere Seriennumm­er. Inzwischen heißt die Gütegemein­schaft übrigens „Die Brauer mit Leib und Seele“. Auch einen Internatio­nalen „Tag des Bieres“gibt es inzwischen. Dieser wird jeweils am ersten Freitag im August begangen.

Für Max Seemüller ist Brauer nach wie vor ein „toller Beruf“, obwohl er ihn inzwischen nicht mehr ausübt. Ihn zog es wieder zurück in die Heimat, weshalb er jetzt als Lebensmitt­elkontroll­eur sein Brot verdient und daneben mit seiner Frau die Hühnerfarm an der Kirchdorfe­r Straße führt. „Brauer ist ein abwechslun­gsreicher Beruf mit den verschiede­nen Bereichen von Gärung, Lagerhaltu­ng und vielem mehr. Außerdem ist er mit Technik und Handwerk verbunden und ich habe ihn gerne ausgeübt“, sagt Seemüller.

Für ihn ist es vor allem schade, dass gerade die kleinen Familienbe­triebe immer mehr zu kämpfen hätten. Die Regionalit­ät des Bieres und die ursprüngli­chen Handwerksb­rauereien sollten auf alle Fälle am Leben erhalten werden, findet Seemüller. Die Vielfalt ist groß. 41,9 Prozent aller deutschen Braustätte­n haben ihren Sitz in Bayern, 640 Braustätte­n im Freistaat verzeichne­te das Landesamt für Statistik im Jahr 2020. Für diese sei der Tag des Bieres nach wie vor ein besonderer Feiertag. Vor Corona fanden dort verschiede­ne Veranstalt­ungen wie Führungen durch die Brauereien oder eben Feste wie damals bei der Löwenbraue­rei in Bad Wörishofen statt. Allerdings liegt durch die Corona-Pandemie auch in dieser Branche vieles brach und sie hat damit zu kämpfen, die Folgen der Pandemie aufzufange­n. 2020 ging der Bierabsatz in Bayern um vier Prozent auf 22,8 Millionen Hektoliter zurück. Einbrüche gab es laut Statistika­mt vor allem im März (-3,3 Prozent), April (-18,8 Prozent) und Mai (-12,2 Prozent).

Max Seemüller hält den Kontakt zu seinem früheren Berufsverb­and nach wie vor aufrecht und ist zum Beispiel mit der Familie Müller von der Lindenbrau­erei in Mindelheim und mit der Familie Roth von der Storchenbr­äu in Pfaffenhau­sen weiterhin befreundet. Ihm geht es nicht zuletzt darum, das Brauerhand­werk weiterhin hochzuhalt­en. Deshalb würde er sich darüber freuen, wenn das geplante Projekt der Schaubraue­rei in den von der Firma Glass vorgesehen Löwenbräu-Arkaden auch wirklich umgesetzt würde. Schließlic­h würde damit ja auch die alte Brautradit­ion an diesem Standort wiederbele­bt werden, findet Seemüller.

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Foto: Helmut Bader Prost zum Tag des deutschen Bieres: Max Seemüller aus Bad Wörishofen hat in seiner Heimatstad­t einst das Brauhandwe­rk er‰ lernt.
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Foto: Archiv Michael Scharpf Schmucke Brautradit­ion in Bad Wörishofen: Diese Aufnahme aus dem Jahr 1910 zeigt, wie die Löwenbraue­rei einst ausgesehen hat.
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Foto: Delang Es muss nicht die Großbrauer­ei sein, es geht auch „kleiner“.

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