Der Bayer und sein Leberkäs
Leg dich nicht mit hungrigen Tieren an, heißt es in der Wildnis. Leg dich nicht mit einem hungrigen Bayern an, heißt es im Freistaat. Schon gar nicht, wenn dieser die wohlduftende Leberkässemmel schon in beißbarer Nähe wähnt. Denn dann ist das Fell des Backwurstgourmets dünn – und schon die Wahl des richtigen (oder falschen) Senfs kann zum Eklat führen. So wie dieser Tage auf dem Viktualienmarkt in München.
Dort erdreistete sich eine Marktfrau, einem 61-Jährigen süßen Senf auf die Leberkässemmel zu schmieren – was diesem freilich sauer aufstieß. Er gab das verhunzte Objekt der Fleischeslust umgehend zurück. Die Frau hinter dem Tresen kratzte daraufhin den süßen Senf mit dem Messer vom Leberkäs und ersetzte ihn durch den gewünschten mittelscharfen. Das trieb jedoch dem immer hungriger werdenden Kunden die Zornesröte ins Gesicht, weil es noch „Anhaftungen von süßem Senf“gab, berichtete die Polizei. Es kam zum Streit, zum Hausverbot und zum Gang zur Polizeiwache. Mit dem Corpus Delicti in der Hand. Allerdings fühlte sich dort keiner der Beamtinnen und Beamten für derlei Geschmacksfragen zuständig. Und so musste der Mann unverrichteter Dinge die Wache wieder verlassen.
Nicht bekannt ist, ob ihm nach all dem Ärger der Appetit vergangen ist. Oder ob er vor lauter Hunger still und heimlich doch noch in die Semmel gebissen hat. Es wäre ihm zu wünschen – und es sei ihm geraten, sich besser nicht mit Marktfrauen auf dem Münchner Viktualienmarkt anzulegen. Denn die können mitunter noch viel bissiger sein als hungrige Bayern.