Mindelheimer Zeitung

Der Bayer und sein Leberkäs

- VON MICHAEL BÖHM bmi@augsburger‰allgemeine.de

Leg dich nicht mit hungrigen Tieren an, heißt es in der Wildnis. Leg dich nicht mit einem hungrigen Bayern an, heißt es im Freistaat. Schon gar nicht, wenn dieser die wohlduften­de Leberkässe­mmel schon in beißbarer Nähe wähnt. Denn dann ist das Fell des Backwurstg­ourmets dünn – und schon die Wahl des richtigen (oder falschen) Senfs kann zum Eklat führen. So wie dieser Tage auf dem Viktualien­markt in München.

Dort erdreistet­e sich eine Marktfrau, einem 61-Jährigen süßen Senf auf die Leberkässe­mmel zu schmieren – was diesem freilich sauer aufstieß. Er gab das verhunzte Objekt der Fleischesl­ust umgehend zurück. Die Frau hinter dem Tresen kratzte daraufhin den süßen Senf mit dem Messer vom Leberkäs und ersetzte ihn durch den gewünschte­n mittelscha­rfen. Das trieb jedoch dem immer hungriger werdenden Kunden die Zornesröte ins Gesicht, weil es noch „Anhaftunge­n von süßem Senf“gab, berichtete die Polizei. Es kam zum Streit, zum Hausverbot und zum Gang zur Polizeiwac­he. Mit dem Corpus Delicti in der Hand. Allerdings fühlte sich dort keiner der Beamtinnen und Beamten für derlei Geschmacks­fragen zuständig. Und so musste der Mann unverricht­eter Dinge die Wache wieder verlassen.

Nicht bekannt ist, ob ihm nach all dem Ärger der Appetit vergangen ist. Oder ob er vor lauter Hunger still und heimlich doch noch in die Semmel gebissen hat. Es wäre ihm zu wünschen – und es sei ihm geraten, sich besser nicht mit Marktfraue­n auf dem Münchner Viktualien­markt anzulegen. Denn die können mitunter noch viel bissiger sein als hungrige Bayern.

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