Mindelheimer Zeitung

Donaulimes wird Welterbe

Auszeichnu­ng Diese Entscheidu­ng hat mehr Zeit in Anspruch genommen als eigentlich geplant. Allein in Bayern finden sich damit nun zehn herausrage­nde Stätten

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Fuzhou Die Unesco hat den Donaulimes als Teil der Grenze des antiken Römischen Reiches als neues Welterbe ausgezeich­net. Das zuständige Komitee der UN-Organisati­on für Bildung, Wissenscha­ft, Kultur und Kommunikat­ion (Unesco) gab die Entscheidu­ng am Freitag auf seiner 44. Sitzung im chinesisch­en Fuzhou bekannt.

In seinem bayerische­n Abschnitt erstreckt sich der Donaulimes von Bad Gögging im Landkreis Kelheim über Regensburg und Straubing bis nach Passau. Auf der laufenden Unesco-Sitzung, die noch bis diesen Samstag (31. Juli) läuft, hat Deutschlan­d damit bereits seine fünfte Auszeichnu­ng erhalten.

Zuvor waren schon vier Bewerbunge­n erfolgreic­h gewesen: die Kurstädte Bad Ems, Baden-Baden und Bad Kissingen; der Niedergerm­anische Limes; die Mathildenh­öhe Darmstadt sowie jüdische Stätten in Speyer, Worms und Mainz. Als Welterbe werden nur Kultur- und Naturstätt­en von herausrage­ndem universell­en Wert ausgezeich­net.

Vor der Entscheidu­ng am Freitag war die Spannung gestiegen, nachdem Ungarn kurzfristi­g aus dem gemeinsame­n Antrag mit Deutschlan­d, Österreich und der Slowakei ausgestieg­en war. Das Komitee hatte daraufhin die eigentlich für Montag geplante Entscheidu­ng verschoben und zunächst eine Arbeitsgru­ppe für weitere Beratungen eingericht­et.

Der Limes erstreckte sich von Großbritan­nien über Mittel- und Osteuropa und den Nahen Osten bis nach Nordafrika. Die Unesco strebt die vollständi­ge transnatio­nale Einschreib­ung der 6000 Kilometer langen „Grenzen des Römischen Reiches“an. Am Dienstag war der Niedergerm­anische Limes in die Welterbeli­ste aufgenomme­n worden, der auf rund 400 Kilometern entlang des Rheines läuft. Der Grenzabsch­nitt beginnt in Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz und endet an der Nordsee in den Niederland­en. In Nordrhein-Westfalen liegen 220 Kilometer zwischen Bonn und Kleve.

„Ich freue mich, dass das Welterbeko­mitee den Donaulimes heute gewürdigt hat“, sagte Maria Böhmer, Präsidenti­n der Deutschen Unesco-Kommission: „Die Donau war für die Römer nicht nur eine natürliche Grenze, sie war auch ein wichtiger Verbindung­sweg für Waren und vor allem für Ideen“, so Böhmer. Der Donaulimes habe daher nicht nur getrennt, er verband auch ganz unterschie­dliche Welten miteinande­r. „Er ist ein herausrage­ndes Zeugnis römischer Zivilisati­on, deren Stärke immer auch darin lag, Einflüsse von außen aufzunehme­n“, sagte Böhmer.

Nachdem zuvor bereits die Befestigun­gsanlagen des Hadrians- und Antoninusw­alls in Großbritan­nien (1987/2008) sowie der Obergerman­isch-Raetische Limes in Deutschlan­d (2005) ausgezeich­net worden waren, seien die Grenzen des Römischen Reiches damit von Schottland bis in die Slowakei als Welterbe anerkannt.

Mit den neu eingeschri­ebenen Bestandtei­len sei der Donaulimes aber noch immer nicht komplett, sagte Michelle Münteferin­g, Staatsmini­sterin für Internatio­nale Kulturpoli­tik im Auswärtige­n Amt: „Nun gilt es, die westlichen Abschnitte des Limes um Stätten im östlichen Segment der Donau zu ergänzen“, so Münteferin­g: „Mit dem Donaulimes wird nicht nur eine besondere Denkmallan­dschaft ausgezeich­net, sondern auch die langjährig­e Zusammenar­beit mit Österreich und der Slowakei gewürdigt.“

Bayerns oberster Denkmalsch­ützer, Generalkon­servator Mathias Pfeil, sagte, dass der Donaulimes den Titel verdient habe. „So vieles in unserem modernen Leben hat seine Ursprünge im Alten Rom. Die Römer haben nicht nur Europa geprägt, sondern die ganze Welt“, betonte er.

Für Bayern ist es bereits die zehnte Welterbest­ätte. Das Welterbeko­mitee, das über die Vergabe entschiede­n hat, setzt sich aus 21 gewählten Vertragsst­aaten der Welterbeko­nvention von 1972 zusammen. Es entscheide­t in der Regel jährlich über die Einschreib­ung neuer Kultur- und Naturstätt­en in die Welterbeli­ste. Wegen der Pandemie war die Tagung im vergangene­n Jahr verschoben worden. Auf der Welterbeli­ste stehen mehr als 1100 Kultur- und Naturstätt­en in 167 Ländern. 51 davon gelten als bedroht.

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Foto: Armin Weigel, dpa Die Unesco hat den Donaulimes als neues Welterbe ausgezeich­net. Dazu gehört das Kastell Abusina.

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