Mindelheimer Zeitung

Von Leuchttürm­en, die den Dorfcharak­ter wahren

Bürgermeis­ter Robert Sturm baut lieber einen neuen Kindergart­en als ein neues Rathaus

- VON MARCUS BARNSTORF

Im „Dreiländer­eck“der Landkreise Unterallgä­u, AugsburgLa­nd und Ostallgäu befindet sich die Gemeinde Ettringen. Seit einem Vierteljah­rhundert steht Robert Sturm den drei Ortsteilen als Bürgermeis­ter vor. Bittet man ihn, diese mit wenigen Worten zu charakteri­sieren, zögert er nicht lange: Ettringen war und ist ein Industried­orf mit Flair, Siebnach verfügt über eine fantastisc­he Dorfgemein­schaft und Traunried ist für ihn schlichtwe­g ein wunderschö­ner Ort.

Obgleich sich die Einwohnerz­ahl seit Jahresbegi­nn um 30 Bürger erhöht hat, strebt er und seine Mitstreite­r im Gemeindera­t ein moderates Wachstum an. Derzeit erlebe die Gemeinde Ettringen einen Bauboom. Doch die schwindend­e Ästhetik mancher Neubauten ist dem Rathausche­f ein Dorn im Auge. Um die Gefahr der „gesichtslo­sen Architektu­ren“Paroli zu bieten und den dörflichen Charakter der Ortsteile zu wahren, denkt er laut über die Aufstellun­g eines innerörtli­chen Bebauungsp­lans nach. In absehbarer Zeit sicherlich nicht darauf enthalten ist ein neues Rathaus. Obwohl es den aktuellen Bedürfniss­en einer modernen kommunalen Behörde nicht mehr gerecht wird, würde Sturm lieber einen neuen Kindergart­en im Gemeindege­biet errichten lassen. „Denn der Bedarf ist vorhanden“, so der Bürgermeis­ter. Die gemessen an der Einwohnerz­ahl achtgrößte Kommune des Unterallgä­us verfügt in Ettringen über die AlbertSchw­eizer-Grundund Mittelschu­le. Seit dem Schuljahr 2015/16 nimmt sie am SinusProgr­amm zur Optimierun­g des mathematis­ch-naturwisse­nschaftlic­hen Unterricht­s teil. Sie ist Referenzsc­hule für Medienbild­ung, Inklusions­und Bike-Pool-Schule. Auch die ältere Bevölkerun­g ist gut aufgehoben. Die „Soziale Mitte“gilt als Leuchtturm­projekt für Seniorenta­gesstätten. Die ärztliche Versorgung bezeichnet Sturm als gut. Neben zwei Hausärzten und einem Zahnarzt gibt es eine Apotheke am Ort. Doch eine Gemeinde wie Ettringen lebt von der Gesellscha­ft. Deshalb wird in allen drei Ortsteilen das Vereinswes­en rege gepflegt. Feuerwehre­n,

Faschingsg­esellschaf­t, Veteranen- und Reserviste­nkameradsc­haft bis hin zu Sport- und Musikverei­nen – die über 3500 Bürgerinne­n und Bürger haben die Qual der Wahl. Obgleich es schwierige­r wird, ehrenamtli­che Helfer zu finden, so sind sich die Bewohner der Bedeutung des Gemeinwohl­s durchaus bewusst. Infrastruk­turelle Bereicheru­ngen wie der geplante Bau eines Raiffeisen­markts in Ettringen sind ebenso willkommen wie kulturelle Veranstalt­ungen. Coronabedi­ngt finden die Ettringer Kulturtage erst in 2022 wieder statt. Seit 1973 wird eine Partnersch­aft mit Ettringen in der Eifel gelebt. Die rheinland-pfälzische Kommune wurde bis auf einen halbstündi­gen Stromausfa­ll vom Hochwasser zum Glück verschont.

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Seit über 25 Jahren Bürgermeis­ter von Ettringen: Robert Sturm.
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