Von Leuchttürmen, die den Dorfcharakter wahren
Bürgermeister Robert Sturm baut lieber einen neuen Kindergarten als ein neues Rathaus
Im „Dreiländereck“der Landkreise Unterallgäu, AugsburgLand und Ostallgäu befindet sich die Gemeinde Ettringen. Seit einem Vierteljahrhundert steht Robert Sturm den drei Ortsteilen als Bürgermeister vor. Bittet man ihn, diese mit wenigen Worten zu charakterisieren, zögert er nicht lange: Ettringen war und ist ein Industriedorf mit Flair, Siebnach verfügt über eine fantastische Dorfgemeinschaft und Traunried ist für ihn schlichtweg ein wunderschöner Ort.
Obgleich sich die Einwohnerzahl seit Jahresbeginn um 30 Bürger erhöht hat, strebt er und seine Mitstreiter im Gemeinderat ein moderates Wachstum an. Derzeit erlebe die Gemeinde Ettringen einen Bauboom. Doch die schwindende Ästhetik mancher Neubauten ist dem Rathauschef ein Dorn im Auge. Um die Gefahr der „gesichtslosen Architekturen“Paroli zu bieten und den dörflichen Charakter der Ortsteile zu wahren, denkt er laut über die Aufstellung eines innerörtlichen Bebauungsplans nach. In absehbarer Zeit sicherlich nicht darauf enthalten ist ein neues Rathaus. Obwohl es den aktuellen Bedürfnissen einer modernen kommunalen Behörde nicht mehr gerecht wird, würde Sturm lieber einen neuen Kindergarten im Gemeindegebiet errichten lassen. „Denn der Bedarf ist vorhanden“, so der Bürgermeister. Die gemessen an der Einwohnerzahl achtgrößte Kommune des Unterallgäus verfügt in Ettringen über die AlbertSchweizer-Grundund Mittelschule. Seit dem Schuljahr 2015/16 nimmt sie am SinusProgramm zur Optimierung des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts teil. Sie ist Referenzschule für Medienbildung, Inklusionsund Bike-Pool-Schule. Auch die ältere Bevölkerung ist gut aufgehoben. Die „Soziale Mitte“gilt als Leuchtturmprojekt für Seniorentagesstätten. Die ärztliche Versorgung bezeichnet Sturm als gut. Neben zwei Hausärzten und einem Zahnarzt gibt es eine Apotheke am Ort. Doch eine Gemeinde wie Ettringen lebt von der Gesellschaft. Deshalb wird in allen drei Ortsteilen das Vereinswesen rege gepflegt. Feuerwehren,
Faschingsgesellschaft, Veteranen- und Reservistenkameradschaft bis hin zu Sport- und Musikvereinen – die über 3500 Bürgerinnen und Bürger haben die Qual der Wahl. Obgleich es schwieriger wird, ehrenamtliche Helfer zu finden, so sind sich die Bewohner der Bedeutung des Gemeinwohls durchaus bewusst. Infrastrukturelle Bereicherungen wie der geplante Bau eines Raiffeisenmarkts in Ettringen sind ebenso willkommen wie kulturelle Veranstaltungen. Coronabedingt finden die Ettringer Kulturtage erst in 2022 wieder statt. Seit 1973 wird eine Partnerschaft mit Ettringen in der Eifel gelebt. Die rheinland-pfälzische Kommune wurde bis auf einen halbstündigen Stromausfall vom Hochwasser zum Glück verschont.