„Wir lassen uns auf keine Abenteuer ein“
Finanzen Zwei Großprojekte prägen den diesjährigen Haushaltsplan der Gemeinde Dirlewang. Sie will trotz hoher Investitionen auch Schulden abbauen und bezuschusst vier Vereine großzügig
Dirlewang Der Dirlewanger Gemeinderat hat jetzt den Haushaltsplan verabschiedet. Er ist vor allem von zwei Großprojekten geprägt – und sieht großzügige Zuschüsse für vier Vereine vor.
Wie Bürgermeister Alois Mayer sagte, ist „2021 noch ein gutes Jahr“. Was kommt, werde man sehen. Der Haushaltsplan sei wie immer vorsichtig kalkuliert. „Es wird nur angeschafft, was wir bezahlen können“, so Mayer. Er betonte: „Wir lassen uns auf keine Abenteuer ein.“Den Plan selbst stellte er in der Sitzung nicht mehr vor, da er wie die Investitionen bereits im Vorfeld besprochen und diskutiert worden sei. Entsprechend zügig wurde das Zahlenwerk einstimmig verabschiedet. Es umfasst ein Gesamtvolumen von knapp 9,1 Millionen Euro. Auf den Verwaltungshaushalt entfallen 4,8 Millionen Euro und damit 416.000 Euro mehr als im Vorjahr. Der Ansatz für den Vermögenshaushalt ist dagegen um 441.500 Euro auf 4,3 Millionen Euro in diesem Jahr gesunken.
Mit Abstand der größte Ausgabeposten ist darin der Erweiterungsbau für die Kinderkrippe samt der Sanierung des Kindergartens: Für beides sind insgesamt 1,8 Millionen Euro eingeplant. Fast genauso viel, nämlich 1,7 Millionen Euro sind für das Dorfgemeinschaftshaus vorgesehen. Es wird wie auch die Kindertagesstätte bereits gebaut. Vom Amt für ländliche Entwicklung sollte es dafür schon in diesem Jahr einen Zuschuss von 700.000 Euro geben. Inzwischen habe das Amt aber angekündigt, dass sich die Auszahlung verzögern werde. „Ich kann’s zwar nicht ändern, aber auch nicht akzeptieren“, sagte Mayer. Denn sollte auch der Zuschuss für die Erweiterung der Kindertagesstätte auf sich warten lassen – hier geht es um 450.000 Euro – sei das für die Gemeinde eine Menge Geld. Zugleich beruhigte er jedoch: „Wir können schon weiterbauen, so ist es nicht.“Mayer ist zudem zuversichtlich, „dass die 2022 in die Pötte kommen“.
Bei der Sanierung des denkmalgeschützten früheren Polizeigebäudes zum Dorfgemeinschaftshaus macht sich der derzeitige Bauboom bemerkbar: Der Architekt hatte die
Kosten für die Akkustikdecke im Saal auf 37.000 Euro geschätzt, das günstigste Angebot lag jetzt bei fast 45.000 Euro. Zwei weitere Firmen seien so ausgelastet, dass sie erst gar kein Angebot abgegeben hätten, so Mayer und ein weiteres sei noch einmal deutlich teurer gewesen. Bislang ebenfalls nicht eingeplant waren die rund 9000 Euro, die für die Stabilisierung der beiden Giebel fällig werden: Ein Statiker war zu dem Ergebnis gekommen, dass sie nicht mehr stabil sind und mit Ringankern verstärkt werden müssen. Umso mehr freut sich Mayer über einen Zuschuss der Bayerischen Landesstiftung von 115.000 Euro.
Bauen will die Gemeinde auch in Altensteig: Hier sind 250.000 Euro für eine neue Fahrzeughalle für die Feuerwehr vorgesehen und weitere 50.000 Euro für die Planung und Statik eines Dorfgemeinschaftshauses.
Daneben investiert Dirlewang in seine Vereine: Für die Beschaffung von Flutlicht, eines Zauns und Bänken fließen 45.000 Euro an den Fußballverein. Dieser soll 2022 zudem 70.000 Euro für eine neue Westtribüne bekommen. Der Tennisclub erhält für eine Flutlichtanlage 10.000 Euro und der Schützenverein 30.000 Euro für die Schießanlage.
Unter der Position Heimatpflege sind im Investitionsprogramm zudem 20.000 Euro für das Jubiläum der Narrwangia aufgelistet: Wäre Corona nicht dazwischengekommen, hätte sie schon in der vergangenen Saison ihr 55-jähriges Bestehen gefeiert. Nun will sie das Jubiläum im großen Stil nachholen. Für neue Kleider, eine Generalüberholung des Umzugswagens, einen neuen Bühnenvorhang, Security beim Jubiläumsball und das Festzelt, in dem dieser stattfinden soll, rechnet der Verein mit Kosten in Höhe von 63.500 Euro. Den geplanten Jubiläumsempfang will auf Anregung Mayers wie beim letzten Mal ebenfalls die Gemeinde ausrichten.
Den Ausgaben in Höhe von insgesamt 4,3 Millionen Euro stehen 1,4 Millionen an Einnahmen gegenüber. Um den Restbetrag zu decken, führt die Gemeinde 455.000 Euro vom Verwaltungshaushalt zu. Außerdem greift sie auf ihr Erspartes zurück und entnimmt 1,8 Millionen aus der Rücklage. Ferner soll ein Kredit in Höhe von 600.000 Euro aufgenommen werden. Trotz all dieser Investitionen soll gleichzeitig der Schuldenstand um 40.200 Euro auf dann 533.200 Euro sinken. Das entspricht einer ProKopf-Verschuldung von 243 Euro. Daneben steht die Gemeinde beim Schulverband der Mittelschule Mindelheim noch mit 56.540 Euro in der Kreide.
Abschließend stimmte Mayer darauf ein, dass über die Höhe der Gewerbeund Grundsteuerhebesätze künftig noch zu diskutieren sein wird. Im aktuellen Haushaltsplan bleiben sie unverändert.