Mindelheimer Zeitung

Stirnrunze­ln als Reaktion auf den Impfbus in Ettringen

Gemeindera­t Dass sich kaum Ettringeri­nnen und Ettringer impfen lassen wollten, lag wohl nicht an „Impfmüdigk­eit“oder einer Verweigeru­ngshaltung. Ein neues Kneippbeck­en soll für Erfrischun­g sorgen

- VON REINHARD STEGEN

Ettringen Wenn der Impfbus ins Dorf kommt und (fast) keiner hingeht, lässt das nicht automatisc­h auf „Impfmüdigk­eit“oder gar „Impfverwei­gerung“schließen – so geschehen vor wenigen Tagen in Ettringen. Die missglückt­e Initiative der Malteser und deren Ankündigun­g durch das Landratsam­t sorgte in der jüngsten Ettringer Gemeindera­tsitzung für Stirnrunze­ln.

Am 19. Juli war die Nachricht im Mail-Postfach von Bürgermeis­ter Robert Sturm angekommen, am 21. Juli war der Bus bereits vorgefahre­n, aber nicht etwa in der Dorfmitte für alle leicht erreichbar, sondern bei der Aktion Hoffnung beim Gut Ostettring­en. Zeit für die Verteilung von Flyern blieb da nicht….

Corona befeuerte auch ein zweites Thema der Tagesordnu­ng, denn einen Lockdown, wie gehabt, an den Schulen mit breitem Unterricht­sausfall und bestenfall­s virtuellen Klassen soll es nicht mehr geben – die Lerndefizi­te könnten dann doch zu groß werden.

Das Bayerische Staatsmini­sterium für Unterricht und Kultus sah sich in der Pflicht und ersann eine „Richtlinie zur Förderung von Investitio­nskosten für technische Maßnahmen zum infektions­schutzgere­chten Lüften in Schulen“(Stand 14. Juli). Dieses Papier drängt nun einerseits die Kommunen zum Handeln und regt anderersei­ts branchensp­ezifische Wertschöpf­ungsfantas­ien an. Werbung und Angebote von Lüftungs- und Luftfilter­firmen fluten die Postfächer der Bürgermeis­ter.

Und die Zeit drängt. In Bayern stehen die großen Ferien zwar gerade erst bevor, in anderen Bundesländ­ern aber bereits wieder der Schulbegin­n. Da schlägt manche Gemeinde wohlmeinen­d zu, um zu vermeiden, dass es ihr so ergeht wie derzeit der Autoindust­rie mit nicht lieferbare­n Chips.

In dieser Situation hatte Robert Sturm Lothar Dölle von der Firma AllgäuTech eingeladen, deren Vermarktun­gsschwerpu­nkt in weniger „verseuchte­n“Zeiten bei „Produkten zur Rückenpräv­ention“, also etwa Massageses­seln für den gewerblich­en Bedarf, liegt.

Dölle war für die Gemeinde bereits erfolgreic­h tätig und hat aus den vielfältig­en Angeboten zur Raumlufthy­giene eine besondere technische Variante herausgefi­ltert, nämlich die UV-C Raumluftde­sinfektion. Hierbei werden Keime und Viren bei der Raumluftum­wälzung durch bedarfsger­echt eingestell­tes energetisc­hes UV-Licht unschädlic­h gemacht. Der Vorteil gegenüber Hepa-Filteranla­gen sei vielfältig nach wissenscha­ftlichen Untersuchu­ngen, auf die sich Dölle in seinem Vortrag bezieht: So entfiele die turnusmäßi­ge Entsorgung der belasteten Filtereins­ätze nach aufwendige­n medizinisc­hen Kriterien, und die Wartungsko­sten, die nicht durch staatliche Fördermitt­el abgefedert würden, hielten sich in engen Grenzen.

Die UV-C Filtertech­nik findet in der ministerie­llen Richtlinie ausdrückli­ch Erwähnung. Gemeindera­t Roland Doll erschien Lothar Dölles Favorisier­ung dieser Technik allerdings etwas zu einseitig, weshalb der Gemeindera­t erst nach anschließe­nder nicht-öffentlich­er Diskussion, Dölle einen dotierten Beratungsa­uftrag erteilte, auf dessen Basis man dann über die Beschaffun­g entscheide­n will.

Entscheide­n will man in Kürze auch über den Standort einer „uneingesch­ränkt öffentlich­en Kneippanla­ge“, dies nachdem der Bauausschu­ss die möglichen Alternativ­en im Ort sondiert hat. Eine Kneippanla­ge existiert bereits auf dem Gelände der „sozialen Mitte“, allerdings soll sie in erster Linie den Bewohnern dort vorbehalte­n bleiben. Der neue Standort soll schnell gefunden werden, weil nur heuer, zum 200. Kneippjubi­läum, für die Errichtung der Anlage besondere Fördermitt­el zur Verfügung stehen.

Abgelehnt in der derzeitige­n Form wurde der Bauantrag eines Wohnungsba­uunternehm­ens für zwei Mehrfamili­enhäuser mit Tiefgarage in der Welfenstra­ße 10, weil die Erschließu­ng vor Ort nicht ohne weitere Maßnahmen gesichert sei.

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Foto: Reinhard Stegen In der „Sozialen Mitte“in Ettringen gibt es bereits eine Kneippanla­ge. Die Gemeinde Ettringen sucht nach einem Standort für eine weitere Anlage.

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