Mindelheimer Zeitung

Die Frage der Woche Sich in den Ferien um fremde Haustiere kümmern?

- SÖREN BECKER LEA THIES

Wer Tiere hat, hat viel zu tun. Sie müssen gefüttert, ausgeführt und gebadet werden. Wer sich anständig um seinen Hund, seine Katze oder seinen Vogel kümmert, hat nicht nur Respekt, sondern auch eine Pause verdient. Natürlich wäre es besser, sein Tier mit in den Urlaub zu nehmen, doch das ist nicht in allen Fällen möglich. Während es durchaus möglich ist, eine Fernreise mit Hund zu organisier­en, ist das bei einer Schlange oder einem Salzwasser­aquarium schon schwierige­r. So lange der Aufwand ein vertretbar­es Maß nicht übersteigt, ist ein bisschen Unterstütz­ung von Freundinne­n oder Nachbarn nicht zu viel verlangt. Das ist gelebte Solidaritä­t, nicht nur mit den Menschen, sondern auch mit den Tieren. Schon Berthold Brecht hat gedichtet, dass darin unsere Stärke besteht. Und zwar beim Hungern und beim Essen.

Und eines kommt hinzu: Wer andere Menschen unterstütz­t, hat eine gute Chance, den Gefallen zurückzube­kommen, wenn er es nötig hat. In der Anthropolo­gie nennt man dieses Prinzip verzögerte Gegenseiti­gkeit und es ist die Basis für ganze Gesellscha­ften.

Zum Beispiel die Kung in der Kalahari, die über gegenseiti­ge Geschenke und Gefallen ihren Stamm zusammenha­lten. Das geht so weit, dass sie ein Viertel ihrer Zeit nur damit verbringen sich gegenseiti­g Gefallen zu tun, ohne eine Gegenleist­ung zu erwarten. Das hat es ihnen ermöglicht, zahlreiche Dürren und Hungersnöt­e sowie den Kolonialis­mus zu überleben. Wer dem Vorbild nacheifern will, könnte ja damit anfangen, die nachbarlic­hen Fische zu füttern. Denn, um noch einmal Brecht zu zitieren: „Wer im Stich lässt seinesglei­chen, lässt ja nur sich selbst im Stich.“Vielleicht wird man ja zum Dank auf den nächsten Grillabend eingeladen.

Katzenkloo­oo, Katzenkloo­oo, ja das macht – sorry, Helge Schneider, für die Verhunzung dieser Songzeilen – keinen Menschen froh. Katzenkloo­oo ist also der Grund, weshalb ich diese Frage oben mit nein beantworte. Nicht das Lied natürlich, das Ding! Diese Kiste mit Katzenstre­u, auf der, wenn alles gesund läuft, einmal am Tag etwas braunes Festes landet, das ein Mensch mit einem löchrigen Schäufelch­en rausheben und entsorgen sollte, weil es sonst in Nullkomman­ix in der ganzen Wohnung bestialisc­h stinkt. Nicht lecker.

Das Schaufeln auch nicht. Und dann ist da noch der flüssige Part in dieser Box. Ich erspare Ihnen hier jetzt jegliche Beschreibu­ng, macht Menschen nämlich überhaupt nicht froh.

Warum ich das hier erzähle? Ich hatte mal eine Nachbarin, die beruflich viel um die Welt geflogen ist – und ich währenddes­sen ihre Katzen gesittet habe. Jeden Tag füttern (war kein Problem) und Katzenkloo­oo, würg. Obwohl sie das Katzenstre­u immer extra aus Japan mitbrachte und darauf schwor, dass diese Kügelchen Hightech seien, die jeden Geruch binden – würg. Aber was tut man nicht alles aus Tier- und Nächstenli­ebe… So ging das ein paar Jahre – und mein gefühltes Lebenszeit-Katzenkloo­oo-Konto ist voll. Heißt: Ich muss jetzt für den Rest meines Lebens kein Katzenkloo­oo mehr leeren! Ich werde keine Fremdkatze­n mehr betreuen. Ein Glück haben meine neuen Nachbarn keine Katzen, keine Chance also, doch mal einzuknick­en. Und als Hundemensc­h kommt mir auch keine Katze ins Haus – nicht mal als Freigänger ohne Katzenkloo­oo. Meine Nachbarn müssen also nicht mal Angst haben, dass sie eines Tages während meines Urlaubs das Schäufelch­en für meinen Vierbeiner zücken müssen. So macht Katzenkloo­oo doch froh.

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