Wer putzt und liest, vergisst nicht
Finja aus der Stadt Siegen putzt viereckige Metall-Platten auf dem Gehweg. Jede Platte erinnert an einen Menschen. Finja möchte, dass diese Menschen in Erinnerung bleiben
Mit der Zeit werden sie immer schmutziger und matter. Dann sind sie leicht zu übersehen. Die drei Platten aus Metall sind wie Pflastersteine in den Boden des Gehwegs eingelassen. Wer genau hinschaut, sieht in jedem Stein einen Namen und ein paar Infos eingeritzt. Diese Platten erinnern daran, wer früher einmal in dem Haus wohnte, vor dem sie liegen: David und Debora Kogut sowie deren Tochter Hedwig Kogut.
Die Familie Kogut wurde in einem Lager ermordet
Diese Menschen lebten vor ungefähr 80 Jahren in dem Haus in Siegen im Bundesland Nordrhein-Westfalen. Das war zur Zeit der Nationalsozialisten. Oft werden diese mit dem Wort Nazis abgekürzt. Die Nazis bedrohten und töteten viele Leute, etwa Menschen mit jüdischem Glauben.
Die Steine erzählen, dass die Familie Kogut im Jahr 1942 gezwungen wurde, mit dem Zug nach Theresienstadt zu fahren. In einem Lager dort wurden die drei ermordet. Insgesamt brachten die Nazis etwa sechs Millionen Juden um. Auch Menschen mit Behinderungen etwa wurden von ihnen getötet.
All das zu wissen, macht traurig. Das findet auch die elf Jahre alte Finja. Deshalb ist sie froh, etwas tun zu können: die Steine zu reinigen. Gemeinsam mit anderen Kindern in Siegen hat sie einige solcher Metallplatten wieder zum Glänzen gebracht.
„Erst muss man den groben Schmutz mit einem feuchten Tuch abwischen, dann eine Reinigungspaste auftragen. Man wartet eine Weile und kann nun polieren“, erklärt sie. Zehn bis 15 Minuten kräftig wischen, dann ist die Schrift auf dem Metall wieder deutlich zu lesen: „Hier wohnte ...“steht dort.
Ausgedacht hat sich die Steine der Künstler Gunter Demnig. Die Idee dahinter: Fußgängerinnen
und Fußgänger sollen die Steine sehen, anhalten und darüber nachdenken. Deswegen nennt er sie Stolpersteine. So sollen die Menschen, die die Nazis getötet haben, nicht vergessen werden.
Finja hat mit einem Zeitzeugen gesprochen
Finja hilft nicht nur beim Reinigen der Steine. Sie interessiert sich auch für die Geschichte der Menschen auf den Steinen. Im Internet erfährt sie zum Beispiel, dass David und Debora Kogut neben Hedwig noch vier weitere Kinder hatten. Sie haben die Nazi-Zeit überlebt.
Absolut spannend findet Finja, dass sie mit einem Mann sprechen konnte, der damals gelebt hat. Helmut Stücher ist ein Zeitzeuge. Er war knapp neun Jahre alt, als die Familie Kogut von der Polizei abgeholt wurde. Er wohnt noch heute in dem Haus und hat nie vergessen, was damals passiert ist. Herr Stücher sagt, sein Vater sei sehr nett gewesen und habe damals einige Zimmer an die Familie Kogut vermietet. Er findet: „Alle Menschen sind Brüder.“(dpa)
Freunde treffen, zusammen Sport machen oder gemeinsam Zeit in der Schule verbringen: All das ist durch Corona zu kurz gekommen. Forschende haben jetzt herausgefunden, dass dies Kinder und Jugendliche mehr belastet hat als bisher gedacht. Sie sagen: Nach den ersten Schul-Schließungen im vergangenen Jahr ging es vielen Schülerinnen und Schülern nicht gut. Die Forschenden errechneten, dass ein Viertel der Jugendlichen zwischen 16 und 19 Jahren Anzeichen einer Depression spürte. Das bedeutet etwa, dass sie sich wertlos fühlten, schlecht schliefen oder wenig Appetit hatten. Im Jahr zuvor zeigten deutlich weniger Jugendliche solche Anzeichen. Die psychische Belastung habe also zugenommen. Ein Experte rät daher: „Das Offenhalten der Schulen sollte hohe Priorität haben, damit sich psychische Belastung und Lernrückstände nicht noch weiter verstärken können.“Außerdem sagen die Fachleute: Es ist sehr wichtig, Schüler jetzt nicht unter Druck zu setzen. Schulstoff nachholen können sie am besten, wenn sie zufrieden sind. (dpa)
Stell dir vor: Du darfst bei einer Sportveranstaltung nicht mitmachen, nur weil du ein Mädchen bist. So ähnlich erging es einer Frau aus Memmingen. Einmal in Jahr veranstaltet ihr Verein ein Fischerfest. Der Höhepunkt ist dann, im Stadtbach mit Keschern Fische zu fangen. Wer den größten erwischt, wird zum Fischerkönig ernannt. Die Frau wollte gerne mitfischen, aber der Verein verbot es ihr. Die Begründung war: Frauen dürfen nicht teilnehmen, weil das so Tradition ist, also schon immer so. Das fand die Frau ungerecht. Deshalb ging sie vor Gericht. Das entschied: Frauen dürfen nicht vom Wettbewerb am Fischertag ausgeschlossen werden. Nun bestätigte ein höheres Gericht dieses Urteil. Die Entscheidung könnte ein Vorbild werden. Denn auch einige andere Gruppen schließen Frauen von bestimmten Dingen aus. Es kann aber auch sein, dass der Fischer-Verein versucht, noch mal dagegen anzugehen. (dpa)