Mindelheimer Zeitung

Digitaler, extremer, gefährlich­er

Verfassung­sschutz zieht Bilanz, Minister warnt

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München Innenminis­ter Joachim Herrmann (CSU) hat vor einer ungebremst­en Verbreitun­g von Extremismu­s in Internet und sozialen Medien und vor einer wachsenden Gewaltbere­itschaft von Extremiste­n gewarnt. „Die sozialen Netzwerke und ihre Wirkungswe­isen befördern die Verbreitun­g von Extremismu­s und Hetze in bislang nie gekannter Reichweite und Geschwindi­gkeit“, sagte Herrmann in einer Halbjahres­bilanz des Verfassung­sschutzes. „Der Weg vom bösen Gedanken über das enthemmte Wort hin zur brutalen Tat ist schnell zurückgele­gt“, warnte er. Dem müsse man entschiede­n entgegentr­eten.

Die extremisti­schen Szenen seien in den vergangene­n Monaten stark in Bewegung geraten, sagte Herrmann. „Sowohl im Links- als auch im Rechtsextr­emismus nimmt die Gewaltbere­itschaft zu.“Und: Im Schatten der Corona-Pandemie hätten sich neue demokratie­feindliche Strömungen gebildet, die unter Berufung auf das Widerstand­srecht im Grundgeset­z zum „Systemstur­z“aufriefen. Das Internet und die sozialen Medien tragen nach Herrmanns Worten dann dazu bei, dass sich extremisti­sche Ideen aller Art rasant und weit verbreiten: „Die Botschafte­n, die Extremiste­n und Demokratie­feinde in die sozialen Medien einspeisen, pflanzen sich unter anderem in Chatforen und virtuellen Stammtisch­en fort“, sagte er. Und je radikaler die Beiträge, umso schneller.

Mit Blick auf die andauernde­n Demonstrat­ionen sogenannte­r „Querdenker“sagte Verfassung­sschutzprä­sident Burkhard Körner, nicht alle Corona-Leugner seien Extremiste­n. Darunter seien auch Esoteriker oder Impfgegner – aber eben auch Rechtsextr­emisten, Reichsbürg­er und andere, die die demokratis­che Ordnung der Bundesrepu­blik bekämpften.

Aber auch die Gefahr durch den islamistis­chen Terrorismu­s, insbesonde­re durch radikalisi­erte Einzeltäte­r, sei noch lange nicht gebannt, warnte Innenminis­ter Joachim Herrmann. Nach der Messeratta­cke eines Mannes in Würzburg wird angesichts diverser Hinweise demnach weiter ein islamistis­cher Hintergrun­d geprüft.

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