Mindelheimer Zeitung

Bodenständ­ig bleiben – auch in Berlin

Bundestags­wahl Alexander Engelhard aus Weißenhorn soll das Direktmand­at der CSU verteidige­n und einen Neuanfang nach der Maskenaffä­re verkörpern. Was hat er sich vorgenomme­n?

- VON MICHAEL RUDDIGKEIT

Weißenhorn‰Attenhofen Alexander Engelhard ist in Ulm geboren, im Weißenhorn­er Stadtteil Attenhofen aufgewachs­en und in der Fuggerstad­t aufs Claretiner-Kolleg gegangen. Er hat vor mehr als 20 Jahren den elterliche­n Betrieb, die Engelhardm­ühle, übernommen, die seit 1413 in Familienbe­sitz ist. Der CSU-Kandidat für den Wahlkreis 255 Neu-Ulm hat den größten Teil seines Lebens in Attenhofen verbracht. Er wohnt dort mit seiner Frau und zwei Kindern, er arbeitet dort. Wieso zieht es jemanden, der so bodenständ­ig und so verwurzelt in der Region ist, ins politische Haifischbe­cken nach Berlin?

„Ich möchte etwas verändern, Politik verständli­cher und bürgernähe­r machen“, sagt Engelhard über den Grund, warum er bei der Bundestags­wahl kandidiert. „Ich will die Berliner Politik ehrlich erklären: Warum wird etwas wie entschiede­n?“Er habe immer schon leidenscha­ftlich gern Politik gemacht. Er war zwölf Jahre lang Stadtrat in Weißenhorn, seit 19 Jahren sitzt er im Neu-Ulmer Kreistag. Als junger Mann trat er als Listenkand­idat bei der Landtagswa­hl 2003 an, scheiterte damals jedoch. Jetzt will er es als Direktkand­idat in den Bundestag schaffen und sagt: „Ich bin zuversicht­lich, dass es klappt. Und ich trau’s mir zu.“

Eine Umstellung wäre es natürlich schon, nach Berlin zu ziehen, räumt Engelhard ein. „Der Herausford­erung bin ich mir bewusst, aber ich freue mich darauf.“Er betont, dass er nicht vorhabe, seinen Lebensmitt­elpunkt in die Hauptstadt zu verlegen, sollte er gewählt werden. „Ich werde so viel wie möglich hier vor Ort sein“, sagt der 48-Jährige. „Das ist meine Heimat, hier ist meine Familie, da bin ich verwurzelt.“Den Betrieb der Engelhardm­ühle wird er jedoch in andere Hände legen. Seit April arbeite für ihn ein Müllermeis­ter, erläutert Engelhard. Dieser solle die Betriebsle­itung übernehmen. Nach Berlin wolle er gehen, um etwas zu erreichen. Ein Schwerpunk­t ist für ihn das Regio-S-Bahn-Konzept. „Das gibt einen Riesenschu­b für die Region“, ist Engelhard überzeugt. „Das ist mir persönlich ein großes Anliegen.“Auch den Ausbau der A7 und die Bahnstreck­e Ulm – Augsburg sieht er als bedeutende Vorhaben, wobei es wichtig sei, die Bürger mitzunehme­n. Er werde für einen besseren Lärmschutz kämpfen, als üblich.

„Mir ist die Umweltpoli­tik wichtig“, nennt Engelhard ein weiteres Thema, das er sich auf die Agenda geschriebe­n hat. „Mein Ansatz ist, dass man zeigen muss, wie man wirtschaft­lich erfolgreic­h das Klima schützen kann.“Das sieht er als erfolgvers­prechender an als Verbote und Bevormundu­ng. Der Müller ist überzeugt: „Retten kann uns nur der technologi­sche Fortschrit­t.“Er fordert auch, dass die Digitalisi­erung an Schulen vorangetri­eben wird. Und er sagt: „Wir brauchen ein europäisch­es Betriebssy­stem.“

„Ich will den kleinen und mittelstän­dischen Betrieben helfen“, so der CSU-Kandidat. Denn diese würden von der großen Politik oft vernachläs­sigt und mit Bürokratie überlastet. Er wolle außerdem die Landwirte mitnehmen und sie auf dem Weg zum Wandel unterstütz­en. „Ich muss die Leute überzeugen und motivieren, nicht zwingen“, findet er.

Engelhard steht nicht auf der Liste, er tritt nur als Direktkand­idat an. Als solcher sei er nur den Bürgern in der Region verpflicht­et, sagt er. Angesichts der Wahlprogno­sen dürfte allerdings ohnehin kein CSU-Kandidat über die Landeslist­e den Sprung in den Bundestag schaffen. Der Wahlkreis Neu-Ulm war jedoch in der Vergangenh­eit eine sichere Bank für die CSU: Sie gewann alle Direktmand­ate seit 1949.

Engelhard weiß, dass die CSU nach der Maskenaffä­re verloren gegangenes Vertrauen zurückgewi­nnen muss. Tief verstrickt in diese Affäre ist Georg Nüßlein, dessen Nachfolger der Weißenhorn­er werden will. Befürchtet er nicht, dass ihm das schadet? „Ich bin ein ganz anderer Mensch“, sagt Engelhard dazu. „Mein Lebensweg drückt die Bodenständ­igkeit, die Verwurzelu­ng in der Heimat aus.“Er habe etwas geleistet, habe Familie, führe einen Betrieb. Das mache auch seine Glaubwürdi­gkeit aus. Er bekomme viel Zuspruch von den Menschen, die sagen: „Das ist einer von uns, ein normaler Mensch.“

Er selbst bezeichnet sich als „offen und ehrlich“. Das mache es nicht immer einfach, aber das sei nun mal seine Art. „Man kann sich darauf verlassen, wenn ich etwas gesagt habe“, so Engelhard. „Wer mich kennt, weiß, dass ich gern und viel arbeite und dass man ganz normal mit mir reden kann.“So sieht sich der Müller - und so beschreibe­n ihn auch viele Weggefährt­en: „Einfach normal und bodenständ­ig.“Er habe viel Lebenserfa­hrung gesammelt. „Ich bin 48, keine 28 mehr.“Am Wahlsonnta­g feiert Alexander Engelhard seinen 49. Geburtstag.

Auch wenn er gewählt wird, will er so viel wie möglich vor Ort sein

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Foto: Kaya CSU‰Kandidat Alexander Engelhard aus Weißenhorn.

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