Bodenständig bleiben – auch in Berlin
Bundestagswahl Alexander Engelhard aus Weißenhorn soll das Direktmandat der CSU verteidigen und einen Neuanfang nach der Maskenaffäre verkörpern. Was hat er sich vorgenommen?
WeißenhornAttenhofen Alexander Engelhard ist in Ulm geboren, im Weißenhorner Stadtteil Attenhofen aufgewachsen und in der Fuggerstadt aufs Claretiner-Kolleg gegangen. Er hat vor mehr als 20 Jahren den elterlichen Betrieb, die Engelhardmühle, übernommen, die seit 1413 in Familienbesitz ist. Der CSU-Kandidat für den Wahlkreis 255 Neu-Ulm hat den größten Teil seines Lebens in Attenhofen verbracht. Er wohnt dort mit seiner Frau und zwei Kindern, er arbeitet dort. Wieso zieht es jemanden, der so bodenständig und so verwurzelt in der Region ist, ins politische Haifischbecken nach Berlin?
„Ich möchte etwas verändern, Politik verständlicher und bürgernäher machen“, sagt Engelhard über den Grund, warum er bei der Bundestagswahl kandidiert. „Ich will die Berliner Politik ehrlich erklären: Warum wird etwas wie entschieden?“Er habe immer schon leidenschaftlich gern Politik gemacht. Er war zwölf Jahre lang Stadtrat in Weißenhorn, seit 19 Jahren sitzt er im Neu-Ulmer Kreistag. Als junger Mann trat er als Listenkandidat bei der Landtagswahl 2003 an, scheiterte damals jedoch. Jetzt will er es als Direktkandidat in den Bundestag schaffen und sagt: „Ich bin zuversichtlich, dass es klappt. Und ich trau’s mir zu.“
Eine Umstellung wäre es natürlich schon, nach Berlin zu ziehen, räumt Engelhard ein. „Der Herausforderung bin ich mir bewusst, aber ich freue mich darauf.“Er betont, dass er nicht vorhabe, seinen Lebensmittelpunkt in die Hauptstadt zu verlegen, sollte er gewählt werden. „Ich werde so viel wie möglich hier vor Ort sein“, sagt der 48-Jährige. „Das ist meine Heimat, hier ist meine Familie, da bin ich verwurzelt.“Den Betrieb der Engelhardmühle wird er jedoch in andere Hände legen. Seit April arbeite für ihn ein Müllermeister, erläutert Engelhard. Dieser solle die Betriebsleitung übernehmen. Nach Berlin wolle er gehen, um etwas zu erreichen. Ein Schwerpunkt ist für ihn das Regio-S-Bahn-Konzept. „Das gibt einen Riesenschub für die Region“, ist Engelhard überzeugt. „Das ist mir persönlich ein großes Anliegen.“Auch den Ausbau der A7 und die Bahnstrecke Ulm – Augsburg sieht er als bedeutende Vorhaben, wobei es wichtig sei, die Bürger mitzunehmen. Er werde für einen besseren Lärmschutz kämpfen, als üblich.
„Mir ist die Umweltpolitik wichtig“, nennt Engelhard ein weiteres Thema, das er sich auf die Agenda geschrieben hat. „Mein Ansatz ist, dass man zeigen muss, wie man wirtschaftlich erfolgreich das Klima schützen kann.“Das sieht er als erfolgversprechender an als Verbote und Bevormundung. Der Müller ist überzeugt: „Retten kann uns nur der technologische Fortschritt.“Er fordert auch, dass die Digitalisierung an Schulen vorangetrieben wird. Und er sagt: „Wir brauchen ein europäisches Betriebssystem.“
„Ich will den kleinen und mittelständischen Betrieben helfen“, so der CSU-Kandidat. Denn diese würden von der großen Politik oft vernachlässigt und mit Bürokratie überlastet. Er wolle außerdem die Landwirte mitnehmen und sie auf dem Weg zum Wandel unterstützen. „Ich muss die Leute überzeugen und motivieren, nicht zwingen“, findet er.
Engelhard steht nicht auf der Liste, er tritt nur als Direktkandidat an. Als solcher sei er nur den Bürgern in der Region verpflichtet, sagt er. Angesichts der Wahlprognosen dürfte allerdings ohnehin kein CSU-Kandidat über die Landesliste den Sprung in den Bundestag schaffen. Der Wahlkreis Neu-Ulm war jedoch in der Vergangenheit eine sichere Bank für die CSU: Sie gewann alle Direktmandate seit 1949.
Engelhard weiß, dass die CSU nach der Maskenaffäre verloren gegangenes Vertrauen zurückgewinnen muss. Tief verstrickt in diese Affäre ist Georg Nüßlein, dessen Nachfolger der Weißenhorner werden will. Befürchtet er nicht, dass ihm das schadet? „Ich bin ein ganz anderer Mensch“, sagt Engelhard dazu. „Mein Lebensweg drückt die Bodenständigkeit, die Verwurzelung in der Heimat aus.“Er habe etwas geleistet, habe Familie, führe einen Betrieb. Das mache auch seine Glaubwürdigkeit aus. Er bekomme viel Zuspruch von den Menschen, die sagen: „Das ist einer von uns, ein normaler Mensch.“
Er selbst bezeichnet sich als „offen und ehrlich“. Das mache es nicht immer einfach, aber das sei nun mal seine Art. „Man kann sich darauf verlassen, wenn ich etwas gesagt habe“, so Engelhard. „Wer mich kennt, weiß, dass ich gern und viel arbeite und dass man ganz normal mit mir reden kann.“So sieht sich der Müller - und so beschreiben ihn auch viele Weggefährten: „Einfach normal und bodenständig.“Er habe viel Lebenserfahrung gesammelt. „Ich bin 48, keine 28 mehr.“Am Wahlsonntag feiert Alexander Engelhard seinen 49. Geburtstag.
Auch wenn er gewählt wird, will er so viel wie möglich vor Ort sein