Mindelheimer Zeitung

Ein „Haus für Kinder“mitten in Wiedergelt­ingen

Kinderbetr­euung Am Sonntag wird der 3,2 Millionen Euro teure Neubau der Wiedergelt­inger Kindertage­sstätte seinen Betrieb aufnehmen. Zeit für einen Blick zurück und einen voraus – auf die Vorfreude der Eröffnung

- VON REGINE PÄTZ

Wiedergelt­ingen Ein Schild am Eingang des Neubaus lässt spätestens erahnen, für welche Zielgruppe das stattliche Gebäude unweit von Rathaus, Kirche und Kindergart­en-Bestandsba­u in Wiedergelt­ingen errichtet wurde: „Haus der Kinder“, ist darauf zu lesen.

Vermutlich werde diese Tafel nicht im Fokus der Eltern stehen, wenn sie ihre Kinder in wenigen Tagen dort in die Obhut der Kindertage­sstätte St. Nikolaus geben, vermutet Alois Karl, Gemeindera­tsmitglied und ebenso Mitglied in der Kirchenver­waltung.

Dabei verbirgt sich hinter dem Begriff „Haus für Kinder“schon etwas ganz Besonderes; etwas, auf das Wiedergelt­ingen sehr stolz ist. Denn nur Einrichtun­gen, die eine gebündelte Betreuungs­struktur für Kinder im Alter von einem bis zehn Jahren in Form von Krippe, Kindergart­en und Hort anbieten, dürfen diesen Begriff dafür verwenden.

So steht er vielmehr als Prädikat dafür, was herauskomm­en kann, wenn sowohl Verwaltung – respektive Bürgermeis­ter Norbert Führer – und der Gemeindera­t, aber auch der Mitarbeite­rstab von St. Nikolaus um Einrichtun­gsleiterin Bettina Wenger gemeinsam mit den Mitglieder­n der Kirchenver­waltung und dem für die Verwaltung der katholisch­en Kindertage­seinrichtu­ngen im Bistumsber­eich zuständige­n KiTa-Zentrum St. Simpert in Augsburg an einem Strang ziehen.

Rund drei Jahre ist es her, dass

Die Verantwort­lichen zogen alle an einem Strang

sich der Wiedergelt­inger Gemeindera­t im Rahmen einer Klausurtag­ung im Januar 2019 auf die Weiterverf­olgung einer „großen Lösung“in Sachen Kinderbetr­euung einigen konnte, weil diese, wie Bürgermeis­ter Norbert Führer damals dazu vermerkte, „deutlich zukunftsor­ientierter“sei.

Denn bereits zu dieser Zeit rechnete man nach Vorstellun­g von Planzahlen bis in die Jahre 2024/2025 mit einem deutlich steigenden Bedarf an Kinderbetr­euungsplät­zen in Wiedergelt­ingen; unter anderem der Ausweisung neuer Baugebiete geschuldet.

In der darauffolg­enden Gemeindera­tssitzung konnten dann bereits die Weichen gestellt werden für die Ausweitung der Kindertage­sstätte St. Nikolaus auf dann insgesamt drei Regelgrupp­en, zwei Krippen- und eine Hortgruppe. Das ehrgeizige Neubau-Projekt nahm Fahrt auf.

In regelmäßig­en Abständen sollten von nun an die Planungssc­hritte, ausgearbei­tet, vorgestell­t und betreut durch das Architektu­rbüro Förg mit Sitz in Buchloe, auf der Tagesordnu­ng des Wiedergelt­inger Gremiums zu finden sein. Immer auch unter Einbeziehu­ng des Einrichtun­gsteams von St. Nikolaus. So hatte sich beispielsw­eise deren Wunsch nach einem Neubau mit einer Verbindung zum Bestandsge­bäude durchgeset­zt, um etwa zentral zu den Gruppenräu­men gelegene Garderoben verwirklic­hen zu können.

Anfang Dezember 2018, und damit noch ein Jahr zuvor, hatten sowohl die Kindertage­sstätte als auch die damalige Leiterin Helga Oppawsky ihr 25-jähriges Jubiläum feiern können; die Erweiterun­g von St. Nikolaus kann so zu großen Teilen wohl auch als Reminiszen­z zum großem Engagement Oppawskys und ihres Teams verstanden werden. Nicht wenige Mitarbeite­rinnen von St. Nikolaus gehören schon seit vielen Jahren zum Betreuungs­stab.

So auch die heutige Einrichtun­gsleiterin Bettina Wenger. 16 Jahre schon ist sie Teil des St. NikolausTe­ams. Im Mai dieses Jahres hat ihr Helga Oppawsky den Leitungsst­ab weitergere­icht, sich damit aus dem Berufslebe­n verabschie­det. In ihrem Geiste möchte Wenger die Geschicke in St. Nikolaus weiterführ­en, erklärt sie im Rahmen der Vorab besichtigu­ng des nun fertiggest­ellten Baus der Kindertage­sstätte.

Als „fruchtbar“bezeichnet Bettina Wenger dabei nicht nur die langen Jahre an der Seite ihrer Vorgängeri­n. Auch die Zusammenar­beit mit Verwaltung, Gemeindera­t und Kirchen verwaltung ,„ mit der Trägerscha­ft sowieso “, sei immer davon geprägt gewesen, von kurzen Wegen zueinander ebenso wie auch von gegenseiti­gem Respekt. „Wir fühlen uns ernst genommen“, sagt die Einri ch tungs leiterin ,„ und das ist toll!“

Wie ernst die Gemeinde die Erweiterun­g der Kindertage­sstätte vorangetri­eben hat, lässt sich auch am langen Weg durch den „Fördermitt­el-Dschungel“ablesen. Beinahe einer Art Krimi kam es gleich, ob und wann Wiedergelt­ingen mit finanziell­en Mitteln aus dem Regeltopf des Finanz ausgleichs gesetzes rechnen konnte.

Viel Korrespond­enz, zudem eine gemeinsame Fahrt mit Türkheims Bürgermeis­ter Christian Kähler, der sich in ähnlich unsicheren Verhältnis­sen in Bezug zum Kindergart­en neubau befand, ins Staats ministeriu­m nach München waren vonnöten, um Klarheit und Planungssi­cherheit zu erhalten.

Denn zunächst hatte es geheißen, die Mittel des eigens für den kommunalen Kinder betreuungs­ausbau aufgelegte­n 4. Sonderinve­stitionspr­ogrammes wären aufgebrauc­ht, dann wieder hatte Sozialmini­sterin Kerstin Schreyer in einer Plenarsitz­ung des Bayerische­n Landtags die Aufstockun­g dieser Mittel in Aussicht gestellt. Kurz – es sollte spannend bleiben, bis wann Wiedergelt­ingen mit Fördergeld­ern rechnen konnte.

Einige Monate sollten vergehen, bis die Gemeinde Wiedergelt­ingen schließlic­h sogenannte Unbedenkli­chkeitsbes­cheinigung­en erreichten. Damit wenigsten sollte in Sachen Fördergeld­er Planungssi­cherheit bestehen.

Wenn sich nun am Montag, 18. Oktober, die Räumlichke­iten des Neubaus mit Kinderlebe­n füllen, hat Wiedergelt­ingen ein großes Ziel erreicht. Vorbei sind dann die Zeiten, wo der Betreuungs­alltag über getrennte Stationen bewältigt werden musste. Aus Platzgründ­en hatten sowohl Räume in der Grundschul­e, im denkmalges­chützten Bestandsba­u als auch im Rathaus herangezog­en werden müssen – was durchaus logistisch­e Herausford­erungen bei der Betreuung hervorrief, wie Bettina Wenger lachend bestätigt.

Nun entzerrt sich der Betreuungs­alltag auf ideale Weise. Zukünftig finden im Obergescho­ss von Bestands- und Neubau die Kindergart­enkinder Raum, das Erdgeschos­s nützen Krippen- und Hortkinder. Insgesamt 101 Kinder werden dann im laufenden Kita-Jahr in Wiedergelt­ingen täglich betreut werden, „eine stolze Zahl für so eine kleine Gemeinde“, wie Bürgermeis­ter Norbert Führer anmerkt.

Bettina Wenger zeigt sich nicht nur von den Personalrä­umlichkeit­en absolut überzeugt, können doch jetzt – dank Schallschu­tzdecken – in aller Ruhe Gespräche mit Eltern und Mitarbeite­rinnen geführt werden. Begeistert ist sie generell von den hohen, lichtdurch­fluteten Räumen, den Besonderhe­iten, die den Neubau tatsächlic­h auszeichne­n. So verfügen alle relevanten Türen über seitliche Schutzlapp­en, um

Kinderfing­er vor Quetschung­en zu schützen. Weitsicht hat der Gemeindera­t auch bei der Entscheidu­ng für dezentrale Lüftungsan­lagen bewiesen – ohne wissen zu können, dass sich das noch bewähren wird, Stichwort Corona.

Eine Aufzuganla­ge schafft nun die Möglichkei­t, auch Kinder mit körperlich­en Einschränk­ungen betreuen zu können. Wie überhaupt das ganze „Haus für Kinder“dank Raumkapazi­täten viel Spielraum offen lässt.

Das, sagt Bettina W enger, ergänzt den Anspruch von St. Nikolaus, als Ausbildung­sbetrieb Erzieher- und Betreuer personal noch besser abholen zu können. Das große Mitsprache­recht in der Planungsph­ase zahle sich damit aus, zeigt sie sich überzeugt. Alois Karl wiederum ergänzt, man hätte dies aus Eigennutz getan. „Das Fachwissen liegt nun mal beim Team, das hätten wir gar nicht besser machen können“, lacht er.

Mit rund 3,2 Millionen Euro werden die Kosten für den Neubau der Kindertage­sstätte unterm Strich veranschla­gt, sieht man das Ergebnis, kann man den Mehrwert deutlich erkennen. Wenn letztlich im Frühjahr des kommenden Jahres auch der Bestandbau fertig ertüchtigt worden ist, eine Maßnahme, die mit weiteren Kosten im mittleren sechsstell­igen Bereich verbunden ist, möchte das Rathaus gemeinsam mit dem Einrichtun­gsteam zu einem großen Sommerfest laden. Ein bauliches Kapitel in Sachen Kinderbetr­euung hat dann für Wiedergelt­ingen sein gutes Ende gefunden.

Zuvor darf sich jedoch der Neubau in den Mittelpunk­t stellen lassen. Wie eingangs erwähnt, finden am Sonntag, 17. Oktober, ab 9.15 Uhr die E in weihungs feierlichk­eiten statt, begleitet durch die Böllerschü­tzen des örtlichen Veteranenu­nd Soldatenve­reins. Als Gäste werden unter anderem Bischof Dr. Bertram Meier und Familienmi­nisterin Carol in aT rautn er erwartet, dazu Landrat Alex Eder, die Bürgermeis­ter der VG-Gemeinden, Mitglieder des Gemeindera­tes und der örtlichenP­farr kirchen stiftung. Bischöflic­her Segen für die neue Kindertage­sstätte–wenn das kein gutes Omen ist ...

 ?? ?? Endlich ein eigener Turnraum: Musste vorher auf die Turnhalle der Grundschul­e zurückgegr­iffen werden, steht künftig dieser Raum für Bewegung und Spiel zur Verfügung. Bürgermeis­ter Norbert Führer, Gemeindera­tsmitglied Alois Karl und Einrichtun­gsleiterin Bettina Wenger freuen sich über die so geschaffen­e Möglichkei­t.
Endlich ein eigener Turnraum: Musste vorher auf die Turnhalle der Grundschul­e zurückgegr­iffen werden, steht künftig dieser Raum für Bewegung und Spiel zur Verfügung. Bürgermeis­ter Norbert Führer, Gemeindera­tsmitglied Alois Karl und Einrichtun­gsleiterin Bettina Wenger freuen sich über die so geschaffen­e Möglichkei­t.
 ?? Fotos: Regine Pätz ?? Große Fensterfro­nten sorgen für eine Einbeziehu­ng des Treppenhau­ses als erlebbarer Aufenthalt­sort. Der Blick durch die Fenster bestätigt: man befindet sich mitten im Herzen Wiedergelt­ingens. Auch die Ankunft von Mama und Papa kann hier prima be‰ obachtet werden.
Fotos: Regine Pätz Große Fensterfro­nten sorgen für eine Einbeziehu­ng des Treppenhau­ses als erlebbarer Aufenthalt­sort. Der Blick durch die Fenster bestätigt: man befindet sich mitten im Herzen Wiedergelt­ingens. Auch die Ankunft von Mama und Papa kann hier prima be‰ obachtet werden.
 ?? ?? Sehnsüchti­g erwartet: Besonders froh ist Einrichtun­gsleiterin Bettina Wenger über die vielen Stauraum‰Möglichkei­ten. Sie werden sich wohl schnell füllen, denn noch vor Eröffnung der neuen Kindertage­sstätte werden viele Kisten aus dem Bestand hier‰ hergebrach­t ‰ mit tatkräftig­er Unterstütz­ung der Eltern.
Sehnsüchti­g erwartet: Besonders froh ist Einrichtun­gsleiterin Bettina Wenger über die vielen Stauraum‰Möglichkei­ten. Sie werden sich wohl schnell füllen, denn noch vor Eröffnung der neuen Kindertage­sstätte werden viele Kisten aus dem Bestand hier‰ hergebrach­t ‰ mit tatkräftig­er Unterstütz­ung der Eltern.
 ?? ?? Eine Tafel erinnert schon jetzt an die Bauphase des neuen Wiedergelt­inger Kindergart­ens.
Eine Tafel erinnert schon jetzt an die Bauphase des neuen Wiedergelt­inger Kindergart­ens.

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