Mindelheimer Zeitung

Wildes Spiel mit vielen Toren

Eishockey Im schwäbisch-oberbayeri­schen Derby schenken sich Augsburg und München am Freitagabe­nd nichts. Erst in der Verlängeru­ng fällt die Entscheidu­ng – für den AEV

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Man musste sich erst wieder an den Anblick gewöhnen. Und an das Gefühl, wie es ist, sich zusammen mit 5673 anderen Menschen im Curt-Frenzel-Stadion zu drängeln. Ohne Masken, ohne Abstand. An den Getränkest­änden gab es Bier. Alles so 2019. Der Grund: Pünktlich zum Besuch des gehasslieb­ten Rivalen aus München, der sich artig mit 4:5 (1:1, 3:2, 0:1, 0:1) nach Verlängeru­ng geschlagen gab, hatten die Panther den Zugang auf 3G plus umgestellt. Und das ist der Unterschie­d zu 2019, denn Einlass wurde nur Geimpften, Genesenen oder Menschen mit einem negativen PCR-Test gewährt.

Nach einer Saison vor leeren Rängen, gefolgt von einigen Spielen mit Maskenpfli­cht auf den Rängen herrschte in der Halle nun fast so etwas wie Normalität. Traditione­ll sind Derbys gegen Klubs aus München, derer es in den vergangene­n Jahren ja so einige gab, besonders stimmungsv­oll. So auch an diesem Freitag. Lange vor dem ersten Bully intonierte die Fankurve schon „Münchens wahre Liebe – AEV“, das seit dem legendären und nur knapp verlorenen Play-off-Halbfinale 2019 gegen den EHC einen festen Platz im Repertoire der Panther-Anhänger hat.

Aus der damaligen Mannschaft spielen noch immer einige Leistungst­räger in Augsburg, unter anderem David Stieler. Der allerdings war diesmal angeschlag­en und fehlte, ebenso wie Colin Campbell und die beiden langzeitve­rletzten Olivier Roy und Wade Bergman. Henry Haase dagegen war gerade noch rechtzeiti­g fit geworden. Auf der

anderen Seite waren auch die Münchner mit einer kurzen Bank angereist und hatten nur drei, wenn auch prominent besetzte, Sturmreihe­n zur Verfügung.

Die Gäste schienen in den ersten Minuten beeindruck­t von der Gänsehauta­thmosphäre im Curt-Frenzel-Stadion. Zudem kamen die Panther wie die Feuerwehr aus der Kabine und nutzten gleich die erste

Überzahl zum 1:0 (10.). Matt Puempel war der Torschütze. Die Führung allerdings hielt nicht lange, denn Philip Gogulla glich fast postwenden­d zum 1:1 aus (12.). Und jetzt zeigte die Mannschaft des Tabellenfü­hrers ihre Klasse. Ein ums andere Mal brannte es lichterloh vor Markus Keller, der im Panther-Tor stand. In der ersten Pause schien Trainer Mark Pederson dann aber die richtigen Worte gefunden zu haben, denn seine Mannschaft startete erneut furios und ging durch die Treffer von Thomas J. Trevelyan (23.) und Scott Valentine (25.) mit 3:1 in Führung. Doch auch diesmal kam die Antwort schnell. Jonathan Blum verkürzte auf 2:3 (27.). Entscheide­nder allerdings war, was kurz darauf passierte.

Einen harten Check von Augsburgs Scott Valentine gegen Bastian Eckl werteten die Schiedsric­hter nach Videobewei­s, was seit dieser Saison möglich ist, als Check gegen den Kopf und schickten den Verteidige­r vorzeitig zum Duschen. In der anschließe­nden fünfminüti­gen Überzahl für die Gäste glich Trevor Parkes zum 3:3 aus (30.). Jetzt war es ein Kampf auf Biegen und Brechen, der bisweilen sehr giftig geführt wurde. Die Panther wehrten sich mit großem Einsatz, kassierten aber zu viele Strafen. Mit zwei Mann weniger standen sie auf dem Eis, als Zach Redmond zum 4:3 traf und die Münchner erstmals in Führung brachte (33.). Magnus Eisenmenge­r wiederum hätte keinen besseren Zeitpunkt für sein erstes DEL-Tor wählen können. Der 21-Jährige glich zum 4:4 aus (45.).

Jetzt war sie wieder da, die Playoff-Stimmung aus 2019. Es passte zur Dramaturgi­e des Abends, dass das Spiel in die Verlängeru­ng ging. Dort sorgte dann Vinny Saponari mit einem Tor aus der Trickkiste für den umjubelten Augsburger Sieg.

Augsburg Keller ‰ Lamb, Valentine; Gra‰ ham, Haase; Rogl, Länger ‰ McClure, LeB‰ lanc, Puempel; Payerl, Clarke, Saponari; Sternheime­r, Nehring, Trevelyan; Magnus Eisenmenge­r, Maximilian Eisenmenge­r, Kharboutli

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Foto: Siegfried Kerpf Am Ende jubelten die Augsburger Panther (von links Matt Puempel und Brad McClu‰ re). In der Verlängeru­ng fiel die Entscheidu­ng gegen München.

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