Mindelheimer Zeitung

Sportliche Vater‰Sohn‰Beziehung

Leichtathl­etik Die familiäre Bindung ermöglicht­e Klaus Spitzer, seinen Sohn Yannick Unglert während des Lockdowns weiter zu trainieren. Das zahlt sich für den 400-Meter-Läufer aus

- VON AXEL SCHMIDT

Türkheim Sie sind seit Jahren ein eingespiel­tes Team, nämlich Vater und Sohn: Klaus Spitzer, 56, und Yannick Unglert, 19. Bei der Leichtathl­etik-Abteilung des TV Türkheim sorgt diese Symbiose mittlerwei­le für überregion­ale Erfolge. Denn Papa Klaus ist seit sechs Jahren Trainer in der Leichtathl­etik-Abteilung, die Sohn Yannick auf Wettkämpfe­n vertritt.

Und das klappte in dieser Saison vorzüglich: Yannick Unglert wurde in der Altersklas­se U20 über die 400-Meter-Distanz Schwäbisch­er Meister in 53,20 Sekunden. Noch einen Tick schneller, dafür aber nur Zweiter wurde er bei der schwäbisch­en Meistersch­aft der Männer. Hier absolviert­e er die 400 Meter in 52,71 Sekunden. „Um 31 Hundertste­l war der Sieger schneller“, sagt Yannick Unglert. Seit 13 Jahren ist er aktiv in der Leichtathl­etik-Abteilung des TV Türkheim. Und seit er sich auf die 400-Meter-Distanz spezialisi­ert hat, verbessert er sich von Jahr zu Jahr: 2019 benötigte er noch 60,49 Sekunden für die Stadionrun­de, mittlerwei­le lautet seine Bestzeit 52,71 Sekunden.

Die Corona-Pandemie war gewisserma­ßen auch ein kleiner Vorteil für Yannick Unglert. Denn weil sein Trainer zugleich sein Vater war, durfte das Duo auch während des Lockdowns als Familie trainieren. Gefehlt haben dabei natürlich die Wettkämpfe. Doch im Juni des vergangene­n Jahres war es dann wieder soweit und der damals 18-Jährige ging beim allererste­n Wettkampf nach dem Lockdown in Gräfelfing an den Start. „Das war wichtig“, sagt Klaus Spitzer. Wichtig für seinen Sohn und wichtig für den Sport allgemein.

Der 56-jährige Sozialpäda­goge, der an einer Münchner Schule arbeitet, ist mit Leib und Seele Leichtathl­et. Früher ist er für den TSV Mindelheim gestartet – in beinahe sämtlichen Diszipline­n: „Ich habe einmal die Allgäuer Jahresbest­zeit im 5000-Meter-Lauf aufgestell­t“, sagt Spitzer. Der Zehnkampf war irgendwann sein Metier. Heute humpelt Klaus Spitzer – die Nachwehen von einst: „Ich war auch Hürdenläuf­er und hatte mir dabei eine Verletzung zugezogen. Die ist wohl nie ganz ausgeheilt.“Jetzt hat er Arthrose an der Hüfte. „Aber ich habe keine großen Einschränk­ungen.“

Für das Training mit dem Leichtathl­etik-Nachwuchs ist er immer

noch fit genug. Drei- bis viermal pro Woche trainiert er seinen Sohn und weitere Türkheimer Athleten, darunter mit Jacob Melder und Jasmin Weiss zwei ebenfalls talentiert­e Läufer. Derzeit ist ein etwas ruhigeres Training angesetzt. In zwei, drei Wochen wollen die Türkheimer dann wieder angreifen und das Ausdauer-, Kraft- und Grundschne­lligkeitst­raining intensivie­ren. „Ich will meine 100-Meter-Zeit verbessern“, sagt Yannick Unglert. Mit seiner bisherigen Bestzeit von 11,92 Sekunden liegt er auf der schwäbisch­en Bestenlist­e in der U23 auf Rang drei. „Aber auf die ersten 100 Meter fehlt mir im 400-Meter-Lauf etwas die Schnelligk­eit“, sagt Unglert. Daran will er arbeiten.

Denn sein großes sportliche­s Ziel ist die Qualifikat­ion für die deutsche

U23-Meistersch­aft: 400 Meter in 48,50 Sekunden. Noch ist er knapp über drei Sekunden drüber. „Aber ich bin ja auch erst am Anfang meiner Entwicklun­g“, sagt Yannick Unglert. Drei Jahre hat er noch Zeit, um sein Ziel zu erreichen. Drei Jahre, in denen viel passieren kann. Als erstes will Yannick Unglert im kommenden Jahr sein Abitur am JosephBern­hart-Gymnasium in Türkheim machen. Dann stellt sich die Frage nach dem weiteren Berufsweg.

Der 19-Jährige hat nämlich einen nicht alltäglich­en Berufswuns­ch: „Am liebsten würde ich gerne eine Fluglotsen­ausbildung machen.“Besteht er dafür den Eingangste­st, dann wäre womöglich ein Studium in Hamburg der nächste Schritt. „Aber mit der Leichtathl­etik höre ich deswegen nicht auf. Ich würde

mir dann halt einen Verein in Hamburg suchen“, sagt Yannick Unglert. Sein Vater wird auch dann noch in Türkheim weitermach­en. Als er 2016 als Trainer einstieg, ging es in erster Linie darum, die Leichtathl­etikgruppe der Aktiven am Leben zu erhalten. „Es war damals eine reine Breitenspo­rtgruppe. Erst nach und nach kamen Wettkämpfe dazu“, sagt Klaus Spitzer. Er würde die Leichtathl­eten auch weiter betreuen, wenn nicht mehr der Leistungss­port im Fokus steht. „Ich bin auch offen für den Breitenspo­rt. Es ist wichtig, dass wir die Sportler halten“, sagt er. Aufgrund der CoronaPand­emie habe sich die Gruppenstä­rke von über zehn Sportlern mittlerwei­le bereits halbiert. „Wer einmal aufhört, der kommt selten wieder zurück“, weiß Spitzer.

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Foto: Axel Schmidt Der eine mit Stoppuhr in der Hand, der andere im Startblock fertig für den 400‰Meter‰Lauf: Klaus Spitzer (links) und sein Sohn Yannick Unglert sind beim TV Türkheim ein eingespiel­tes Team.

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