Mindelheimer Zeitung

Hass und Hetze

- Lilo Solcher

QAnon-Anhänger, Querdenker, Esoteriker – Corona beflügelt Verschwöru­ngstheorie­n jeglicher Art. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Ursula Poznanski das Thema aufgreifen würde. Die österreich­ische Autorin ist mit ihren Büchern (fast) immer am Puls der Zeit. Auch mit „Shelter“, ihrem neuen Roman, in dem eine Schnapside­e zu ungezügelt­er Hetze führt.

In Partylaune bringen ein paar Jugendlich­e über Social Media eine Fake-Realität unters Volk – von Aliens, die sich Menschen als Wirte aussuchen, um irgendwann unseren Planeten zu kapern. Das Ganze läuft schnell aus dem Ruder und entwickelt sich zu einer realen Hexenjagd. Im Zentrum der Hasskampag­ne steht der Schauspiel-Eleve Benny, der sich immer mehr verfolgt fühlt. Denn es gibt einen neuen Player, Octavio. Er hat in Windeseile

die Story gekapert und nutzt sie für seine Zwecke. Benny will den Spuk so schnell wie möglich beenden, doch seine Aufklärung­sversuche machen ihn nur zur Zielscheib­e der „Octavianer“und entfremden ihn von seinen Freunden. Die Sache eskaliert, es gibt die ersten Verletzten.

So weit so nachvollzi­ehbar und auch spannend. Doch die Auflösung dieser hochaktuel­len Geschichte bleibt diesmal eher unbefriedi­gend, obwohl es Ursula Poznanski gelingt, gegen Ende noch eine Breitseite gegen den Heiler-Wahn unterzubri­ngen. Man merkt dem Buch aber leider an, dass es offenbar mit heißer Nadel gestrickt wurde, auch wenn es im Mittelteil nicht an Spannung mangelt und der rothaarige Protagonis­t Benny ein Sympathiet­räger für die Leserinnen und Leser ist.

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Ursula Poznanski: Shelter Loewe, 448 Seiten, 19,95 Euro – ab 14

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