Hass und Hetze
QAnon-Anhänger, Querdenker, Esoteriker – Corona beflügelt Verschwörungstheorien jeglicher Art. Es war nur eine Frage der Zeit, bis Ursula Poznanski das Thema aufgreifen würde. Die österreichische Autorin ist mit ihren Büchern (fast) immer am Puls der Zeit. Auch mit „Shelter“, ihrem neuen Roman, in dem eine Schnapsidee zu ungezügelter Hetze führt.
In Partylaune bringen ein paar Jugendliche über Social Media eine Fake-Realität unters Volk – von Aliens, die sich Menschen als Wirte aussuchen, um irgendwann unseren Planeten zu kapern. Das Ganze läuft schnell aus dem Ruder und entwickelt sich zu einer realen Hexenjagd. Im Zentrum der Hasskampagne steht der Schauspiel-Eleve Benny, der sich immer mehr verfolgt fühlt. Denn es gibt einen neuen Player, Octavio. Er hat in Windeseile
die Story gekapert und nutzt sie für seine Zwecke. Benny will den Spuk so schnell wie möglich beenden, doch seine Aufklärungsversuche machen ihn nur zur Zielscheibe der „Octavianer“und entfremden ihn von seinen Freunden. Die Sache eskaliert, es gibt die ersten Verletzten.
So weit so nachvollziehbar und auch spannend. Doch die Auflösung dieser hochaktuellen Geschichte bleibt diesmal eher unbefriedigend, obwohl es Ursula Poznanski gelingt, gegen Ende noch eine Breitseite gegen den Heiler-Wahn unterzubringen. Man merkt dem Buch aber leider an, dass es offenbar mit heißer Nadel gestrickt wurde, auch wenn es im Mittelteil nicht an Spannung mangelt und der rothaarige Protagonist Benny ein Sympathieträger für die Leserinnen und Leser ist.