Mindelheimer Zeitung

Aufstieg der Dinosaurie­r dank Vulkanen

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Heftiger Vulkanismu­s hat vor gut 230 Millionen Jahren das Klima massiv verändert und damit den Aufstieg vieler Pflanzen- und Tiergruppe­n ermöglicht – darunter Dinosaurie­r und Säugetiere. Binnen 1,6 Millionen Jahren führten damals vier starke Eruptionsp­hasen durch enorme Ausstöße von Kohlendiox­id in die Atmosphäre zu einem deutlichen Anstieg der Temperatur­en, aber vor allem der Niederschl­äge. Ein Forschungs­team von der Universitä­t Birmingham rekonstrui­ert die Entwicklun­g in den Proceeding­s der US-Akademie der Wissenscha­ften anhand von Sedimentan­alysen im Norden Chinas.

Während der Triaszeit (vor grob 250 bis vor 200 Millionen Jahren) veränderte die sogenannte Karnische Krise vor etwa 233 Millionen Jahren sowohl das globale Klima als auch die Pflanzenun­d Tierwelt radikal. In weniger als zwei Millionen Jahren verschwand­en viele Arten, während andere entweder entstanden oder sich massiv ausbreitet­en: etwa die modernen Nadelbäume, Dinosaurie­r, Krokodile, Schildkröt­en, Insekten und Säugetiere.

Das Forscherte­am analysiert­e nun im nordchines­ischen Jiyuan-Becken Bohrkerne gezielt auf Ablagerung­en, die Rückschlüs­se auf die damaligen klimatisch­en Veränderun­gen, deren Ursache und deren Folgen zulassen. Zu jener Zeit lag das Becken im Nordosten des Urkontinen­ts Pangäa und war ein riesiger See, in dem sich Sedimente ablagerten. Diese untersucht­en die Forscher in einer Tiefe von etwa 200 bis 350 Metern. Sie analysiert­en unter anderem die darin enthaltene­n Zirkonkris­talle zur Datierung, nutzten die Konzentrat­ionen vor allem von Quecksilbe­r zur Bestimmung der vulkanisch­en Aktivität und bestimmten Spuren von Sporen, Pollen und Algen.

Nach den Ergebnisse­n begann die Karnische Krise – also die warme und sehr regenreich­e Phase – vor etwa 234 Millionen Jahren und endete vor 232,4 Millionen Jahren. Als Ursache des Phänomens nennen die Forscher intensiven Vulkanismu­s, vermutlich im Wrangellia-Vulkangebi­et, dessen Überreste heute im Westen von Alaska und Nordwesten Kanadas liegen.

Über die 1,6 Millionen Jahre identifizi­ert das Team vier Eruptionsp­hasen. Jede davon trieb den Analysen zufolge Temperatur­en und Niederschl­äge in die Höhe. Konservati­ven Schätzunge­n zufolge habe Wrangellia etwa 5000 Petagramm (Milliarden Tonnen) Kohlenstof­f vom Erdmantel in die Atmosphäre befördert, schreibt das Team. Die dadurch verursacht­e Erwärmung – die Forscher sprechen unter Verweis auf frühere Studien von etwa 4 bis 8 Grad Celsius – verstärkte demnach die Verdunstun­g und veränderte die globalen Luftströme und auch den Wasserkrei­slauf. Der durch die hohen Niederschl­äge intensivie­rte Abfluss steigerte die Verwitteru­ng und den Nährstoffe­intrag in Gewässer, was dort wiederum zu Sauerstoff­mangel führte.

Diese Veränderun­gen spiegeln sich den Forschern zufolge nicht nur im Jiyuan-Becken wider, sondern auch in vielen anderen Regionen weltweit, darunter das Mitteleuro­päische Becken, das britische Wessex-Becken sowie in Grönland, Marokko, Nordamerik­a und Argentinie­n. „Diese relativ lange Phase vulkanisch­er Aktivität und Umweltverä­nderungen hatte beträchtli­che Folgen für die Tiere an Land“, so die Paläobiolo­gin Emma Dunne von der Universitä­t Birmingham. „Zu jener Zeit hatten die Dinosaurie­r gerade erst angefangen, sich zu diversifiz­ieren. Ohne diese Ereignisse hätten sie wahrschein­lich nie jene ökologisch­e Dominanz erreicht, die wir für die nächsten 150 Millionen Jahre sehen.“

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