Mindelheimer Zeitung

Hinten kommt nichts raus außer Wasserdamp­f

Vorstellun­g Der mit Wasserstof­f betriebene Nexo von Hyundai ist an und für sich ein prima Auto. Es gibt aber zwei Probleme

- VON REINOLD RADLOFF

Elektro- und Wasserstof­fantriebe, Hyundai entwickelt nicht nur in diese Richtungen, sondern die Südkoreane­r haben auch Fahrzeuge für beide Techniken der Zukunft im Angebot. Während es Stromer gleich reihenweis­e gibt, ist der Nexo derzeit der einzige Hyundai mit Wasserstof­f im Tank.

Mehr als 20 Jahre forscht nun Hyundai an alternativ­en Antrieben. Wasserstof­f-Fahrzeuge kamen bisher zwei Fahrzeuge auf den Markt: zuerst der ix 35 und jetzt der Nexo. Der SUV der Oberklasse ist zwar kein Kassenschl­ager, im Gegenteil, doch sein Verkaufsan­teil soll in Zukunft wachsen. Dafür wurde bei Hyundai einiges getan.

Was ist nun ein Wasserstof­fantrieb beim Nexo? Aus den drei extrem geschützte­n Wasserstof­ftanks (700 bar, gesamt 6,33 kg und 156,6 Liter Inhalt) wird in den Brennstoff­zellen (440 Einheiten) zusammen mit von außen zugeführte­r Luft Strom erzeugt, der das Fahrzeug über einen Elektromot­or an der Vorderachs­e antreibt. Im Prinzip ist der Nexo also ein Elektroaut­o, das seinen Strom selbst erzeugt. Der Vorteil: Mit einer Tankfüllun­g, die nicht einmal fünf Minuten dauert, schafft der SUV je nach Fahrweise bis zu 666 Kilometer. Er fährt also abgasfrei und gibt nichts anderes als Wasserdamp­f ab.

Der Nachteil: In Deutschlan­d gibt es derzeit nur rund 90 Wasserstof­f-Tankstelle­n. Der Weg zur nächsten Zapfsäule kann also eventuell recht weit sein.

Der Nexo ernährt sich aber nicht nur von Wasserstof­f (H2), sondern gewinnt auch noch durch Rekuperati­on beim Bremsen, Rollen und Bergabfahr­en Strom, der in einer allerdings nur 1,56 kWh Kilowattst­unden) kleinen Hochvoltba­tterie gespeicher­t wird. Damit kann sich der Wagen kurzfristi­g rein elektrisch bewegen oder die Beschleuni­gungswerte des Fahrzeugs verbessern.

Fahren lässt sich der Nexo genau wie ein Elektroaut­o. Da ist kein Unterschie­d zu spüren oder zu hören. Die 163 PS sorgen für ausreichen­d Vortrieb, und zwar bei jeder Drehzahl gleichblei­bend kräftig, begleitet von einem sehr leisen Surren.

Die Federung ist komfortabe­l abgestimmt, die Straßenlag­e gut. Das Wanken wurde den Hyundai-SUV inzwischen quasi komplett abgewöhnt. Das Fahren des gut überschaub­aren Wagens gelingt problemlos, die Lenkung wirkt schon fast zu leichtgäng­ig.

Und die Optik? Der Nexo zeigt sich elegant, modern geschnitte­n und erfreut durch einen eigenständ­igen Auftritt.

Auch innen weiß der Wagen zu gefallen. Er ist hell gestaltet, geräumig mit vielen Ablage- und Anschlussm­öglichkeit­en (USB, 12 Volt) und guten Sitzmöbeln. Hinten ist die Kopffreihe­it leicht eingeschrä­nkt, dafür können die Sitzlehnen verstellt werden. Der Kofferraum zeigt sich geräumig und kann auf eine quasi ebene Fläche erweitert werden.

Auffällig sind die hohe, mit Schaltern überfracht­ete Mittelkons­ole, die großen Displays und der ins „Armaturenb­rett“eingeblend­ete Totwinkela­ssistent. Konnektivi­tät und Infotainme­nt erfreuen durch neueste Technik, die Serienauss­tattung ist hoch. Praktisch: die 360-Grad-Rundumkame­ra für präzises Rangieren. Obwohl der Nexo auf Wunsch auch selbststän­dig einund ausparkt; das klapp sogar ferngesteu­ert. Dass der SUV in dieser Hinsicht noch viel mehr drauf hat, bewies er 2018 bei Olympia in Korea, wo er als Level-IV-Streckenfa­hrzeug eingesetzt war, also vollkommen autonom fuhr.

Der Nexo wäre also ein wirklich gelungenes Auto, wenn da nicht das Tankstelle­n-Problem wäre – und natürlich der hohe Preis des Wasserstof­f-Fahrzeugs.

 ?? Foto: Hyundai ?? Mit Wasserstof­f fährt der Nexo von Hyundai. Doch die Tankstelle­n dafür sind dünn gesät, noch.
Foto: Hyundai Mit Wasserstof­f fährt der Nexo von Hyundai. Doch die Tankstelle­n dafür sind dünn gesät, noch.

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