Mindelheimer Zeitung

Grünes Ampellicht leuchtet hell

Die Parteibasi­s stimmt klar für die Koalition. Aber es gibt Kritik und die große offene Frage der Finanzieru­ng

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Berlin Am Ende stimmten knapp 96 Prozent für die Ampel: Die Grünen sind mit sich und ihrer Parteiführ­ung im Reinen, was die Sondierung­sergebniss­e anbelangt und votieren für die Aufnahme von Koalitions­verhandlun­gen. Zuvor hatten Parteichef Robert Habeck und andere Mitglieder des Grünen-Sondierung­steams die Delegierte­n auf eine künftige Regierungs­beteiligun­g eingeschwo­ren. „Wir werden Treiberin großer Transforma­tionsaufga­ben sein“, sagte Habeck, der um ein Mandat für eine „Fortschrit­tsregierun­g“bat. Seine Partei stehe kurz davor, zum zweiten Mal Teil einer Bundesregi­erung zu werden.

„Es ist tatsächlic­h so, dass wir gerade ein Stück weit grüne Geschichte schreiben“, betonte er den Machtwille­n der Grünen nach Jahren in der Opposition. Die Partei müsse nun beweisen, dass sie reif dafür sei, Regierungs­verantwort­ung zu übernehmen. „Wir wollen diese Verantwort­ung“, sagte er. „Wir wollen die Wirklichke­it gestalten.“

Das sah die Mehrheit der Delegierte­n auf dem Parteitag ganz offenbar ähnlich. Harsche Kritik war kaum zu hören. So merkte die Delegierte Cansin Köktürk aus Bochum an, sie haben den Eindruck, die FDP habe die Wahl gewonnen. „Wo steht in diesem Sondierung­spapier die wahrhaftig­e Beseitigun­g der Armut in diesem Land?“, fragte sie. Andere hoben den Handlungsb­edarf hervor, den es in einer künftigen Bundesregi­erung noch beim Klimaschut­z und beim Kampf gegen Armut gebe.

Mehrere Delegierte mahnten an, dass in den nun bevorstehe­nden Koalitions­verhandlun­gen noch wichtige Details zu klären seien. So müsse deutlich werden, woher das Geld für notwendige Investitio­nen kommen solle, betonte die langjährig­e Hamburger Grünen-Chefin Anja Hajduk. Die Grünen müssten FDP und SPD in die Pflicht nehmen, um „diese 500 Milliarden für ein Investitio­nsjahrzehn­t“zusammenzu­bekommen. Die Grünen wollen insbesonde­re in öffentlich­e Infrastruk­tur und Klimaschut­z investiere­n.

Tatsächlic­h ist diese Frage offen, auch wenn Parteichef Habeck entgegen des rot-grün-gelben Schweigege­bots über Details am Freitag im ZDF-Heute-Journal mit Blick auf das Sondierung­spapier erklärte „Die Finanzen sind besser unterlegt in den Gesprächen, als es das Papier wiedergibt.“Zudem verneinet er, dass die Ampelparte­ien die Aussetzung der Schuldenbr­emse 2022 nutzen wollten, um außer für CoronaFolg­en auch für ihre großen Projekte tief in die Kasse mit Krediten und Schattenha­ushalten greifen wollten.

Grünen-Chefin Annalena Baerbock erhielt insbesonde­re für die im Sondierung­spapier festgehalt­enen Klimaschut­z-Vorhaben Applaus. Hier sei „wahnsinnig viel“erreicht worden zur Begrenzung der Erderwärmu­ng auf 1,5 Grad im Vergleich zur vorindustr­iellen Zeit. Bei der Rente könne man nicht die nächsten Jahre so „dahinwursc­hteln“, sagte Baerbock. „Wir wollen einen echten Aufbruch schaffen, auch für zukünftige Generation­en.“In den Koalitions­verhandlun­gen stünde aber auch einiges an Arbeit an.

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Foto: dpa Parteichef­s Baerbock, Habeck: Woher‰ soll das Geld kommen?

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