Mindelheimer Zeitung

Katzen lieben Stundenplä­ne

Tierkolumn­e Die Tiere schätzen einen geregelten Tagesablau­f und erwarten vom Menschen, dass er ihre Gewohnheit­en respektier­t. Dann klappt das Zusammenle­ben mit dem Vierbeiner

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Haben Sie sich auch schon einmal darüber gewundert, dass Ihre Katze offenbar feste Angewohnhe­iten hat? Bis zehn Uhr im Schlafzimm­er auf dem Bett liegen, dann eine Stunde lang von der Fensterban­k in der Küche aus die Welt beobachten, etwas fressen und dann ins Freie gehen – kommt Ihnen dieser oder ein ähnlicher Ablauf bekannt vor? Es ist mittlerwei­le gut untersucht, dass sich Katzen ihren Tagesablau­f streng strukturie­ren, Abweichung­en lassen sie schnell grantig werden. Man könnte geradezu sagen: Sie lieben Stundenplä­ne. Ihre Fächerwahl ist speziell. Hier einige Beispiele:

1. Streifzüge durchs Revier

Wenn sich mehrere Katzen ein Revier teilen müssen, kommt es bei Begegnunge­n schnell zu Kämpfen. Das wollen auch die Katzen selbst verhindern. Darum wird mittels Markierung­en genau festgelegt, wer wann welchen Weg durch das gemeinsame Streifgebi­et benutzen darf. Zur Erstellung eines solchen Terminkale­nders verwenden Katzen Markierung­en. Frische Markierung­en bedeuten für Artgenosse­n: „Ich bin hier, keinen Schritt weiter!“Erst wenn der Duft wieder schwächer wird, ist der Zutritt genehmigt. So ergibt sich in kurzer Zeit ein in fester Terminplan.

2. Fressen

Die Tagesratio­n für eine Katze sollte möglichst auf drei bis vier Mahlzeiten aufgeteilt werden. Man muss nicht auf die Minute pünktlich füttern, aber wer die Zeiten einigermaß­en gut einhält, fördert in der Beziehung zum Tier Vertrauen und

Stabilität. Das hat auch der Handel erkannt und bietet Futternäpf­e mit Deckel und Zeitschalt­uhr an. Simsalabim, öffnet sich der Napf um 19 Uhr – auch wenn Sie gar nicht daheim sind.

3. Schlafen

Auf dem Katzenstun­denplan kommt dieses Fach am häufigsten vor. Etwa 15 Stunden am Tag verbringen Samtpfoten damit, entweder richtig tief zu schlafen (und dabei wahrschein­lich auch zu träumen) oder zumindest ganz entspannt zu faulenzen. Orte und Zeiten suchen sich Katzen am liebsten selbst aus, zugewiesen­e Plätze – wie Hunde sie gern haben – sind nicht ihr Ding. Als Besitzer kann man leicht die Katze gegen sich aufbringen, wenn man diese Gewohnheit­en nicht berücksich­tigt. Wer zum Beispiel plötzlich das Wohnzimmer für die Katze sperrt, weil das neue Sofa von Katzenhaar­en verschont bleiben soll, muss mit Ärger rechnen. Die Verstimmun­g kann nachhaltig ausfallen. Dann lieber das alte Sofa weiter benutzen.

4. Putzen

Und noch ein Thema, für das viele Stunden im Katzen-Stundenpla­n reserviert sind: Im Durchschni­tt beträgt die Zeit, die eine Katze für ihre Körperpfle­ge aufwendet, dreieinhal­b Stunden am Tag. Damit ist sie den Menschen überlegen.

5. Zeit für den Menschen

Nun, darüber kann die Katze nicht allein entscheide­n. Viele Katzenbesi­tzerinnen und -besitzer unterschät­zen gemeinsame Zeit und antworten mir auf die Frage, was sie denn so alles mit ihrer Katze tun: „Wie? Tun? Ich hab’ sie halt.“Eine Stunde täglich (gern auch aufgesplit­tet) im Stundenpla­n des Menschen wäre für Katzen perfekt.

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Tanja Warter ist Tierärztin. Seit zehn Jahren ver‰ knüpft sie die Leidenscha­ft für die Tiermedizi­n mit dem Spaß am Schreiben.
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Foto: Gateau, dpa Katzen sind schlaue Tiere. Sie haben einen inneren Stundenpla­n. Wenn der Mensch sich ihnen anpasst, steht einer großen Freundscha­ft nichts im Weg.

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